Eine Weihnachtsgeschichte // Teil 3

Jedes Jahr kurz vor Weihnachten gibt es im Dorf einen grossen Markt. Leute von überallher kommen mit ihren Ständen und verkaufen von selbstgeschnitzten Holzfiguren, zu Punch und leckeren Bretzeln alles was das Herz begehrt. Es gibt Stände mit Taschen, mit Kleidern und ja sogar einen Wahrsager Stand. Doch dass alles interessiert die beiden Mädchen nicht, denn heute wollen Sie zum grossen Kerzenstand, der sich beinahe in der Dorfmitte befindet. Der Kerzenstand war letztes Jahr zum ersten Mal im Dorf. Er war letztes Jahr die Attraktion schlechthin und auch dieses Jahr war er gut besucht. Tom, ein dickbäuchiger und bärtiger Mann, stand hinter der Kasse. Im gehörte der Stand und ein grosses Lächeln breitete sich gerade über seinem Gesicht aus, als er die beiden Mädchen auf ihn zukommen sah. „Oh, welch eine Freude! Lasst euch mal ansehen, ja unglaublich, wie viel ihr seit letztem Jahr schon gewachsen seid!“, sein brummiges Lachen übertönte für einen kurzen Moment den ganzen Lärm am Stand. Auch Noelia und Jessica mussten grinsen und freuten sich genau so sehr Tom wiederzusehen.

Letztes Jahr als Tom gerade neu mit seinem Stand im Dorf ankam, beäugten ihn die Dorfbewohner nur und keiner wollte bei ihm versuchen ein paar Kerzen zu ziehen. Sein Stand war gross mit sieben dampfenden Kesseln und daneben waren grosse Stangen aufgebaut. Niemand wusste so recht, was man bei ihm kaufen sollte und der Stand Name „Zauberkerzen von Tom“ war da auch nicht gerade hilfreich. Seine ersten Kundinnen waren somit die beiden Mädchen, die mit Jelena im Dorf für ein paar Einkäufe unterwegs waren. Sie näherten sich behutsam seinem Stand und Noelia fragte den grossen Tom was man bei ihm den kaufen könne. „Oh, bei mir kannst du nicht einfach so etwas kaufen junges Fräulein, du musst dir deine Zauberkerze erst selbst herstellen!“, dass begeisterte die kleine Noelia natürlich sofort und schnell liess sie sich zeigen, wie man eine Kerze richtig zieht. Jessica tat es ihr natürlich nach und so verbrachten die beiden Mädchen den ganzen Nachmittag bei Tom und waren fasziniert davon, wie ihre Kerzen immer grösser und grösser wurden! Durch das Lachen und quietschen der beiden Mädchen angezogen, kamen schnell weitere Menschen dazu und in kürzester Zeit war der Stand von Tom zum bersten voll!

„Na wollt ihr euren Kerzenrekord vom letzten Jahr wieder brechen?“, fragte sie Tom gerade. „Auf jeden Fall, aber wir haben dir etwas mitgebracht!“, Noelia holt eine kleine selbstgeschnitzte Kerze aus ihrem Rucksack und überreicht sie dem bärtigen Standbesitzer. Mit schnörkeliger Schrift ist „Tom“ in der Kerze hineingeschnitzt und genau dieser wischt sich verstohlen eine Träne aus den Augen. „Oh, diese Kerze ist wunderschön! Vielen Dank, ich werde sie immer bei mir tragen“, Tom wuschelt Noelia durch die Haare und schon jagt er Sie zu einem grossen Kessel mit Wachs. „Dieser Wachs hier, ist ganz besonders, er glitzert nämlich genau so stark wie der Schnee!“ mit grossen Augen blicken die beiden in den Kessel in die dunkle Wachsflüssigkeit und sind ganz fasziniert vom Geruch und Anblick. Den halben Tag verbringen die beiden Mädchen damit, sich eine Kerze zu ziehen und freuen sich am Ende über ihre kleinen Zauberkerzen.

Als sie sich von Tom verabschiedet haben, schlendern sie, angezogen vom leckeren Duft, zu Madame Cécile. Diese etwas ältere Dame, verlässt ihr Haus nie ohne einen Hut und nicht ohne sich vorher mit dem neusten Eau de Parfum besprüht zu haben. In ihren jungen Jahren lebte Cécile in Paris bei einem Künstler. Die Leute im Dorf munkeln das sie die Muse von einem Weltberühmten Maler war aber so wirklich wissen tat es niemand. Irgendwann war ihr das Leben in Paris aber wohl zu überdrüssig und so zog sie wieder zurück in ihr Dorf, eröffnete dort eine Bäckerei und ging in ihrem Job regelrecht auf. Nur dem Stil aus Paris blieb sie treu, ansonsten war sie eine wandelnde Seele. Jedes Jahr zog sie in ein anderes Dorf, in eine andere Stadt und eröffnete einen „Madame Cécile’s Leckereien“ Laden nach dem anderen. Noelia und Jessica liebten die kleinen Küchlein von Madame Cécile und wann immer sie in der Stadt war, holten sie sich ein paar Leckereien bei ihr. Gerade sprach Madame Cécile mit dem Postboten Rick und schimpfte darüber, dass er ihr immer wieder Werbung in den Briefkasten lege. „Sie wissen doch junger Mann, ich kann dieses Papier doch nicht jedes Mal zusammenbinden und dann zur Papiersammelstelle tragen, also hören Sie auf damit mir ständig wieder Sonderangebote in den Briefkasten zu schmeissen!“ Rot im Gesicht nickte Rick nur und verschwand schnell in der Menge. „Tztztz, diese jungen Leute heutzutage… ooh wenn haben wir denn da! Wenn das nicht meine beiden Eisprinzessinnen sind, na habt ihr Hunger ihr lieben Herzchen?“ Diesmal trug Madame Cécile einen grossen Lila farbigen Hut, der ihr weit ins Gesicht lugte. Dazu hatte sie einen passenden Lila Mantel und hohe Winterstiefel an. „Guten Tag Madame Cécile wir hätten unglaublich gerne ein paar Spinatpasteten, wenn sie noch welche da haben.“ „Aber natürlich meine Lieben, setzt euch, setzt euch!“ Sie zeigte auf die kleinen Tische neben ihrem Stand, die gemütlich mit Fell und Decken bestückt waren. Bereits nach wenigen Minuten kam Madame Cécile mit zwei kleinen Tellern auf denen leckere Pasteten dampften. Die beiden Mädchen assen gerade ihre Pasteten zu Ende als Jessica sich beinahe verschluckte. Nur ein paar Meter weiter kam ihnen ein Mädchen auf einem Einrad entgegen. Kurz vor ihnen blieb es stehen und grinste von einem Ohr zum anderen „Da steckt ihr zwei also!“ Jessica versuchte zu grinsen doch es gelang ihr nicht wirklich.

Das hochgewachsene Mädchen auf dem Einrad war Melanie und ging mit Noelia und Jessica zur Schule, doch wirklich gut tat ihnen die Freundschaft zu ihr nicht, denn Melanie bedeutete auch automatisch; Schwierigkeiten. Kurz vor den Ferien brockte sie allen dreien sogar Nachsitzen auf und das nur weil, sie Jessica Lösungen vom letzten Deutschtest unterjubelte und dabei nicht gerade unauffällig war. Und die Woche davor war sie so tollpatschig, dass sie ihr ganzes Essenstablett über Noelias Schuluniform fallen liess. Doch sie war dabei immer so freundlich, dass ihr die beiden nie lange böse sein konnten. Was sich immer wieder als Fehler erwies.

„Wollt ihr mit zu Carl kommen und Videospiele spielen?“, fragt Melanie als Jessica auch schon aufspringt und antwortet „Nein! Ich meine danke fürs Fragen aber Elia und ich wollten gerade gehen!“ dabei blickte sie Noelia fordernd an. „Oh, ja tut mir Leid Mel, vielleicht ein anderes Mal.“, etwas gekränkt nickte Melanie, verabschiedete sich und fuhr mit ihrem Einrad davon. „Phuu das war nochmal knapp“, theatralisch wischt sich Jessica den Schweiss von der Stirn und dabei muss sie sich das Lachen verkneifen. „Meine Mama hätte uns ausgeschimpft, wenn sie erfahren hätte, das wir bei Carl sind.“ Noelia nickt und erinnert sich daran was über Carl erzählt wird. Er lebt bei seinem Vater, ist ganze zwei Jahre älter als sie und pafft immer eine Zigarette, wenn sie ihn sehen. Er wirkt schon sehr mysteriös und irgendwie unheimlich. Doch eigentlich mag ihn Noelia, einmal war sie vom Sport suspendiert und hielt sich draussen im Schulhof auf, als Carl ihr über den Weg lief. Sie sprachen lange miteinander über dies und jenes und Noelia war sofort von ihm begeistert. Doch das behielt sie für sich, sie wollte nicht dass Jessica etwas Falsches von ihr dachte. Die beiden Mädchen machten sich auf den Weg Richtung Wald, schliesslich wollten sie noch ein wenig Schlittenfahren. Gerade bogen sie um eine Ecke, als sie jemanden leise weinen hörten.

(Fortsetzung folgt)



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