Energetische Gebäudesanierung – vom Hoffnungströger zum Sündenbock

Gebäudesanierung

Ohnehin notwendige Sanierung oder energetische Sanierung?, Foto: Pixabay.com

Als Fachmann, ich bin Dipl.-Ing (FH) für Bauphysik, habe ich mich schon oft über das Erscheinungsbild von energetischen Genäudesanierungen in den Medien gewundert. Trotz des großen Potentials zum Klimaschutz und steigenden Heizkosten wird sehr negativ und überspitzt über dieses Thema in seriösen Medien berichtet und viele Fehlinformationen werden verbreitet.

Seit bald einem Jahr versuche ich nun die Kommunikation von energetischen Gebäudesanierung zum Thema zu machen. Allein mit fachlichen Angaben und Fakten wird man jedoch mit der Energieeinsparung im Gebäudebestand nicht weit kommen.

Bessere Kommunikation von energetischer Gebäudesanierung notwendig

Angefangen habe ich mit einem Artikel im “Jahrbuch 2014 – Energieeffizienz in Gebäuden” im Namen der Enerieblogger (wer Interesse an dem Buch hat, bitte melden) und dann weiter auf den Berliner Energietagen fortgesetzt, mit einer spontan organisierten Diskussionsrunde mit interessierten Fachleuten.

Alles unter der Frage wie man die Vorteile energetischer Geböudesanierung besser kommunizieren kann.

Zum Potential der energetischen Sanierung muss ich nicht viel schreiben. Rund 75% des Wohnungsbestandes in Deutschland ist nur wenig oder gar nicht saniert – dieses eine mal ist nicht die energetische Sanierung gemeint. Der Beitrag von Gebäuden zum CO2-Ausstoß in der EU beträgt 35% und in Deutschland sieht es kaum besser aus.

Ohne die Gebäude einzubeziehen ist also kein Klimaschutz möglich und dazu brauchen wir die energetische Sanierung im Bestand.

Doch immer mehr scheinen wir hier auf der Stelle zu treten und bekommn aus den Medien Begriffe wie “Dämmwahn”, “Armutsrisiko Sanierung” und “Gefahr” entgegen geschleudert.

Verengung der Kommunikation auf Wärmedämmung

Für eine Recherche über das Image der Dämmung hatte heute Kilian Rüfer, der mit mir zusammen die Diskussionsrunde organisiert hatte, herausgefunden, dass ab 2010 bei Google verstärkt nach den Worten “Dämmwahn” und “Dämmung Schimmel” gesucht wurde. Die Negativ-Berichte zeigten also Wirkung und viele Menschen sind verunsichert – sie wollen sich weiter informieren.

Hier zeigt sich wieder, dass die energetische Sanierung fast immer auf die Dämmung der Fassade reduziert wird. Das wird leider auch oft in der Praxis der Sanierungen so sein, aber ist das wirklich der Normalfall? Vorstellen kann ich es mir nicht. Aber ein einzelner Handwerkwerker ist nun mal schnell beauftragt und weniger Arbeit, bzw. günstiger als einen Architekt für eine komplette Planung zu beauftragen.

In dieser Verunsicherung der Mieter und Eigenheimbesitzer verbreiten sich Mythen und Fehlinformationen recht schnell. Die Verunsicherung steigt weiter an, energetische Sanierungen werden folglich eher weniger als mehr.

Fehlinformationen in der energetischen Sanierung müssen beseitigt werden

Info-Veranstaltung der DUH, Foto: Andreas Kühl

Info-Veranstaltung der DUH, Foto: Andreas Kühl

Um dem entgegen zu wirken und mehr aufzuklären hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) einige Informationen erarbeitet, die helfen sollen die meist verbreiteten Irrtümer über Wärmedämmung und energetische Gebäudesanierung zu beseitigen. Jetzt müssen diese guten Informationen weiter verbreitet werden und Fachleute dürfen dieses Wissen nicht mehr als selbstverständlich betrachten. So kann künftig hoffentlich nicht mehr so viel schief laufen in der Kommunikation zur Energieeffizienz von Gebäuden.

Vor der Veröffentlichung des neuen Argumentationspapier, um die Mythen bei der energetischen Gebäudesanierung zu widerlegen, hatte die DUH gesten interessierte Journalisten zu einem kleinen Presse-Workshop eingeladen. Experten hatten die Themen Dämmstoffe, Wirtschaftlichkeit von Sanierungen und Brandschutz näher erläutert und anschließend war Raum zur Diskussion.

Da war für mich auch so manch neue Information dabei, wie:

Der Energieinhalt der jährlich verbauten Polystyrol-Dämmung in Deutschland wird im Verkehrssektor in wenigen Stunden verbraucht. Die  insgesamt verbaute Polystyrol-Dämmung wird innerhalb einer Woche von Fahrzeugen in Deutschland verfahren.

So lässt sich so manches Argument schnell entkräften, genauso wie die Recyclingfähigkeit und Haltbarkeit von Wärmedämmung. Mehr solcher Beispiele?

Problemfeld der Trennung von energetischer Sanierung und notwendiger Sanierung

Aus der Diskussion hat sich auch ergeben, dass die Mehrkosten für bessere Energieeffizienz sich in der Praxis sich nur noch theoretisch darstellen lassen. Mittlerweile wird jede Sanierung auf die Energiewende und auf den Klimaschutz geschoben. Dabei wird oft völlig vergessen oder vernachlässigt, dass Sanierungen ohnehin fällig werden – spätestens nach 50 Jahren. In veralteten Wohnungen möchte auch niemand wohnen und die Heizkosten sind wohl immer noch zu gering oder zu wenig präsent, als dass sie eine Rolle spielen.

Insbesondere der letzte Punkt dürfte neben der Kommunikation von großer Bedeutung sein für die Zukunft der energetischen Gebäudesanierung. Denn mit dieser Verknüpfung von jeder fälligen Sanierung mit der energetischen Gebäudesanierung, die genau dann am wirtschaftlichsten ist, hat sie sich von einem Hoffnungsträger für den Klimaschutz zu einem Sündenbock für gestiegene Mieten gewandelt. Das darf so nicht bleiben, hier müssen neue Lösungen her.

Ich werde weiter am Thema dran bleiben und am 08. Oktober, im  Rahmen der Aktionswoche “Berlin spart Energie”  in Berlin wieder eine Diskussionsrunde anbieten. Nähere Infos werden noch folgen.

Energetische Gebäudesanierung – vom Hoffnungströger zum Sündenbock

Über Andreas Kühl

Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.

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