Filmkritik zu ‘Der Biber’

Filmkritik zu ‘Der Biber’

In den 90er Jahren versuchte sich die viel gelobte und mit zwei Oscars (für ‚Angeklagt‘ und ‚Das Schweigen der Lämmer‘) ausgezeichnete Schauspielerin Jodie Foster mehrmals auf dem Regiestuhl. Sie inszenierte eine Folge der Fernsehserie ‚Tales from the Darkside‘, danach folgten mit ‚Das Wunderkind Tate‘ und ‚Familienfest und andere Schwierigkeiten‘ zwei Spielfilm-Regiearbeiten. Nach 16 Jahren Abstinenz auf der anderen Seite der Kamera kehrt Jodie Foster mit ‚Der Biber‘ zurück, wo sie sich mit Mel Gibson einen Schauspiel-Kollegen zur Seite gestellt hat, der selbst mit Filmen wie ‚Braveheart‘ oder ‚Apocalypto‘ Erfahrungen im Regie-Business sammeln konnte.

Filmkritik zu ‘Der Biber’

Anton Yelchin

Während Jodie Foster für ‚Der Biber‘ sowohl vor als auch hinter der Kamera tätig war, ist Mel Gibson nur auf der Leinwand aktiv geworden. Als Walter Black leidet er an einer schweren Depression und kann deshalb keiner seiner Rollen – weder als Ehemann noch als Vater – gerecht werden. Sein Leben gerät immer stärker aus den Fugen, bis ihn seine Frau schließlich vor die Tür setzt. Walter ist am Ende, doch durch Zufall entdeckt er eine Biber-Handpuppe im Müll, die sich als wahre Rettung erweist. Ab sofort lässt Walter den Biber für sich sprechen. Zwar reagiert seine Umwelt zunächst höchst irritiert, mit der Zeit akzeptiert sie aber Walters eigenwilliges Verhalten und lernt die Vorzüge der Handpuppe zu schätzen. Auf einmal scheint Walter wie ausgewechselt. Dank des Bibers bekommt sein Leben wieder einen Sinn. Im Job ist er erfolgreicher als je zuvor und auch sein Eheleben erhält neue Inspiration. Je perfekter der Biber Walters Persönlichkeit jedoch annimmt, desto mehr verliert Walter die Kontrolle über sein neues Leben.

Nach dem Lesen der Hauptprämisse zu ‚Der Biber‘ wird der Kinogänger erst einmal skeptisch sein, ob Mel Gibson in der Lage ist, eine solche Rolle so auszufüllen, dass der schmale Grat zwischen Drama und Komödie niemals in eine der Richtungen zu sehr überschritten wird. Dahingehend darf man die Zuschauerschaft beruhigen. ‚Der Biber‘ ist kein Film, der mit vielen Überraschungen aufwarten kann, aber es ist ein Film, der sichtlich mit viel Liebe und Hingabe inszeniert wurde. Auch in noch so abstrusen Situationen, nimmt man die Lage in der sich Mel Gibsons Figur befindet immer ernst. Niemals driftet der Film in die Lächerlichkeit ab.

Filmkritik zu ‘Der Biber’

Jodie Foster, Riley Thomas Stewart & Anton Yelchin

Dabei ist es vor allem Mel Gibson, der hier im Stande ist den Film auf seinen Schultern zu tragen. Als müder Geschäfts- und Familienmann, aber ganz besonders mit dem Biber auf der Hand, zeigt er ein emotionales Spiel von tiefer Depression, die die Handpuppe nur zu überspielen versucht. Schnell wird klar, dass der Biber nur die Flucht vor dem eigentlichen Problem ist und der Kampf noch weitaus härter wird als es diese offenbare Schizophrenie suggeriert.

Neben Mel Gibson ist es aber auch Anton Yelchin, ein Jungschauspieler der bereits als Chekov in J.J. Abrams ‚Star Trek‘-Neuverfilmung und als Kyle Reese in ‚Terminator: Die Erlösung‘ zu sehen war, der auf sich Aufmerksam machen kann. Als von seinem Vater enttäuschter Teenager, versucht seine Figur alles, um nicht genauso zu enden wie sein Vormund. Auf kleinen Zettelchen notiert er sich Eigenheiten, die er von seinem Vater übernommen hat und die es zu bekämpfen gilt, und präsentiert damit seine eigene, kleine Psychose. Der Vater-Sohn-Konflikt rückt in ‚Der Biber‘ stark in den Vordergrund und bietet für Yelchin genau den richtigen Rahmen, um als Darsteller fernab vom Action-Mainstream zu glänzen.

Die Biber-Handpuppe entwickelt derweil ein fast gruseliges Eigenleben. Natürlich ist es Mel Gibsons Leistung zu verdanken, dass hier wirklich der Anschein von zwei unterschiedlichen Persönlichkeiten erweckt wird. Dabei schafft er es zeitgleich der Handpuppe die verschiedensten Gemütszustände zu geben, ohne dass sich die Mimik des Bibers dabei ändern würde. Vom lustigen Nagetier bis zum wütenden Nebenbuhler schwankt die Schizophrenie in Puppenform glaubhaft zwischen Komödie und Drama.

Frau Foster braucht sich als Regisseurin nicht zu verstecken. Auch mit einem als problematisch geltenden Mann wie Mel Gibson hat sie mit ‚Der Biber‘ einen unterhaltsamen Film geschaffen, der liebenswert und niemals langweilig daherkommt. Da wird der Zuschauer es der Regisseurin hoffentlich verzeihen, dass der Film ohne Aha-Effekte auskommt und trotzdem den Weg zum Kino auf sich nehmen. Lohnen tut er sich allemal.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Der Biber’

‘Der Biber‘

Originaltitel: The Beaver
Altersfreigabe: ab 6 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 91 Minuten
Regie: Jodie Foster
Darsteller: Mel Gibson, Jodie Foster, Anton Yelchin, Jennifer Lawrence, Riley Thomas Stewart

Deutschlandstart: 19. Mai 2011
Offizielle Homepage: biber-derfilm.de/


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