Eine Perspektive für die Bürgerenergie-Bewegung: Die Bürgerwerke eG

Gastbeitrag von Christopher Holzem, Bürgerwerke eG,
Teil 1: “Energiewende am Scheideweg: Wem gehört die Energieversorgung der Zukunft?

Team Bürgerwerke eG

Das Team der Bürgerwerke in Heidelberg, Foto: Bürgerwerke eG

Viele Bürger sind mit der Energiewende selbst zu Energieerzeugern geworden – oft zusammen mit anderen in einer Energiegenossenschaft. Die alte Energiewirtschaft will die Energiewende nun für sich beanspruchen und zahlreiche gesetzliche Regelungen erschweren den Bau neuer Bürgeranlagen. Deshalb haben sich 29 Energiegenossenschaften der wachsenden Gemeinschaft der Bürgerwerke angeschlossen, um eine unabhängige Stromvermarktung aufzubauen.

Es sind die Bürger, die die Energiewende in den letzten Jahren entscheidend vorangebracht haben – ob als Hauseigentümer mit einer Solaranlage oder als Mitglied einer Energiegenossenschaft. Doch die aktuellen Entwicklungen in der Energiepolitik erschweren dringend benötigte Bürgerbeteiligung: Solaranlagenbetreiber müssen auf den selbst erzeugten und direkt verbrauchten Strom eine Umlage zahlen, Energiegenossenschaften müssen in Ausschreibungswettbewerbe mit großen Energiekonzernen gehen. Eine Folge daraus ist, dass 2014 nur noch vereinzelt neue Energiegenossenschaften gegründet wurden.

Die Bürgerenergie spielt eine zentrale Rolle für die Energieversorgung der Zukunft

Bürgersolaranlafge Ehningen

Bürgersolaranlage Ehningen der Bürger-Energie Zollernalb eG, Foto: Bürgerwerke eG

Bei der Vielzahl an Hindernissen könnte man als Befürworter der Bürgerenergie zu dem Schluss kommen, dass der Einsatz für eine Energiewende in Bürgerhand wenig aussichtsreich ist. Ich möchte an dieser Stelle alle Unterstützer der Bürgerenergie dazu aufrufen, auf keinen Fall aufzugeben!

Dafür gibt es gute Gründe. Zunächst einmal ist das Interesse der Bürger an der Energiewende nach wie vor ungebrochen: Über 92% der Deutschen unterstützen laut einer Umfrage von TNS Emnid aus dem Oktober vergangenen Jahres weiterhin den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Außerdem zählen Energiegenossenschaften zu den wichtigsten Akteuren der Energiewende, da sie für den Bau von erneuerbaren Gemeinschaftsanlagen in der jeweiligen Region sorgen und so aktiv Klimaschutz betreiben.

Dabei setzen sie auf demokratische Partizipation durch die Bürger vor Ort und stärken den gesellschaftlichen Dialog, der für die Akzeptanz der Energiewende erforderlich ist. Darüber hinaus bringt die Bürgerenergie-Bewegung immer wieder innovative Projekte und Unternehmungen hervor. Eine davon ist die Bürgerwerke eG.

Bürgerwerke vermarkten Strom der Energiegenossenschaften

Anzahl Bürgerenergiegenossenschaften in Bürgerwerke eG

Eine wachsende Gemeinschaft: Der Verbund der Bürgerwerke eG

Die Bürgerwerke sind ein Verbund von ursprünglich neun Bürgerenergiegenossenschaften, die sich Ende 2013 zusammengeschlossen haben. Dem genossenschaftlichen Motto „Was einer nicht schafft, das vermögen viele“ folgend wollen wir gemeinsam dafür sorgen, dass die Energiebürger zu zentralen Akteuren der Energieversorgung der Zukunft werden.

Die Bürgerwerke bündeln dabei als Dachorganisation die Stromvermarktung der beteiligten Energiegenossenschaften. So können die Genossenschaften als Mitglieder der Bürgerwerke nicht nur Strom erzeugen, sondern den Strom auch direkt an Endverbraucher liefern. Dabei machen sie den sehr wichtigen Schritt hin zu einer echten Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft und schaffen sich zusätzlich konkrete Perspektiven jenseits der Einspeisevergütung.

Stromlieferungen aus Bürgerenergie-Anlagen machen unabhängig von Politik

Durch die Sicherheit, dass der Strom aus neuen Anlagen direkt an Endkunden geliefert werden kann, können die Mitglieder der Bürgerwerke zukünftig auch jenseits der Einspeisevergütung Anlagen realisieren. Damit machen sie sich unabhängig von politischen Rahmenbedingungen und ihre Stromkunden unabhängiger von den Interessen der alten Energiewirtschaft.

Die gute Nachricht: Es funktioniert! Und das sogar sehr gut. Seit der Gründung ist die Gemeinschaft der Bürgerwerke deutlich gewachsen. Inzwischen sind bereits 29 Bürgerenergiegenossenschaften Teil des Verbunds und können somit Bürger vor Ort mit echtem Bürgerstrom beliefern. Derzeit laufen Gespräche mit weiteren Interessenten aus ganz Deutschland, die sich den Bürgerwerken ebenfalls anschließen möchten.

Transparenter Bürgerstrom – Direkt vom Erzeuger

Seit ich mich mit Erneuerbaren Energien und dem Ökostrommarkt beschäftige, ist mir ein Umstand ein besonders großer Dorn im Auge: Die fehlende Transparenz für den einfachen Stromkunden. Jeder Graustromhändler kann seinen Strom mit Zertifikaten in Grünstrom umetikettieren und anschließend als vermeintlichen „Ökostrom“ verkaufen – ohne, dass Strom aus erneuerbaren Anlagen geliefert wird. In anderen Bereichen würde man bei einem solchen Vorgehen wohl von Verbrauchertäuschung sprechen.

Mit den Bürgerwerken gehen wir bewusst einen anderen Weg: Der Strom der Bürgerwerke stammt grundsätzlich zu 100% aus Erneuerbaren-Energien-Anlagen: 10% davon kommen momentan aus Bürgerwind- und Bürgersolarkraftwerken der Genossenschaften, der Rest aus einem deutschen Wasserkraftwerk. Auf unserer Homepage stellen wir alle Erzeugungsanlagen und die engagierten Bürger vor, die den Bau der Anlagen möglich gemacht haben.

Damit kommen wir einem konkreten Kundenwunsch nach: Strom soll kein anonymes Produkt mehr sein! Bürgerinnen und Bürger möchten wissen, wo und unter welchen Bedingungen ihr Strom produziert wird – am Besten von einer Anlage in der Nachbarschaft.

Grünstrom aus Bürgerhand unterstützt direkt die Energiewende

Insgesamt betreiben die Mitglieder der Bürgerwerke über 170 Bürgerenergieanlagen und versorgen damit Menschen aus ihrer Region. Damit auch alle Bürger ohne eine Energiegenossenschaft vor Ort an der Energiewende in Bürgerhand teilnehmen können, bieten die Bürgerwerke als Dachorganisation zusätzlich einen bundesweiten Bürgerstromtarif an. Die Wertschöpfung fließt direkt in den Ausbau der Erneuerbaren Energien vor Ort. Im Sinne einer Ökonomie, die dem Gemeinwohl dient, belassen die Bürgerwerke als nicht gewinnorientierte Genossenschaft die Wertschöpfung bewusst am Ort des Entstehens.

Damit die Energiewende in Bürgerhand gelingt, bedarf es vor allem eins: Der Unterstützung von engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus ganz Deutschland. Lassen Sie uns gemeinsam unsere Energieversorgung selbst in die Hand nehmen!

Über den Autor

Christopher Holzem

Christopher Holzem, Foto: Bürgerwerke eG

Christopher Holzem (24) studiert Wirtschaftswissenschaften und Politik an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Nach verschiedenen Tätigkeiten in der Branche der Erneuerbaren Energien unterstützt er seit einem Jahr den Aufbau der Bürgerwerke eG, um die Energiewende in Bürgerhand voranzubringen. Die Bürgerwerke sind ein Verbund von Energiegenossenschaften, der Strom direkt aus Bürgerenergieanlagen liefert. Christopher ist bei Twitter unter @CLHolzem zu erreichen.

Eine Perspektive für die Bürgerenergie-Bewegung: Die Bürgerwerke eG

Über Andreas Kühl

Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.

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