Filmfestspiele in Cannes: Palme D’or geht an "La vie d’Adèle"

Adèle Exarchopoulos (links) und Léa Seydoux (rechts) in

Adèle Exarchopoulos (links) und Léa Seydoux (rechts) in “La vie d’Adèle”.

Frankreich, Paris insbesondere, wurde nicht zuletzt in „Midnight in Paris“ von Woody Allen als ebenso romantische wie auch für die Filmwelt geschaffene Stadt in Szene gesetzt. Hierhin verschlägt es nicht nur Legenden der Filmgeschichte von Jean-Luc Godard bis Richard Linklater und eben jenen Woody Allen, der einst so bekannt dafür war, nur New York zu seiner filmischen Heimat zu ernennen. Mit der am Sonntagabend an der mehrere hundert Kilometer entfernten Côte D’Azur verliehenen Goldenen Palme bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes wurde ein Statement nach Paris geschickt. Dort nämlich, versammeln sich derzeit nach Angaben der Polizei etwa 150.000 Demonstranten – Veranstalter sprechen von einer Million Menschen.

Worum geht’s? Um das nach monatelangen Debatten in Kraft getretene Gesetz, das nicht nur die gleichgeschlechtliche Ehe anerkennt, sondern zugleich auch Partnern desselben Geschlechts die Adoption von Kindern gewährt. Ende April wurde das Gesetz zur sogenannten Homo-Ehe im Parlament beschlossen, am 18. Mai folgte die Unterzeichnung durch Präsident François Hollande und die Veröffentlichung im offiziellen Gesetzesblatt. Proteste gibt es von Seiten der konservativen Opposition und der katholischen Kirche, die auch weiterhin gegen das Gesetz protestieren wollen.

Diese versammeln sich bereits seit den Gesprächen um das Gesetz, fordern eine Umkehrung des Beschlusses, sprechen den Homosexuellen ein Recht auf Gleichstellung ab. Nun also die Verleihung am Sonntagabend in Cannes. Die Goldene Palme geht nicht nur allein an den Film „La vie d’Adèle – Chapitre 1 & 2“ (engl. Titel: „Blue is the warmest color: The Life of Adele“) von Regisseur Abdellatif Kechiche, sondern auch an die beiden Hauptdarstellerinnen Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos. Die beiden spielen Adèle und Emma, eine fünfzehn Jahre junge Schülerin und eine Kunststudentin, die zwar aus unterschiedlichen sozialen Schichten stammen, sich aber ineinander verlieben, zusammen kommen, sich im Laufe der Jahre dann aber auch wieder voneinander entfernen.

 

 

Der Film basiert auf der Graphic Novel „Le Bleu est une couleur chaude“ („Blue is a warm colour“) von Julie Maroh. Der fast drei Stunden lange Film sorgte bei den Filmfestspielen für Aufregung, da er explizite Sex-Szenen enthält. Der Regisseur Kechiche bekam die Goldene Palme von Uma Thurman überreicht und erklärte in seiner Dankesrede:

“I want to dedicate this prize and this film to the wonderful young people of France who I met while making this film and who taught me so much about the hope for freedom and of living in harmony together. And to the young people who, not so long ago, lived through the Tunisian revolution, so as to inspire them to live in freedom, express themselves in freedom and love in freedom.”

 

 

Leider bleibt bei solchen Entscheidungen oftmals offen, ob es sich wirklich um die Qualität eines Filmes handelt oder um ein tatsächliches politisches Statement. Bei Steven Spielberg, der den höchsten Preis des Festivals überreichte, lautete die offizielle Begründung jedenfalls:

“The film is a great love story that made all of us feel privileged to be a fly on the wall, to see this story of deep love and deep heartbreak evolve from the beginning. The director didn’t put any constraints on the narrative, on the storytelling. He let the scenes play as long as scenes play in real life.”

Der Film hat in Frankreich seinen offiziellen Kinostart am 9. Oktober dieses Jahres. Weitere Veröffentlichungstermine sind derzeit noch nicht bekannt.

Weitere Auszeichnungen der Filmfestspiele von Cannes 2013:

The Grand Prix: „Inside Llewyn Davis“ von Ethan & Joel Coen
Bester Regisseur: Amat Escalante für “Heli”
Jury Preis: “Like Father, Like Son” von Kore-Eda Hirokazu
Bestes Drehbuch: Jia Zhangke für “A Touch of Sin”
Beste Darstellerin: Bérénice Bejo in „The Past“ von Asghar Farhadi
Bester Darsteller: Bruce Dern in „Nebraska“ von Alexander Payne
Caméra d’or: Anthony Chen für „Ilo Ilo“
Short Film Palme d’or: „Safe“ von Moon Byoung-gon

Preise der Kategorie Un Certain Regard:

Hauptpreis: „The Missing Picture“ von Rithy Panh
Jurypreis: “Omar” von Hany Abu-Assad
Regiepreis: Alain Guiraudie für “Stranger by the Lake”
A Certain Talent Preis: Für das Ensemble von “La Jaula de Oro” von Diego Quemada-Diez
Avenir Preis / Bestes Erstlingswerk: „Fruitvale Station“ von Ryan Coogler


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