Filmkritik zu “Contagion”

Filmkritik zu “Contagion”

Seit Steven Soderbergh 2001 für seinen Film „Oceans Eleven“ mit Matt Damon und George Clooney zusammen gearbeitet hat, sind diese beiden Schauspieler wiederkehrende Anker in den Filmen des amerikanischen Regisseurs. Mit zwei Nachfolgern zur Oceans-Serie sowie Filmen wie „Solaris“, „The Good German“ oder „Der Informant!“ beteiligten sich Clooney und Damon immer wieder an den Werken Soderberghs – anders ist es auch nicht bei „Contagion“, einem Film über eine weltweite Epidemie, die nach und nach die Menschheit auszulöschen droht. Mittendrin findet sich Matt Damon als Ehemann der ersten an dem Virus erkrankten Frau wieder.

Dieses Virus wird durch die Luft und über Oberflächenberührungen übertragen und breitet sich rasend schnell aus. Es tötet seine Opfer innerhalb weniger Tage. Als die Epidemie sich auf der ganzen Welt ausbreitet, arbeiten internationale Ärzte an der Entwicklung eines Gegenmittels und planen geeignete Maßnahmen zur Eindämmung der um sich greifenden Panik, die noch ansteckender als das eigentliche Virus ist.

Filmkritik zu “Contagion”

Anna Jacoby-Heron & Matt Damon

Und genau mit dieser Massenpanik wäre „Contagion“ weitaus interessanter geworden, als er es letztendlich ist. Der Film bietet auf seine ganz eigene Weise durchaus gute Unterhaltung und geht spannend und erschreckend mit der Thematik um. Wenn diverse Oberflächen – berührt von Virusträgern – in Großaufnahme eingefangen werden, entwickeln sich Türgriffe und Gläser zu Horrorobjekten für den Zuschauer. Es gibt Momente, in denen Menschen sterben, die in anderen Hollywoodproduktionen verschont bleiben würden: In einer anfänglichen Szene sehen wir, wie es Mitch Hemhoffs (Matt Damon) kleinen Stiefsohn trifft und dieser leblos blass auf dem Bett verendet. Trotzdem möchte sich das gewisse Etwas bei „Contagion“ nicht einschleichen. Zu wenig wird der Fokus auf eine Figur gelegt, zu sehr verstreut sich die Handlung nicht nur auf unterschiedliche Orte, sondern auch auf verschiedene Figuren, die allesamt nicht im Zusammenhang miteinander stehen. So bietet Soderberghs neuester Film eher eine Verknüpfung einer Reihe von Einzelschicksalen, die wie kurze ineinander verschachtelte Episoden wirken. Durch diese Kürze fehlt es an Emotionen, die wichtig gewesen wären. Ebenso wie der Regisseur mit kühl blau/grauen Bildern arbeitet, schlägt sich diese Inszenierung auf die Schauspieler und Geschichte des Filmes nieder, die kalt und distanziert wirkt, den Zuschauer nicht an die Figuren heranführt.

Hinzu kommt, dass Steven Soderbergh versucht hat seinem Liebling Matt Damon ansatzweise so etwas wie eine Hauptrolle zukommen zu lassen. Dieser irrt – gemeinsam mit Filmtochter Anna Jacoby-Heron – durch die Straßen um das Bild der Verwüstung einzufangen, welches von der Seuche hervorgerufen wird. Damon soll der Mann auf der Straße sein, der die gesperrten Wege aus der Stadt erleben muss, durch zerstörte Supermärkte streift und auf plündernde Gruppierungen trifft. Er gibt uns das Bild des Normalbürgers, der sich mit der Epidemie konfrontiert sieht. Leider sind es genau diese Momente, die eher langweilig daherkommen und dem Film ein gewisses voran plätschern attestieren. Vielmehr hätte man Jude Law in den Fokus nehmen sollen, dessen prophetisches Bloggerdasein eine erfrischende Brise in den Film bringt. Er spielt die interessanteste und sicherlich auch aktuellste Figurenrolle der heutigen Gesellschaft. Als Online-Journalist geht er gegen die Machenschaften der Behörden vor, denen er ein großes Komplott unterstellt, welches der Pharmaindustrie zum Aufschwung verhelfen soll.

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Laurence Fishburne & Kate Winslet

Hiervon wiederum bekommt man als Zuschauer zu wenig zu sehen. Jude Law konfrontiert die Menschen, zieht sie auf ihre Seite, lässt Personen auffliegen, die durch ihre Stellung innerhalb der Regierung Privilegien genießen und diese ausnutzen. Er wird zur heimlichen Hauptfigur, obwohl als Bösewicht konzipiert. Seine alternative Heilmethode, die gelbe Forsythie, eine asiatische Heilpflanze aus der Gattung der Ölbaumgewächse, gilt bei der Regierung nicht als Heilmittel, sondern als Hirngespinst ihres erklärten Feindes. Eine neue Heilmethode, eine neue Form des Journalismus – in „Contagion“ ohne Chance, von Soderbergh als minderwertige Modeerscheinungen abgestempelt.

Dieser Punkt macht „Contagion“ aber nicht zu einem schlechten Film. Steven Soderbergh erschafft eine Gegenwartsdystopie, die dem Zuschauer eine Menge Nerven abverlangt. Die Seifenindustrie könnte „Contagion“ als sehr gutes Werbemittel zum Verkauf ihrer Produkte benutzen, lauert der Tod hier doch überall. Der Horror liegt in der Geschwindigkeit, in der sich der Virus ausbreitet. Entgegen der eher langsamen Erzählweise des Regisseurs, sind es nur wenige Tage, bis der Virus gefährlich um sich greift. Der Vergleich zu SARS und H1N1 (Schweinegrippe) macht den Film realitätsnahe. Wenn ein wirklich tödlicher Virus ausbricht, ist die Menschheit für einige Zeit absolut hilflos – bis die Wissenschaft das Gegenmittel findet. Findet sie es nicht, sind wir verloren. Das ist der Horror, den „Contagion“ uns aufzeigt.

Denis Sasse

Filmkritik zu “Contagion”

‘Contagion‘

Originaltitel: Contagion
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 106 Minuten
Regie: Steven Soderbergh
Darsteller: Matt Damon, Jude Law, Gwyneth Paltrow, Laurence Fishburne, Marion Cotillard, Armin Rohde, Kate Winslet, Anna Jacoby-Heron, Demetri Martin, Elliot Gould, Bryan Cranston


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