Filmkritik: PAUL IS DEAD

Filmkritik: PAUL IS DEADHeute mal eine Filmbesprechung und ein TV-Tipp in einem: “Paul Is Dead” ist ein deutscher Fernsehfilm über die Verschwörungstheorie, dass Paul McCartney 1966 gestorben ist und durch eine Doppelgänger ersetzt wurde. Ich hab den Film vor Jahren gesehen habe (ich nehme an bei seiner Erstausstrahlung 2000), und der gerade wieder ein paarmal in TV-Programm auftaucht: am 21., 26. und 31. Oktober im ZDF Theaterkanal, jeweils um 22.55 Uhr.
Das ist wichtig, weil es “Paul Is Dead” nicht auf DVD gibt – aber dieser kleine Film ziemlich toll ist und es verdient hat, bekannter zu sein.

Regisseur: Hendrik Handloegten
Drehbuch: Hendrik Handloegten
Darsteller: Sebastian Urzendowsky, Martin Reinhold, Vakso Scholz, Ian T. Dickinson, Rainer Egger
Erscheinungsjahr: 2000

STORY
Sommer 1980: Tobias (Sebastian Urzendowsky) langweilt sich in einer deutschen Kleinstadt, während sein Bruder Till (Vasko Scholz) und sein Freund Helmut (Martin Reinhold) sich mit Frauenproblemen herumschlagen. Doch dann entdeckt Tobias den weißen VW Käfer vom “Abbey Road”-Cover und stößt auf Hinweise, dass Paul McCartney 1966 in einem Unfall mit eben diesem Käfer umgekommen ist. Ist etwa McCartneys Mörder nun in seiner Stadt?

REVIEW
“It was twenty years ago today…” – Immer wieder wird “Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band” angespielt, mit gutem Grund: Paul Is Dead wurde am 20. Todestag von John Lennon ausgestrahlt. Und auch wenn sich der Film wie vom Titel angedeutet mehr um Paul McCartney dreht, spiel Lennon da natürlich auch eine wichtige Rolle – klar, bei einem Film, der 1980 spielt. Der zentrale Beatles-Song des Films ist aber trotzdem “Strawberry Fields Forever”. Filmkritik: PAUL IS DEADWeil Tobias dort auf den ersten “Hinweis” stößt (das scheinbare “I buried Paul” am Ende), aber vor allem, weil der Songtext den Ton angibt: “Nothing is real and nothing to get hung about [...] Living is easy with eyes closed / Misunderstanding all you see.” Doch da Tobias kein Englisch versteht und so nicht über diese Lyrics nachdenken kann, stürzt er sich auf die Verschwörungstheorie.

Natürlich macht die ganze Verschwörungstheoriesache viel des Reizes des Films aus. Hier bekommen wir einen Haufen der bekannten versteckten Hinweise auf Plattencover und in Songs – die allein wären ja schon genug, da gibt es schließlich wirklich viele kleine Indizien, die Fans da über die Jahre angesammelt haben. Der Film reichert das aber noch mit einigenpersönlichen Elementen an, die nur Tobias betreffen, und die ganze Geschichte natürlich viel näher an seine Lebenswelt bringen.

Filmkritik: PAUL IS DEAD

“Paul Is Dead” ist aber deutlich mehr als ein Film über eine Verschwörungs- theorie, es ist auch ein Blick auf das Aufwachsen im Sommer 1980. Ein nostalgisches Wiederauflebenlassen des Alltags dieser Zeit (der Regisseur dürfte 1980 etwa in Tobias Alter gewesen sein) und den neben den abgehobenen Verschwörungshinweisen ganz bodenständigen Anliegen der drei Jungen: Tobias’ Sinnsuche, Tills und Helmuts Desillusionierung in der Liebe, den Wert von Freundschaft,der über allem steht. Es ist vielleicht etwas seltsam, dass der von den Jungen angenommene Tod von Paul McCartney eigentlich gar keine Auswirkungen hat – aber der ist eben, im Gegensatz zu der Verschwörungsproblematik, nicht relevant für den Alltag der Jungen.

Filmkritik: PAUL IS DEAD

Große Klasse ist übrigens auch der Soundtrack des Films – sehr viel Beatles, bzw Solosongs von Lennon und McCartney natürlich, aber gemischt mit der damals aktuellen Musik (die ich spätestens seit Ashes to Ashes wieder zu schätzen lerne). Dass dieser Film nach 10 Jahren noch nicht auf DVD erschienen ist, liegt sicher nicht an der Qualität, sondern daran, dass sich so ein kleiner Fernsehfilm sicher nicht die ganzen DVD-Rechte für so viele Beatles-Songs leisten kann.

Schöner Zufall: Mein liebster Neuere-Deutsche-Literatur-Dozent hat vor Jahren mal einen Beitrag zu dem Film in einem Buch veröffentlicht (keine Sorge, das bedeutet nicht, dass der Film verkopft wäre, in dem Band wird auch über Matrix und Herr der Ringe geschrieben, und schließlich hab ich bei diesem Dozenten auch eine Hausarbeit über Twin Peaks abgeliefert). Da stehen dann noch schicke Dinge, die man beim normalen Filmgucken eher nicht bemerkt – über postmoderne Elemente, Verweise auf E.T.A Hoffmans “Der Sandmann” in einer Szene und wie der Film die Struktur vonFilmkritik: PAUL IS DEAD “Strawberry Fields Forever” nachahmt, indem gegen Ende ein Fade-Out an einer möglichen Schlussstelle kommt, nur um gleich wieder mit einem Fade-In den Film fortzusetzen. Aber so faszinierend solche Dinge auch sind – man kann Paul Is Dead natürlich auch ohne germanistischer Analyse genießen, davon wusste ich schließlich vor 10 Jahren auch rein gar nichts.

Also: Paul Is Dead ist ein sehr schöner kleiner deutscher Fernsehfilm, zum Teil spannend-mysteriöse Beatles-Verschwörungstheorie, zum Teil nostalgischer Blick auf eine Jugend in den 80ern. Wenn euch irgendwas davon anspricht: Unbedingt den Film an einem der kommenden Termine aufnehmen, wer weiß, wann er wieder einmal in Fernsehen auftaucht.


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