Filmkritik zu ‘Der geheime Brief’

Filmkritik zu ‘Der geheime Brief’

Die niederländische Regisseurin Simone Van Dusseldorp kann bereits auf vielzählige Erfahrungen sowohl im Spielfilm, als auch im Kurzfilm und Fernsehen zurückgreifen. Wahrscheinlich war sie deshalb die erste Wahl für die Neuverfilmung der siebenteiligen Kinderfilmserie ‚Briefgeheim‘, die 1983 im niederländischen Fernsehen zu sehen war und auf einem zehn Jahr zuvor erschienenem Kinderbuch des Autors Jan Terlouw basiert. Diese Geschichte wurde nun unter dem deutschen Titel ‚Der geheime Brief‘ für die große Leinwand adaptiert. Seine Deutschlandpremiere feierte der Film am 7. Oktober auf dem Hamburger Film Festival, während ein offizieller Start bisher noch nicht bekannt gegeben wurde.

Filmkritik zu ‘Der geheime Brief’

Hanna Obbeek

Es geht um die elfjährige Eva, die eigentlich sehr zufrieden mit ihrem Leben wäre, würden sich ihre Eltern nicht ständig streiten. Um sie zu erschrecken, heckt Eva mit ihren Freunden Jackie und Thomas einen Plan aus: Sie will sich einen Tag lang verstecken, damit sich ihre Eltern aus Sorge über ihr Verschwinden vertragen. Doch als Thomas und Jackie sie in ihrem Versteck besuchen wollen, ist Eva weg. Tags darauf taucht sie wieder auf und erzählt den beiden eine haarsträubende Geschichte über einen Mord, eine Erpressung und einen geheimen Brief. Und so machen sich die drei daran, das Rätsel zu entschlüsseln.

Nachdem Eva zu drastischen Mitteln gegriffen hat um den ewigen Ehestreit ihrer Eltern zu beenden, erzählt uns Regisseurin Simone Van Dusseldorp in einer Rückblende, was Eva in der Villa des Filmbösewichts mit ansehen und erleben musste. Dass das Mädchen kein Trauma davonträgt, obwohl sie Zeuge eines Mordes wurde, bleibt eine Randnotiz, die nicht weiter beachtet werden muss. Sie wird gefangen gehalten, narkotisiert und bekommt erzählt, dass ihr Vater für den Mann arbeitet, der sie hier gerade in seinem Haus festhält. Unter Androhung, dass ihr Vater ins Gefängnis wandert, wenn sie etwas von dem Gesehenen weitererzählt, möchte sie zuerst nichts weiter von den Ereignissen wissen. Aber nach und nach macht sich ihr Gewissen bemerkbar und sie muss mit ihren Freunden der Sache auf den Grund gehen.

Seit jeher scheint es die lieben Kleinen zu faszinieren, sich selbst als Spürnasen in kriminellen Fällen auszuprobieren. Bereits die drei Fragezeichen, TKKG oder die Fünf Freunde sind nicht nur im Hörspielbereich auf ein großes Interesse gestoßen, sondern haben allesamt schon Ausflüge auf die Fernsehbildschirme oder Kinoleinwände unternommen. Mit ‚Der geheime Brief‘ kommt nun eine Geschichte daher, die ebenfalls schon einige Jahre auf dem Buckel hat – was sie aber nicht minder spannend macht. Bereits zu Beginn des Filmes, wenn die Hauptfigur Eva mit zu einer Waffe geformten Händen durch die Firmenhalle ihres Vaters schleicht, macht sich bemerkbar, dass das kleine Mädchen ein Faible für Krimis haben dürfte. Umso größer ist ihre Neugier, wenn sie nach einem Aufeinandertreffen mit einem echten Kriminellen, ihren Vater in Verdacht hat, ebenfalls für die falsche Seite des Gesetzes tätig zu sein. Von ihren beiden Freunden Thomas und Jackie bekommt sie daraufhin tatkräftige Unterstützung in dem Fall ‚Der geheime Brief‘.

Filmkritik zu ‘Der geheime Brief’

Filip Peeters, Karlo Severdija & Nanette Drazic

Auch wenn der Film nie über die Qualitäten einer Fernsehproduktion hinausgeht, gelingt es ihm doch ein gehöriges Maß an Spannung aufzubauen, welches sich allemal mit den Erwachsenen Kriminalfällen messen kann. Dabei bildet der titelgebende geheime Brief nicht unbedingt ein zentrales Motiv der Handlung, vielmehr setzt er diese nur in Gang. Fortan schlagen sich die drei Freunde durch stille Beschattungsmomente, Verfolgungsjagten und Konfrontationen mit den Bösewichten.

‚Der geheime Brief‘ zieht seine Spannung aus den vielen Fragen, die der Film aufwirft. Geschickt bietet er den Zuschauern nicht sofort die Antworten auf alle auftauchenden Probleme, sondern lässt erst einmal Raum für eigene Interpretationen. Was hat es mit den merkwürdigen Zahlen und Namen auf dem geheimen Brief auf sich und ist Evas Vater wirklich selbst ein Krimineller? Nach der anfänglichen Einführung, in der Eva ein nahes Verhältnis zu ihrem Vater zugesprochen wird – er kommt mit zu ihren Hockeyspielen,sie spielt bei ihm auf der Arbeit und der Vater ist immer zur Stelle, wenn seine Tochter seine Hilfe benötigt – während die Mutter vergleichsweise wenig in Erscheinung tritt, wird diese väterliche Bindung auf die Probe gestellt und der Film arbeitet die Vorbildfunktion des Vaters heraus, auch wenn diese zunächst durch Evas Vermutung erschüttert wird.

‚Der geheime Brief‘ ist ein Kriminalfall für Jedermann, der mit seinen spannenden Elementen die Handlung am Laufen hält. Ganz nebenbei wird die Geschichte eines Mädchens und ihrem heldenhaften Blick auf ihren Vater erzählt, der zutiefst erschüttert wird. Das ist der eigentliche Fall, der hinter dem Film steckt und von dem Dreiergespann um Eva, Thomas und Jackie gelöst werden will. Und am Ende ist es vielleicht doch der geheime Brief, der für ein Happy-End sorgen wird.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Der geheime Brief’

‘Der geheime Brief‘

Originaltitel: Briefgeheim
Altersfreigabe: noch ohne Angabe
Produktionsland, Jahr: N, 2010
Länge: ca. 87 Minuten
Regie: Simone Van Dusseldorp
Darsteller: Hanna Obbeek, Isabelle Stokkel, Nils Verkooijen, Daan Schuurmans


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