Flugängste

409040_web_R_B_by_Dieter Schütz_pixelio.deEs gibt so Themen, über die ich ungern schreibe. Es ist ein Unterschied, ob man etwas ironisch darstellt oder ein Klagelied singen will. Ironisch mag ich total gerne, weil da kann ich mit Wörtern jonglieren und mich selbst auf die Schippe nehmen. Das ist wunderbar. Diese Sache mit den Klageliedern mag ich gar nicht. Ich möchte auch nicht außerhalb dieses Blogs als meckernde Heulsuse wahrgenommen werden. Aber was nicht geht muss doch benannt werden oder nicht? Ich habe diesen Text „Flugängste“ genannt. Der Titel ist leicht irritierend und könnte gegebenenfalls missverstanden werden. Ich fliege unheimlich gerne. Flugangst habe ich keine.

Aber langsam überkommt mich das Gefühl, dass auf Dauer eine Vorfreude auf den Urlaub sich nicht einstellen wollen wird. Und jetzt wird jeder aufmerksame Leser meines Blogs wissen was ich meine. Da gibt es einmal den Text über die unverschämten Mitarbeiter des Flughafens Dortmund, da gibt es den Text über die unverschämte WizzAir, die einen für die Anmeldung der Hilfeleistungen 1,99 Euro/Min. abknöpfen wollte. Und jetzt gibt es einen Text über alles zusammen. Mein Gott ich schreibe das wirklich nicht gerne. Ich würde auch viel lieber schreiben, dass ich mir ein neues Kleid gekauft habe oder was es Neues bei Sturm der Liebe gibt. Umso genervter bin ich, dass ich das Gefühl habe, dass jedes Mal wenn ich fliege etwas Ungünstiges passieren muss. Im Nachhinein hat sich der Flughafen Dortmund entschuldigt und es kommt seit dem nicht mehr vor. Die WizzAir hat mir mein Geld zurückgezahlt und mich entschädigt. Also bin ich mit denen und mit mir im Reinen. Fühlte mich sogar als Kundin ernst genommen und nicht als Mensch zweiter Klasse.

Und dann das: als ich letztes Mal geflogen bin war es ein Rundumschlag. Angefangen mit der Abholung durch den Mitarbeiter des Service am Danziger Flughafen. Da spreche ich mit jemanden polnisch und er gräbt gebrochene Deutschbrocken, die er irgendwo mal aufgeschnappt hat, raus, um sich mit meiner Assistentin zu verständigen und dabei dachte ich, ICH sei Kundin der Dienstleistung. Dann wurde ich fast vergessen- alle anderen durften schon einsteigen. Dann war am Danziger Flughafen so viel Personal zur Verfügung, dass ich zu allerersten Mal in meiner Fluggeschichte von einer Frau gehoben wurde. Wer die Fotos von mir sieht, weiß dass ich sicher kein Fliegengewicht bin. Entsprechend lief auch das Unterfangen. Der sogar deutsch-sprechende Kollege kannte die Hebegriffe nicht wirklich. Anstatt mich von Rollstuhl auf den Sitz zu setzen, tanze er so ein bisschen um den Rollstuhl herum mit mir im Arm. Und seiner, adrett gekleideten Kollegin riss der Rock.

Im Flugzeug selbst, da saßen schon alle, sollte es mal ausdiskutiert werden müssen, Zeugen hätte ich genug, wurde es nicht professioneller. Die WizzAir setzte mich in die zweite Reihe- da wo man nicht nur weniger Beinfreiheit hat, sondern die Leute, wenn sie einen platzieren wollen, nicht mal genug Platz haben um einen hinzusetzen. Ich hatte versehentlich zu spät angerufen, um mir den Sitzplatz zuteilen zu lassen, ich ging davon aus, dass ich deshalb nicht in der ersten Reihe sitze. Selber schuld. Aber, auf dem Flug waren drei Plätze in der ersten Reihe frei. Die Stewardessen schauten dem Schauspiel zu und lenkten nicht ein. Was für das Bodenpersonal und für mich mehr als eine Erleichterung gewesen wäre. Ich könnte mich jetzt darüber auslassen, wie genervt sie waren, dass es so lange gedauert hatte, aber wahrscheinlich würde ich nur behaupten, dass es daran liegt, dass sie nicht so viel essen dürfen wie andere, und deshalb lasse ich es.

Zuhause angekommen, habe ich mich natürlich beschwert. Bei der Fluggesellschaft, beim Luftfahrt Bundesamt und bei der Europäischen Agentur für Flugsicherheit. Den Danziger Flughafen habe ich ausgelassen, weil meine Polnisch-Kenntnisse dann doch nicht ausreichen würden. Und außerdem nutze ich ganz gerne den Polenurlaub, um zu merken wie gut es mir in Deutschland geht. So, die Fluggesellschaft fühlte sich nicht verantwortlich, da es nicht ihr Bodenpersonal war. Kein Kommentar zu dem Boardpersonal. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit fühlte sich nicht verantwortlich, da sowas die nationale Behörde regelt und das Luftfahrt Bundesamt war der Hammer! Die klärten mich erstmal völlig zusammenhangslos auf über meine Rechte als mobilitätseingeschränkter Fluggast, dass ich ja das Recht hätte mitgenommen zu werden usw. Ah nee! Als ob ich je daran hätte zweifeln müssen, ob wenn die eine Wahl hätten, es nicht noch schlechter für mich laufen würde. Was mache ich jetzt also? Eine untragbare Situation und niemand kann mir etwas anderes erzählen. Und keiner nimmt mich ernst. Unaufgefordert hatte letztens das Bundesamt geschrieben, dass meine Beschwerde bearbeitet würde und ich Geduld haben müsse, also hat sich wohl bei der ersten Antwort nur ein Praktikant vertan – gut zu wissen. Aber ich befürchte, dass das Bundesamt nur zu dem Schluss kommt, dass es ja auf polnischen Boden passierte, und dass sie, wie alle anderen auch, doch nicht zuständig seien. Wer regelt das denn sonst? Dazu hat noch keiner Angaben gemacht.

Und was mir bleiben wird, ist wohl das Gefühl der Ohnmacht, Machtlosigkeit und das Gefühl, dass ich mit einem Duldungsstatus, über den ich mich gerne in solchen Zusammenhängen lustig mache, besser bedient wäre, als mit dieser Pseudokundenfreundlichkeit. Es kann doch nicht sein, dass meine Beschwerde so im Nichts verloren gehen wird. Es ist doch nicht nur in meinem Interesse, sondern auch im Interesse anderer Reisenden und des Personals wenn es doch darum geht, Schulungen zu verbessern und den Personalschlüssel zu erhöhen. Ich dachte, wir müssten weiter sein im Jahre 2016, wo doch Raketen ins All geschossen werden, auch wenn sie nicht funktionieren.

(Foto: Dieter Schütz / pixelio.de )


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