"FOR HEAVEN’S SAKE" (1926)

(dt.: "Um Himmels Willen")
Regie: Sam Taylor
Mit Harold Lloyd, Jobyna Ralston, Noah Young, Paul Weigel u.a.
Dauer: 58 min.

FOR HEAVEN’S SAKE (1926)

Die Filme von Harold Lloyd, neben Chaplin und Keaton der dritte Komödien-Superstar jener Zeit, werden erst heute wieder entdeckt – und dies auch nur von einigen „Spezialisten“.

Dabei: Wer Chaplin mag, kommt an Lloyd nicht vorbei! Wer Harold Lloyds Filme heute sieht, im Bewusstsein, dass allein Chaplins Filme bis heute überlebt haben, mag ins Grübeln geraten: Mir etwa erschliesst sich kein nennenswerter Qualitätsunterschied zwischen den Filmen der beiden. Auch Lloyds Filme leben von brillianten, unvergesslichen Sequenzen, klug aufgebauten, zündenden Gags, starken Figuren, menschlichen Zwischentönen. Nur hatte Lloyd keine so beflissene meinungsbildende Anhängerschaft wie Chaplin, die ihn, blind für alle anderen Comedykünstler, unaufhörlich als der Grösste pries. Anders als Chaplin waren Lloyd solche Lobpreisungen nicht besonders wichtig; er zog sich in den späten Vierzigerjahren, nach einigen Tonfilm-Misserfolgen, aus dem Filmgeschäft zurück und verschwand sozusagen klanglos von der Bildfläche – ähnlich wie sein Kollege Buster Keaton. Während Chaplin weiterhin fleissig von sich reden machte.

Lloyds Werk wiederzuentdecken ist ein Heidenspass! Die 10-DVD-Box Harold Lloyd-The Collection bietet Gelegenheit dazu. Seine gesamten Stumm- und Tonlangfilme sind vereint, zusammen mit einer gelungenen Auswahl seiner besten Kurzfilme (Näheres siehe unten).

Nach Why Worry und Girl Shy stelle ich hier For Heaven’s Sake vor, der den beiden erstgenannten punkto Schlüssigkeit nicht ganz das Wasser reichen kann, der aber immer noch zum besten gehört, was (mir) aus der Stummfilmära an Komödien bekannt ist.

Hier spielt Lloyd den furchtbar reichen Harold Manners, der am selben Tag zwei neue Autos kauft kann – und sie (unbeabsichtigt) zu Schrott fährt. Ihm gegenübergestellt wird ein armer Priester (Paul Weigel) und seine Tochter (Jobyna Ralston), die mit einer fahrenden Kaffeküche in den Armenvierteln Gottes Wort verbreiten und von einer eigenen Mission träumen.

Damit ist die Ausgangslage gegeben für… Nein! Es kommt alles etwas anders als man denkt.

Harold und die Priestertochter verlieben sich, klar. Doch diese Geschichte bildet nicht das Zentrum des Films. Im Mittelpunkt steht Harolds Umgang mit einer Gruppe bekehrter Gauner – und da erinnert der Film in manchen Szenen frappierend an Frank Capras Lady for a Day (Lady für einen Tag, 1933) und dessen Remake Pocketful of Miracles (Die unteren Zehntausend, 1961). Wie die ungehobelten Klötze da plötzlich fromme und noble Herren zu spielen versuchen – das sieht schon fast nach einem Plagiat aus (von Seiten Capra und Co).

Unbeabsichtigt stiftet der reiche Snob Manners die ersehnte Mission – es handelt sich dabei um ein Missverständnis. Als er sich damit zum Gespött unter Seinesgleichen macht, will er die Sache rückgängig machen. Doch stante pede verliebt er sich in die Priestertochter, und  so rekrutiert er, statt die Mission zu schliessen, neue „Kunden“.
Zu diesen gehört auch der üble Schläger Butch (Noah Young) und seine Bande von Gaunern und Taschendieben, die aber schon bald zum Besseren bekehrt werden. Eine Polizeirazzia gerät zur peinlichen Farce, und als Harold und die Priestertochter heiraten wollen, hat er alle Hände voll zu tun, fünf sturzbetrunkene Missionsmitglieder an den Ort des Geschehens zu lotsen – eine wunderbare Sequenz, die in einer rasenden Fahrt in einem führerlosen Bus gipfelt.

For Heaven’s Sake setzt sich im Grunde aus drei mehr oder weniger lose verbundenen Sequenzen zusammen, doch die Figuren und die Thematik halten den Film soweit zusammen, dass er als ein gelungenes Ganzes durchgeht. Zudem sind die einzelnen Sequenzen mit so vielen geistreichen Einfällen und brillanten Szenenfolgen gespickt, dass das Zuschauen zur reinen Freude wird.

Einmal mehr, aber etwas deutlicher spreche ich hiermit meine dringende Empfehlung für die Harold Lloyd-Box aus. „Safety Last“ ist ein toller Film – aber Lloyd hat ebenso grandiose Sachen gemacht – oder sogar noch bessere!

FOR HEAVEN’S SAKE (1926)

FOR HEAVEN’S SAKE (1926)

Die DVD-Ausgabe: Der Film ist, wie erwähnt, in der 10-DVD-Box Harold Lloyd – The Collection erschienen (Regionalcode 2).
For Heaven’s Sake (und alle anderen enthaltenen Filme) sind digital neu aufgearbeitet und auf Hochglanz poliert worden, die Bildqualität lässt nichts zu wünschen übrig!

Die Filmmusik von Robert Israel ist einfach wunderbar. Sie wurde extra für den Film komponiert und von einem Kammermusik-Ensemble engagiert eingespielt. Ihre Bandbreite reicht von Ragtime bis zum Choral und passt sich dem Rhytmus und den Zwischentönen des Film perfekt an. Zudem bietet sie auch für sich allein betrachtet einen herrlichen Hörgenuss.

Regionalcode: 2

Bestellung: Die Lloyd-Box ist allemal eine lohnende Anschaffung, denn die allermeisten der darin enthaltenen Lloyd-Werke sind den Preis wert! Die Box kostet bei amazon.de derzeit 55 Euro, bei privaten Anbietern kriegt man die Box, auch via amazon, sogar bereits für 29 Euro.
In der Schweiz scheint die Box bereits nicht mehr erhältlich zu sein.

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