Filmkritik zu ‘Wasser für die Elefanten’

Filmkritik zu ‘Wasser für die Elefanten’

Schauspielerisch prallen Welten aufeinander, wenn in der Romanverfilmung ‚Wasser für die Elefanten‘ die beiden Oscar-Preisträger Reese Witherspoon und Christoph Waltz an der Seite von ‚Twilight‘-Schwarm Robert Pattinson zu sehen sind. Der Film, beruhend auf der gleichnamigen Vorlage von Sara Gruen, ist ein Ausflug in die Zirkuswelt der 30er Jahre, für den Regisseur Francis Lawrence verantwortlich ist. Neben ‚Constantine‘ und ‚I Am Legend‘, seinen eher fantastischen Ausflügen auf die Kinoleinwand, inszenierte Lawrence eine ganze Reihe von Musikvideos für Künstler wie Beyoncé, Lady Gaga oder aber Britney Spears. Für ihren Song ‚Circus‘ erschuf er bereits eine kunterbunte Zirkuswelt. In ‚Wasser für die Elefanten‘ bleibt es in der Manege bunt, aber auch der Ausflug in die finsteren Abgründe abseits des Rampenlichts will hier in Szene gesetzt werden.

Schon allein vor dem Hintergrund, dass 1931 die Große Depression, eine der schwersten Wirtschaftskrisen der Geschichte, Amerika fest in seinem Griff hat. In dieser Zeit durchlebt auch Tiermedizinstudent Jacob Jankowski (Robert Pattinson) seine größte Krise. Nach einer familiären Tragödie lässt er sein altes Leben hinter sich und schließt sich als Tierarzt einem Zirkus an. Er verliebt sich Hals über Kopf in die Kunstreiterin Marlena (Reese Witherspoon) und sie sich auch in ihn. Beide entdecken in der Zuneigung zu der eigensinnigen, als nicht dressierbar geltenden Elefantendame Rosie ihre Gefühle füreinander. Doch diese Romanze ist ein riskanter Drahtseilakt. Marlena ist mit dem Zirkusdirektor August (Christoph Waltz) verheiratet. Er ist ein Mann, der so charismatisch wie auch unberechenbar und gefährlich ist.

Filmkritik zu ‘Wasser für die Elefanten’

Robert Pattinson

Mit Christoph Waltz konnte der Film an dieser Stelle nicht so viel falsch machen. Bereits mit seinem Hollywood-Einstand ‚Inglourious Basterds‘ sowie seiner Superschurken-Rolle in ‚The Green Hornet‘ bewies der Österreicher, dass er die Schizophrenie zwischen fröhlichen Sarkasmus und erbitterter Böshaftigkeit exzellent beherrscht. Nichtsdestotrotz wünscht man sich inzwischen schon, Waltz einmal in einer anderen Rolle sehen zu dürfen, bei der er nicht aus seinem Standard-Repertoire – so stark es auch sein mag – schöpfen kann. Ihm gegenüber steht dieses Mal Robert Pattinson. Ihm haftet natürlich stets die Rolle des Edward Cullen aus den ‚Twilight‘-Verfilmungen an, die er hier aber abzulegen im Stande ist. Er verkörpert die menschliche Seele in dieser Zirkus-Welt voller Lug und Betrug. Im Gegensatz zum Zirkusbesitzer August sieht Pattinsons Jacob nicht nur Besitztümer und Objekte in den Wesen die ihn umgeben. Zeigt August kein Interesse an dem Wohlergehen seiner Attraktionen auf menschlicher Ebene, sei es ein Pferd, ein Elefant oder seine eigene Frau, für ihn sind diese Dinge nur gewinnbringende Objekte. Wo Jacob allerdings mit den Personen, die ihn umgeben, mitfühlt und leidet, entwickelt Robert Pattinson in seinem Schauspiel keine wirkliche Leidenschaft für die Zirkuswelt. Man möchte ihm nicht abkaufen, dass seine Figur hier sein Herz an das Leben im Eisenbahnwagon verliert, dass er auf ewig der herumziehenden Attraktionsmaschinerie beiwohnen möchte. Vielmehr sieht es immer so aus, als wäre er auf der Flucht vor diesem Leben. Das wäre in erster Linie nicht weiter tragisch, wäre die Handlung nicht eingebettet in eine Erzählung des gealterten Jacob, der in der heutigen Zeit einen Zirkusbesuch plant und einem Angestellten seine Lebensgeschichte erzählt.

Wo der 86-jährige Darsteller Hal Holbrook in seinen Szenen ganz deutlich, mit Tränen in den Augen, diese Leidenschaft für das Zirkusleben erweckt, ist Robert Pattinson eher der ungezügelte Jungspund, der verzweifelt versucht seinen Platz im Leben zu finden. Dabei hat der Zuschauer allerdings niemals das Gefühl, dass dieser Platz im Zirkus sein sollte.

Filmkritik zu ‘Wasser für die Elefanten’

Christoph Waltz & Reese Witherspoon

Während die verbalen und körperlichen Schlagabtäusche zwischen Pattinson und Waltz durchaus unterhaltsam daherkommen, werden Reese Witherspoon und die Elefantendame Rosie leider zu Randerscheinungen degradiert. Wo in der literarischen Vorlage zumindest Rosie noch die antreibende Kraft für die Hauptfiguren ist, wird der Zuschauer im Film sie lediglich als Beiwerk wahrnehmen, die zwar wichtige Momente durchleben darf, aber niemals in den Fokus genommen wird. Das Leid, das Rosie durch August erleben muss, wird zumeist auf die menschlichen Figuren transportiert um ein größeres Mitgefühl gegenüber diesen zu erzeugen, obwohl genau diese Vorgehensweise als falsch angesehen werden muss. Viel trauriger wäre der Film geraten, hätten die Zuschauer sich öfters mit dem leidenden Elefanten konfrontiert gesehen.

Aber die Konzentration sollte wohl auf den besagten drei Hauptfiguren liegen und nicht auf anderen Dingen. So werden auch im Buch länger erzählte Nebenhandlungen über einen alten Mann, der sein Gefühl in den Beinen verliert und den kleinen Waggon-Mitbewohner Jacobs und dessen Hund nur kurz aufgegriffen um den Film zu strecken – wirklich relevant wirken diese Erzählstränge in der filmischen Version dann aber nicht.

‚Wasser für die Elefanten‘ ist ein Beweis dafür, dass Robert Pattinson auch fernab von ‚Twilight‘ zu schauspielern im Stande ist. Es ist auch ein Beweis dafür, dass Christoph Waltz seine Rolle als schizophrener Bösewicht mehr als gut erfüllt. Der Film taucht lange Zeit in die Welt des Zirkuslebens ein und bekommt nie wirklich den Dreh zur tränenreichen Tragödie. Trotzdem weiß er auch durch aufwühlende Momente zu überzeugen, nicht zuletzt sei das wirklich gut inszenierte Finale genannt, bei dem eine ganze Horde von Tieren die Zirkusmanege stürmt und es zum finalen Kampf zwischen Jacob, Marlena, Rosie und August kommt. Hätte der Film diese Intensität über seine kompletten 120 Minuten Laufzeit aufbauen können, wäre Regisseur Francis Lawrence hier ein gutes Zirkusdrama gelungen, so bleibt es zwar ein sehenswerter Film, der aber mit seinen Makeln zu kämpfen hat.

Denis Sasse


Filmkritik zu ‘Wasser für die Elefanten’

‘Wasser für die Elefanten‘

Originaltitel: Water for Elephants
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 120 Minuten
Regie: Francis Lawrence
Darsteller: Robert Pattinson, Christoph Waltz, Reese Witherspoon, Hal Hoolbrook, Paul Schneider, Mark Povinelli, James Frain

Deutschlandstart: 28. April 2011
Offizielle Homepage: waterforelephants.com/


wallpaper-1019588
Ninja to Koroshiya no Futarigurashi: Manga erhält eine Anime-Adaption
wallpaper-1019588
[Manga] H.P. Lovecrafts Der leuchtende Trapezoeder
wallpaper-1019588
Gemüsebeet in Mai: Diese 10 Gemüse kannst du jetzt pflanzen
wallpaper-1019588
Faszination Las Vegas – Tipps und Reiseempfehlungen