Fliegerheldin Melitta von Stauffenberg wohnte in Würzburg

Würzburg (internet-zeitung) – Wer die Frau ist, die einige Jahre lang in Würzburg eine Wohnung hatte und nach der in Berlin die Melitta-Schiller-Straße benannt wurde, erfährt man in dem kleinen Taschenbuch „Sturzflüge für Deutschland“. Dabei handelt es sich um die Entwicklungsingenieurin und Testpilotin Melitta Schiller (1903-1945), die 1937 den Althistoriker Alexander Schenk Graf von Stauffenberg (1905-1964) heiratete und fortan Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg hieß.

Alexander Schenk Graf von Stauffenberg habilitierte sich 1931 für alte Geschichte in Würzburg. Danach lehrte er in Gießen und Würzburg und wurde 1936 zum außerordentlichen Professor in Würzburg ernannt. Das Ehepaar Stauffenberg hatte vermutlich seit Sommer 1937 oder spätestens seit 1938 eine gemeinsame Wohnung in der Methfesselstraße in Würzburg. Rund anderthalb Kilometer davon entfernt befand sich der Flugplatz am Galgenberg, der seit 1936 als Militärflugplatz diente. Dies ermöglichte es Melitta, die in Berlin als Ingenieurin und Testpilotin arbeitete, häufig zu ihrem Ehemann nach Würzburg zu fliegen. 1941 wurde Alexander ordentlicher Professor in Würzburg. Die Wohnung des Paares in der Methfesselstraße wurde im März 1945 bei einem britischen Luftangriff der Alliierten auf Würzburg zerstört.

Die fliegende Gräfin war eine außergewöhnliche Persönlichkeit ihrer Zeit. Sie tat sich in den 1930-er und 1940-er Jahren als Entwicklungsingenieurin und Testpilotin hervor. Zu ihren besonderen Leistungen gehören mehr als 2.500 nervenaufreibende Sturzflüge von etwa 4000 bis auf 1000 Meter Flughöhe mit Sturzkampfflugzeugen. Ähnliches hat kaum jemand auch nur annähernd geschafft.

Bis zu 15 Mal am Tag unternahm Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg waghalsige Sturzflüge. Wenn sie in genug Höhe aufgestiegen war, senkte sie die Spitze ihres „Stuka“ in Richtung Erdboden, stürzte sich mit der Maschine Tausende von Metern senkrecht hinab und riss sie dann wieder nach oben. Solche waghalsigen Sturzflüge sind für einen menschlichen Körper fast nicht auszuhalten. Oft verliert ein Pilot dabei kurz das Bewusstsein.

Die mutige Pilotin litt unter einem ungeheuren Gewissenskonflikt. Einerseits war sie wegen ihres jüdischen Vaters Michael Schiller und wegen ihrer Verwandtschaft mit ihrem adligen Schwager Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944)), der am 20. Juli 1944 das missglückte Attentat auf den Diktator Adolf Hitler verübt hatte, keine Anhängerin der Nationalsozialisten. Neueren Erkenntnissen zufolge ist sie sogar in die Attentatspläne eingeweiht gewesen. Andererseits tat sie alles, um die kämpfenden Verbände zu unterstützen.

Nach dem misslungenen Attentat und dem gescheiterten Putschversuch brachen schwere Zeiten für die Familie der Schenken von Stauffenberg an. Die Brüder Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944) und Berthold Schenk Graf von Stauffenberg (1905–1944) sowie deren Onkel Nikolaus Graf von Üxküll-Gyllenband (1877–1944) wurden hingerichtet. Außer den Frauen und Kindern der Widerstandskämpfer kamen viele Mitglieder der weitverzweigten Sippe der Schenken von Stauffenberg in Haft. Darunter waren auch Alexander Schenk Graf von Stauffenberg und dessen Gattin. Melitta wurde nach sechs Wochen wegen ihrer „kriegswichtigen Aufgaben“ wieder entlassen, durfte aber fortan nur noch unter dem Namen „Gräfin Schenk“ ohne den Zusatz „von Stauffenberg“ arbeiten. Ihren Ehemann Alexander und ihre Schwägerinnen hielt man bis Kriegsende in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern („KZ“), darunter Buchenwald, fest.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Melitta am 8. April 1945 bei einem Flug mit ihrer unbewaffneten Maschine zu ihrem inhaftierten Ehemann bei Straßkirchen unweit von Straubing in Bayern von einem amerikanischen Jagdflugzeug abgeschossen. Sie konnte noch notlanden, erlag aber zwei Stunden später im Alter von nur 42 Jahren ihren schweren Verletzungen. Ihr Ehegatte Alexander Schenk Graf von Stauffenberg hat sie um 18 Jahre überlebt.

Das Taschenbuch „Sturzflüge für Deutschland“ von Ernst Probst und Heiko Peter Melle schildert das Leben der deutschen Fliegerheldin, die 1937 kurz nach Hanna Reitsch (1912-1997) als zweite Frau in Deutschland zum Flugkapitän ernannt wurde. Die Kurzbiografie ist bei „GRIN Verlag für akademische Texte“ (München) erschienen, umfasst 84 Seiten, ist reich bebildert und kostet 12,99 Euro. Bei „GRIN“ ist auch ein preiswertes E-Book im PDF-Format erhältlich.

Aus der Feder von Ernst Probst stammen zahlreiche Kurzbiografien über berühmte Fliegerinnen, Ballonfahrerinnen, Luftschifferinnen, Fallschirmspringerinnen, Astronautinnen und Kosmonautinnen, die ebenfalls beim „GRIN Verlag“ bestellbar sind. Der Autor Heiko Peter Melle ist ein Kenner der Familiengeschichte der Schenken von Stauffenberg.

Bestellungen von "Sturzflüge für Deutschland" bei: http://www.grin.com/de/e-book/199120/sturzfluege-fuer-deutschland


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