Elektrosmog in Frankfurt?

Gibt es nicht! So das Umweltamt Frankfurt. Auf Mails kommt keine schriftliche Antwort, sondern ein Anruf, in dem eine Biologin darlegt, dass das nur wieder so‘n Umwelthype sei. Vom Frankfurter Gesundheitsamt kommt auf Drängen eine Liste umweltmedizinischer Beratungsstellen in Hessen: Kassel, Gießen, Marburg, Bad Homburg. Die Umwelt-Ambulanz der Frankfurter Uniklinik ist nicht auf der Liste. Elektro-Smog existiert nicht, erfahre ich bei einem Besuch dort. Hat jemand Interesse eine Selbsthilfegruppe für Elektrosensible in Frankfurt aufzuziehen?

Ich habe jedenfalls seit Anfang Februar in meiner Wohnung seltsame Symptome: Pulsieren, Vibrieren, Hautbrennen, Herzrasen, erhöhter Puls, Kopfschmerzen, Energielosigkeit, depressive Verstimmung, ungewöhnliche Fehler im schriftlichen und mündlichen Ausdruck, Schlafstörungen, veränderter Körpergeruch, diffuse Schmerzen etc. Ich hatte noch nie von Elektrosensibilität gehört und kannte auch niemand, der darüber etwas wusste. Stattdessen allzu viele küchenpsychologische Ratschläge, was die Mainstream-Meinung widerspiegelt, wie sie u.a. in einem Zeit-Artikel vorgekaut wird. Die sehr überzeugende Widerlegung des Zeit-Artikels fand natürlich nicht annähernd so viele LeserInnen.

Aber die quälenden Symptome sind trotzdem da. Also surfe ich im Internet und finde u.a. den Verein Diagnose Funk und den Verein für Elektrosensible in München, mit vielen hilfreichen Infos und Links. Ich lerne: Schon 2005 hat die WHO Elektrosensibilität als Krankheit anerkannt, die langfristig u.a. in bestimmte Krebsarten münden kann. Derzeit leidet zwischen 3 und 5 % der Bevölkerung in den meisten Industrieländern an bewusster Elektrosensibilität (Neuauflage des Handbuches für Ärzte von Michael Bevington: Electromagnetic Sensitivity and Electromagnetic Hypersensitivity, 2013, mit einer ausführlichen Tabelle der bekanntesten Symptome dieser vielgestaltigen Krankheit). Bewusst Elektrosensible: Das bedeutet, dass zwar die meisten Menschen betroffen sind, aber nur bei manchen die Schwelle zur Wahrnehmung überschritten wird. Anders als für Licht oder Geruch haben wir für Elektro-Wellen kein Wahrnehmungsorgan.

Ich sehe erst jetzt die vielen Handymasten in Frankfurt – vorher erfolgreich verdrängt, denn auch ich nutze ein Mobiltelefon. Der Staat verkauft die Frequenzen für die Handymasten an private Mobilfunk-Firmen. Schützt uns der Staat vor den gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Mobilfunks? Das Umweltbundesamt verweist mich an das Bundesamt für Strahlenschutz, von dem ich erfahre, dass die Überschreitung von Grenzwerten in meiner Wohnung äußerst unwahrscheinlich ist. Das Bundesamt für Strahlenschutz überprüft das auch gar nicht, weil eben so unwahrscheinlich. Die Grenzwerte werden von einem privaten Verein festgelegt und vom Bundesamt übernommen.

Hast Du Probleme, musst Du auf eigenen Kosten messen lassen, 500 Euro aufwärts. Dann hast Du Werte, brauchst damit aber nicht beim BfS anzutanzen, denn die Grenzwerte sind praktisch unerreichbar. Eine Warnung bekomme ich immerhin als Handreichung auf den Weg: Die Berufsbezeichnung „Baubiologe“ ist nicht geschützt. Ich solle aufpassen, wenn mir jemand was von Erdstrahlen erzählt oder mir Schutzfarbe oder goldene Pyramiden verkaufen will. Ein neuer Markt mit neuen Arbeitsplätzen ist entstanden, und der Gesundheitssektor profitiert langfristig auch.

Mit meinen Fragen zu den beiden Handymasten in meiner Umgebung verweist mich das Bundesamt für Strahlenschutz an die Bundesnetzagentur. Dort bekomme ich genaue technische Auskunft: Für den Standort mit der Standortbescheinigungsnummer 190695 wurden drei neue Sender genehmigt, die sind aber noch gar nicht in Betrieb gegangen. Der Standort mit der Standortbescheinigungsnummer 190933 wurde vor einem Jahr um 2 LTE-Funkanlagen erweitert. Ansonsten kann der Laie mit den Datenblättern eher wenig anfangen. Außerdem scheint die BNetzAgentur nach der Genehmigung nicht mehr nach dem Rechten zu sehen, wenn ich die Mails richtig interpretiere. Weitere Fragen seien an den Betreiber zu richten. Und Vodafone zumindest antwortet prompt und ausführlich, allerdings telefonisch: Kein Anlass für meine plötzlichen Symptome Anfang Februar zu erkennen.
Ich frage bei der Firma Juvi nach, die die Photovoltaikanlage auf dem Dach unseres Mietshauses wartet. Mündlich: Da kann nix sein. Schriftlich: Funkstille. Die Firma Ista betreibt die vorgeschriebenen Wasserzähler mit dem Namen Radio-Net. Die funken aber nicht, versichert mir der Mann, der sie eingebaut hat. Das Blockheizkraftwerk zwei Häuser weiter kann‘s nicht sein, sagt der Vermieter.

Nur in meiner Wohnung habe ich die Symptome. Anderswo nicht, oder kaum. Gibt es einen Zusammenhang zu den beiden heftigen Mobbingmaßnahmen der letzten anderthalb Jahre gegen mich? Einiger MitmieterInnen hatten viel Energie in Aktionen investiert, mich aus meiner schönen Wohnung zu vergraulen und laientaugliche Gebrauchsanweisungen für Richtfunkverbindung sind im Internet leicht zu finden. Ein beängstigender Gedanke, doch seit ich Elektrosmog kennen gelernt habe, ist mein Vertrauen in das ordnungsgemäße Funktionieren des Lebens in Deutschland ohnehin schwer erschüttert….


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