Filmkritik: Victoria – So macht man Film

Victoria DVD Inlay.inddEinen Silbernen Bär auf der 65. Berlinale und gleich sieben Nominierungen beim Deutschen Filmpreis 2015 – Mit diesen Erfolgen kann sich der Film von Regisseur Sebastian Schipper schmücken. „Victoria“ heißt der Streifen und spielt in der deutschen Hauptstadt Berlin.

Die Nacht in Berlin neigt sich langsam dem Ende zu und Victoria (Laia Costa), eine junge Frau aus Madrid, hat eigentlich vor, den Heimweg anzutreten. Doch vor dem Club stößt sie auf vier Berliner Jungs – Sonne (Frederick Lau), Boxer (Franz Rogowski), Blinker (Burak Yigit) und Fuß (Max Mauff). Der Funke zwischen Victoria und Sonne springt sofort über, aber Zeit füreinander haben beide nicht. Denn er und seine Kumpels haben etwas vor. Eine krumme Sache. Etwas um eine Schuld zu begleichen. Als einer von ihnen jedoch unerwartet ausfällt, springt Victoria ein. Was hierdurch für ein großes Abenteuer beginnt, hätte wohl keiner von ihnen erwartet.

Über eine Länge von 140 Minuten nutzt der norwegische Kameramann Sturla Brandth Grøvlen lediglich eine Handkamera und kann schlussendlich eine erstaunliche Leistung abliefern. Denn die allzu glatt wirkenden HD-Bilder, die man aus den meisten Kinofilmen kennt, kommen hier nicht zum Einsatz. Ganz im Gegenteil. Es entsteht ein gewolltes Gegenstück zu der sonst so perfekt wirkenden Ästhetik. Doch genau das macht den Charme von „Victoria“ aus. Der Zuschauer hat den Eindruck, einen Abschnitt aus dem realen Leben einer echten Person zu betrachten. Verstärkt wird dieser Effekt durch authentische Dialoge. Vor allem zwischen den jungen Männern und Victoria, die kein Deutsch spricht und somit auf Englisch zurückgreifen muss, tritt ein vertrautes Szenario in Erscheinung. Auch wenn man die englische Sprache beherrscht, spricht man in einer Situation, die diese Kenntnisse voraussetzt, in den seltensten Fällen das perfekte Englisch. Und so müssen auch im Film die Darsteller immer wieder kurz überlegen, welches Wort das richtige ist, korrigieren sich selbst noch schnell oder geben nicht immer grammatikalisch korrekte Aussagen von sich.

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Besonders in der ersten Hälfte blickt der Zuschauer in eine Nacht, die jedem passieren kann. Genau diese Ausgangssituation verleiht dann dem zweiten Part von „Victoria“ das gewisse Etwas. Denn schnell stellt sich das Leben der Crew auf den Kopf und die Handlung entwickelt sich in eine Richtung, die sicherlich niemand vorab vermutet hätte. An dieser Stelle möchten wir gezielt auf weitere Inhaltsangaben verzichten, doch die Umsetzung ist auch in dieser Hälfte mehr als gelungen. Die weiterhin authentisch wirkende Atmosphäre wird nun durch eine neue Palette an Emotionen erweitert und kann bis zum Ende fesseln.

Ein Punkt wofür man das Team rundum dem deutschen Spielfilm ebenfalls loben kann, ist die besondere Schnitttechnik. Genauer gesagt, gibt es gar keinen einzigen Schnitt. Die Schauspieler treten also am Anfang in Erscheinung und die Kamera begleitet sie über die 140 Minuten ununterbrochen, ohne auch nur einmal abzuschalten. Insgesamt brauchte man drei Anläufe, um letztendlich dieses Resultat vorweisen zu können. Und auch die angesprochenen Dialoge wurden stellenweise improvisiert, was auch ein Grund für die erwähnten Authentizität darstellt. So verwundert es kaum, dass das Drehbuch lediglich zwölf Seiten aufweist. Aufbauend auf jener Tatsache müssen wir sicherlich nicht explizit auf die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller eingehen. Kurz und knapp: Sie sind beeindruckend.

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Fazit:

Auch wenn „Victoria“ nicht unbedingt einen Film darstellt, den man immer und immer wieder anschauen wird, kann er doch auf ganzer Linie überzeugen. Vor allem die Kameratechnik und Originalität heben das Werk in positiver Weise von den üblichen ab. Definitiv ein Meisterwerk.


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