Facebook ade – mein sozialer Tod

Ich habe beschlossen, mich von Facebook zu verabschieden. Ich werde Ende nächster Woche mein Facebook-Konto löschen. Vorausgesetzt natürlich, ich finde eine Funktion dazu.

Was hat mich dazu veranlasst?
Zum ersten Mal habe ich über meine FB-Nutzung nachgedacht, als ein Freund einen weiteren meiner sinnlosen Selbstoffenbahrungskommentare mit den Worten „Ich bin dankbar für Facebook-Spam“ kommentierte. Was vielleicht eher scherzhaft von ihm gemeint war hat in mir die Frage entstehen lassen, was Spam für mich bedeutet?

Spam
Spam sind unerwünschte Informationen, die auf mich einprasseln, von Leuten, die ich häufig nicht kenne. Es kostet mich Zeit und Nerven, diese Informationen von denen zu trennen, die mich wirklich interessieren.
Das ist, wie man mir bitte nachsehen möchte, nur meine ganz persönliche Definition von Spam.
Unter dem Schatten dieser Definition traf mich die Erkenntnis, dass ich nicht nur Opfer, sondern auch Täter bin, indem ich ungefragt Informationen in meinem Freundes-, Bekannten- und Unbekanntenkreis streue.

Warum facebooke ich?
Bislang habe ich nie meine Motivation hinterfragt, so viel Zeit im Social Network zu verbringen. Warum poste ich, dass ich gerade eine Gemüsesuppe gegessen habe oder dass hier bei mir die Sonne scheint?
Oberflächlich betrachtet würde ich sagen, es ist die Verbundenheit mit meinen Freunden, sie an meinem Leben teilhaben zu lassen und sie mich an ihrem. Doch ist es wirklich ein Teilhaben? 100 Kommentare zu Bildern oder anderen Kommentaren können meiner Meinung nach nicht eine Stunde aufwiegen, die man mit einem Freund im Gespräch verbringt.

Also warum facebooke ich wirklich? Vielleicht ist es eine Selbsttäuschung, der ich erlegen bin. Facebook gab mir das Gefühl, nicht alleine vor dem Computer zu sitzen. Den eigenen Wert danach abschätzen zu können, wie viele Leute auf meine geistreichen Bemerkungen Bemerkungen posten ist überdies verlockend. Wie viele Leute „liken“ etwas, wieviele Leute „liken“ mich? Jeder Klick ist ein Stück Liebe und Selbstbestätigung. Nichts ist einfacher als das… und nichts schaler als der Nachgeschmack, der bleibt.

Warum facebooke ich nicht mehr?
Um es gleich vorwegzunehmen. Ich werde nicht mit Facebook aufhören, um mich einem anderen „Dienst“ an den Hals zu schmeissen wie Google+. Die Zeit, die durch die Nichtbenutzung von Facebook frei wird, werde ich sinnvoller nutzen. Als Maßgabe möchte ich eine halbe Stunde Facebooknutzung pro Tag annehmen, was bei mir durchaus realistisch ist. In dieser Zeit kann ich nun mit richtigen Menschen telefonieren, mich auf einen Kaffee treffen oder – wenn es digtial sein muss – auch zwei E-Mails schreiben.
Ganz verrückt und scheinbar vollkommen in Vergessenheit geraten: ich schreibe einen Brief mit der Hand oder gehe mit meiner Oma essen. Vielleicht nutze ich die Zeit auch für mich und lese ein gutes Buch oder meditiere etwas. Selbst eine halbe Stunde Mittagsschlaf kommt mir mittlerweile produktiver vor als auf kleine rote Kästchen links oben in der Ecke meines Bildschirms zu warten.

Natürlich ist da die Befürchtung, ausgeschlossen zu sein, abgeschnitten vom Freundeskreis, nicht mehr hipp und überhaupt total seltsam. Nach nur zwei Wochen ohne Facebook werde ich ohne Freunde dastehen, nach zwei Monaten an Vereinsamung sterben. Ich werde diesen Schritt vielleicht bitterlich bereuen.

Doch das Risiko bin ich bereit einzugehen.


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