Filmkritik: «James Bond 007 - Spectre» (seit dem 5. November 2015 im Kino)

You know the name. You know the number. Seit er 1963 dem üblen Doktor No das Handwerk legte, ist James Bond ein Dauergast auf den Leinwänden unseres Planeten. In nunmehr 52 Dienstjahren hat der britische Geheimdienstler mit dem ausgeprägten Sinn für Stil die Pläne dutzender Schurken vereitelt, jede Menge Martinis geschüttelt, nicht gerührt getrunken und mit einer stattlichen Zahl schöner Frauen die Nächte verbracht. Die Bond-Filmreihe ist die längste der Welt, eine Kino-Legende. Doch die Konkurrenz schläft nicht, weshalb der Agenten-Dino mit jedem neuen Film nicht zuletzt den Beweis antreten muss, immer noch nicht zum alten Eisen zu gehören. In Skyfall drei Jahre zurück gelang ihm dies auf eindrucksvolle Art; doch in James Bond 007 - Spectre, dem vierundzwanzigsten 007-Abenteuer, das seit heute offiziell in den deutschen Kinos läuft, schafft er es leider nur bedingt.

Filmkritik: «James Bond 007 - Spectre» (seit dem 5. November 2015 im Kino)

In Spectre steht Geheimdienst-Chef M (Ralph Fiennes) unter massivem Druck. Max Denbigh (Andrew Scott), der neue Leiter des Centre for National Security, will den MI6 als eigenständige Behörde auflösen und bei dieser Gelegenheit James Bond (Daniel Craig) gleich mal in Rente schicken. Dieser befinde sich gerade wieder auf einer unautorisierten Mission in Mexiko City, nachdem er eine kryptische Nachricht aus seiner Vergangenheit erhielt. Während in London die Luft für dem MI6 und 007 immer dünner wird, führt Bond sein Weg anschließend nach Rom, wo ihn Lucia Sciarra (Monica Bellucci), die Witwe eines berühmten Kriminellen, auf die Spur der Verbrecherorganisation „Spectre" bringt. Schnell wird klar: Um das Mysterium hinter Spectre zu lüften und den mysteriösen Mann (Christoph Waltz) dingfest zu machen, der an der Spitze steht, muss Bond die Tochter seines alten Erzfeindes Mr. White (Jesper Christensen) aufzuspüren, die Ärztin Madeleine Swann (Léa Seydoux). Denn nur sie kann entscheidende Informationen liefern. Während Moneypenny (Naomie Harris) und Q (Ben Wishaw) 007 bei seiner Suche nach Swann unterstützen, schickt Spectre mit Mr. Hinx (Dave Bautista) seinen besten Killer, um die Informantin und Bond zu eliminieren. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...

Never change a winning team. Bei der Besetzung der Schlüsselpostionen ging das Produzenten-Duo Barbara Broccoli und Michael G. Wilson keinerlei Risiko ein. Wie schon bei Skyfall stammt das Drehbuch für Spectre von Neal Purvis, Robert Wade und John Logan, während Sam Mendes erneut auf dem Regiestuhl Platz nahm. Für Purvis und Wade ist der aktuelle Streifen sogar schon der vierte 007-Film in Folge, zu dem sie das Skript beisteuern. Seit Casino Royale im Jahre 2006 sind die beiden an Bord; jenem Streifen also, in dem Daniel Craig seinen Einstand als Geheimagent mit der Lizenz zu Töten gab. Vor seinem Bond-Debüt von vielen Seiten geschmäht, hat der inzwischen 47-jährige Brite seine Kritiker längst verstummen lassen und gilt mittlerweile als einer der besten (vielleicht sogar: der beste) Bond-Darsteller aller Zeiten. Und auch in Spectre präsentiert sich Craig in exzellenter Form und liefert eine derart überzeugende Performance ab, dass man es sich problemlos vorstellen kann, ihn noch in mindestens einem weiteren Film in dieser Rolle zu erleben. Zudem sorgte das fantastische Einspielergebnis von Skyfall dafür, dass für die Dreharbeiten zu Spectre ein Budget von kolportierten 300 Mio. Dollar zur Verfügung gestanden haben soll. Bei solchen Voraussetzungen konnte eigentlich gar nichts schiefgehen. Aber irgendwie dann doch.

Writings on the wall. Dass Bonds 24. Einsatz die Erwartungen nicht ganz erfüllen kann, geht in erster Linie auf die Kappe der Drehbuchautoren, wobei auch Regisseur Sam Mendes eine Mitschuld trägt. Die Antwort von Purvis, Wade und Logan auf die Frage, wie man 007 auch im 21. Jahrhundert ein Alleinstellungsmerkmal verschaffen kann, lautet: Bond muss so klassisch wie möglich sein. Diesen Weg schlug das Trio schon bei Skyfall ein und geht ihn im Nachfolger konsequent weiter. Zu diesem Zweck bietet man mit James Bond 007 - Spectre jene mysteriöse Organisation auf, gegen die Bond vor Jahrzehnten bereits mehrfach antreten musste. Und man greift auf die bewährte Bond-Formel mit ihren Bestandteilen rasante Action, exotische Lokalitäten und schöne Frauen zurück. In diesen Mix bringen die Autoren nun zusätzlich die Idee einer Reise ein, die James Bond (ohne es zu diesem Zeitpunkt zu wissen) in Casino Royale begonnen hat und die nun ihren Abschluss findet. Das klingt nicht nur ambitioniert, sondern ist es auch. Und leider bekommen es die Drehbuchschreiber nicht hin, die Komponenten in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen, weshalb der Film in Episoden zerfällt, die jede für sich durchaus sehenswert sind, in der Endabrechnung jedoch keinen großartigen Film ergeben, da die verbindende Klammer zu schwach ausgeprägt ist: Bond jagt den Kopf von Spectre, und schnell wird klar, dass zwischen den beiden Männern eine Verbindung besteht. Welche das ist, bleibt lange im Dunkeln. Und wenn einem schlussendlich die Auflösung präsentiert wird, ist sie zwar einigermaßen tragfähig, aber bei weitem nicht jenes Highlight am Motivation, das man vor dem Hintergrund, dass der Oberschurke auf die finale Konfrontation mit Bond vier Filme lang hingearbeitet hat, erwarten durfte. Christoph Walz müht sich sehr, bleibt als Franz Oberhauser jedoch blass, da das Skript und die Regie ihm ein sehr reduziertes Spiel aufzwingen, das ihn eher zerbrechlich wirken lässt, anstatt diabolisch. Das Gefühl, Oberhauser könne es wirklich mit Bond aufnehmen, stellt sich deshalb leider nie wirklich ein. Ganz im Gegensatz zu dem von Dave Bautista verkörperten Mr. Hinx, der ganz im Stile eines Oddjob oder Beißer in diesem Film die Tradition des schweigsamen Henchman fortsetzt und dem Doppelnullagenten mehr als nur gewachsen ist. Bautista darf mit Fug und Recht für sich in Anspruch nehmen, die Idealbesetzung für den Part gewesen zu sein. Ralph Fiennes, Naomie Harris und Ben Wishaw nutzen den Raum, den das Skript ihren Rollen zugesteht, durchaus gekonnt aus und Léa Seydoux spielt eine Bond Woman, die nicht unbedingt darauf wartet, von 007 gerettet zu werden, sondern sich ihrer Haut auch selbst recht gut zu wehren weiß. Das gefällt. Der Part von Monica Bellucci hingegen fällt derart knapp aus, man ihn schon als einen Kurzauftritt bezeichnen muss. Aber immerhin kann die Italienerin ab jetzt von sich sagen, in einem Bond-Film mit von der Partie gewesen zu sein.

For your eyes only. Auf Bonds Reiseplan stehen dieses Mal Mexiko City, Rom, die österreichischen Alpen sowie Marokko, ehe es ins heimatlich London zurückgeht. Und weil es ein 007-Film ist, gibt es einen Fight in einem Helikopter, eine Autoverfolgungsjagd, eine Zugfahrt und natürlich ein futuristisches Geheimversteck für den Oberbösewicht. Bekannte Ingredienzien, mit denen die Filmreihe sich Reverenz erweist, indem sie sich selbst zitiert. Sam Mendes' Kamera fängt das Geschehen zwar eindrucksvoll ein, doch der Regisseur ist so sehr damit beschäftigt, zu inszenieren und zu arrangieren, dass er darüber immer wieder vergisst, eine durchgehend stringente Geschichte zu erzählen. Das Resultat ist ein Film, der mit ca. 150 Minuten eindeutig zu lang geraten ist. Die Action-Szenen sind zweifelsohne rasant, doch noch wichtiger ist Mendes etwas anderes: nämlich die Optik. Doch verkommt die Architektur (zum Beispiel das futuristische Ice Q-Restaurant auf dem 3048 Meter hohen Gipfel des Gaislachkogls) dabei zum funktionslosen Selbstzweck. Es ist kaltes und seelenloses Blendwerk; die Chance, die Örtlichkeiten tatsächlich in den Dienst der Handlung zustellen, vergibt der Film eins ums andere Mal. Stattdessen begnügt er sich damit zu signalisieren, dass hier geklotzt wurde, während andere nur kleckern können.

Tomorrow never dies? Für James Bond 007 - Spectre hatten sich die Produzenten, die Autoren und auch Regisseur Sam Mendes viel vorgenommen. Die Mission, den erzählerischen Faden, der seit Casino Royale gesponnen wurde, zu einem Abschluss zu bringen, kann man als erfüllt betrachten. Und dass die Bond-Filme in Sachen Action sich vor der Konkurrenz immer noch nicht zu verstecken brauchen, hat sich auch dieses Mal wieder gezeigt. Allerdings hätte der Film einen etwas weniger selbstverliebten Regisseur gut gebrauchen können. Bond-Filme sind in erster Linie Action-Thriller, die von einem hohen Erzähltempo leben. Und gerade in dieser Hinsicht tut sich Spectre doch sehr schwer, durchgehend zu überzeugen. Spectre ist ein guter Film, der nur deshalb etwas enttäuscht, weil er zwar die Anlagen hatte, ein sehr guter zu werden, dieses Potenzial aber nicht abrufen konnte. Vielleicht ist dies ja dem 25. Abenteuer wieder vergönnt. Denn auch am Ende von James Bond 007 - Spectre heißt es natürlich wieder: James Bond will return.

James Bond 007 - Spectre läuft seit dem 5. November 2015 in den deutschen Kinos.


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