Ein Schmuddelkind im Wald allein

Nachdem ich ja nun schon im letzten Jahr meine Erfahrung mit süßen, unschuldigen Mädchen, die mit Essenskörbchen durch den Wald hoppeln, gemacht habe, kam mir der Gedanke, ich könnte doch mal testen, ob das mit dem kleinen Luder Rotkäppchen heutzutage auch noch funzen funktionieren würde.
(Eigentlich kam ich ganz anders drauf; die Einleitung dient allein dem Vorwand, auf einen älteren Beitrag verlinken zu können, aber pssst!)

Also, let`s go!

Es war einmal ein kleines Mädchen, das hatte von seiner Großmutter ein rotes Kapuzenshirt bekommen. Und weil es das jeden Tag trug, wurde es von allen „das Schmutzkäppchen“ genannt.
Eines Tages nun schickte die Mutter das Schmutzkäppchen zu seiner Großmutter. Undankbar, wie sie war, hatte sie nämlich keine Lust, sich selbst um ihre greise Mutter zu kümmern. Anstatt sie in einem Pflegeheim unterzubringen oder wenigstens von einer professionellen Kraft betreuen zu lassen, hatte sie ihre Mutter in ein kleines Häuschen im Wald verbannt, schickte ab und an die Enkelin vorbei, um die Alte bei Laune zu halten und kassierte munter jeden Monat den kläglichen Rentenscheck der gebrechlichen Frau ein, der zu ihr nach Hause geschickt wurde.
Nun also sollte das Schmutzkäppchen der Großmutter etwas zu Essen bringen, und um sie bei Laune zu halten (und gleichzeitig zu verhindern, dass sich die Alte auf einen Besuch aufmachte) ordentlich Fusel.

Das Schmutzkäppchen wurde mit einer erfundenen Grippe krank gemeldet und musste nun statt in die Schule zu Fuß zur Großmutter laufen, die Mutter hatte alles Geld versoffen und hatte an diesem Tag noch keinen Gast gehabt.
Schmutzkäppchen (deren richtigen Namen die Mutter schon lange gegen eine Flasche Schnappes und eine ordentliche Line Koks eingetauscht hatte) machte sich also auf den Weg zur Großmutter.

Fröhlich und beschwingt von den süßlichen Nebelschwaden, die zuhause durch die Küche gewabert waren, hüpfte Schmutzkäppchen durch den Wald.
Und die Mutter sachte noch: „Kind, dassde dich ja nich mit so`nem Fremden einlässt! Und dassde mir jaaaaa nich vom rechten Weg abkommst!“
Da hatte das Schmutzkäppchen brav genickt und geantwortet: „Vom rechten Weg komm ich erst ab, wenn ich bei Dir ausgezogen bin, und mit einem Fremden lasse ich mich auch nicht ein, sondern gebe ihm Deine Adresse!“
„So ist`s fein“, hatte da die Mama genickt und ihrem Schmutzkäppchen zugeprostet, „bist `ne brave Kleine!“

Und wie nun also plötzlich ein Wolf aus dem Gebüsch trat und das Schmutzkäppchen fragte, wohin des Weges es sei, da sagte es: „Das geht Sie mit Verlaub gar nichts an, mein Herr. Darf ich Ihnen eine Dame käuflicher Zuneigung für prickelnde Minuten empfehlen?“
Aber der Wolf schüttelte den Kopf. „Nein danke, ich lebe derzeit in Abstinenz!“
„Selbstfindungskurs?“
„Fiese Geschlechtskrankheit!“
„Ahhh!“
Mitfühlend schüttelte das Schmutzkäppchen den Kopf. „Sie Armer! Na schön, dann sage ich Ihnen doch, wo ich hin will: Zu meiner Großmutter, die ist nämlich krank und ich bringe ihr zu Essen!“
Dann verabschiedeten sich der Wolf und das Mädchen und aus ominösen Gründen war der Wolf dann vor dem Kind bei dessen Großmutter.

Er klopfte an, schlug sich einmal hart in den Schritt und rief dann mit piepsiger Stimme: „Großmutter, oh Großmutter, ich bin`s, Dein Enkelkind!“
Die Großmutter (die übrigens gar nicht krank war, #altseinistkeinekrankheit) öffnete die Tür, starrte in das weit aufgerissene Maul des Wolfes und sagte: „Das würde ich an Deiner Stelle nicht tun, Jungchen! Erst neulich habe ich mir im Krankenhaus einen fiesen, multiresistenten Keim eingefangen!“
„Stört mich nicht, ich bin ein Wolf, muahaha!“, lachte der Wolf.
„Nierenstein?“
„Zerkaue ich!“
„Fettleber?“
„Rutscht so schön!“
„Künstliches Hüftgelenk?“
„Verkauf ich weiter!“
„Ach“, seufzte da die Großmutter. „Dann soll es wohl so sein!“
Sie legte sich auf ihr Bett und harrte ihres Todes.
Der Wolf schickte sich gerade an, seine Zähne in dem weichen Fleisch zu versenken, als sein Blick auf das Nachtschränckchen fiel, darauf eine Pillendose.
„Ach nöööööö“, jaulte er, „jetzt sag nicht, Du nimmst Blutverdünner!!!!“
„Doch“, sagte die Alte bedauernd.
Der Wolf stand wieder auf. „Nee, dann nicht! Schmeckt doch nicht, und die Sauerei erst, blutet dann ja alles aus!“
Zerknirscht bot die Großmutter an, einen Kaffee zu kochen.

So fand das Schmutzkäpchen die beiden wenig später plaudernd am Kaffeetisch vor.
„Möchtet ihr Kuchen?“, fragte das Schmutzkäppchen.
Die Großmutter langte gern zu, aber der Wolf schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, kein Kuchen für mich!“
„Hm“, machte das Schmutzkäppchen, „dann vielleicht ein Butterbrot? Käsebrötchen?“
Erneutes Kopfschütteln und Seufzen.
„Was ist denn los? Hast Du keinen Hunger!“
„Wenn es das doch wäre“, stöhnte der Wolf, „aber ich bin grade auf Low-Carb-Diät! Deswegen“, er wandte sich an die Großmutter, die sich schon gewundert hatte, „fresse ich ja auch keine Kinder mehr. Die enthalten einfach zu viel Zucker!“
„Oh!“, entfuhr es da der Großmutter, „dann schnapp Dir doch eins von meinen Hühnern und ein paar Eier dazu! Das müsste doch eine prima kohlenhydratfreie Mahlzeit ergeben!“
„Ganz prima!“, heuchelte der Wolf und traute sich nicht der Großmutter zu sagen, dass ihm Hühnerfleisch und Eier schon sowas von aus dem Hals heraushingen und er besonders wegen der vielen Eier schon unter Stuhlproblemen litt.
„Dann geh ich mal und hol mir was“, sagte der Wolf mit gespieltem Enthusiasmus und verließ die beiden Damen. „Ich komme gleich wieder!“
Doch er sollte nie wieder kommen.

Draußen nämlich lief er zu seinem großen Pech einem psychopathischen Serienmörder über den Weg, der den Wolf überwältigte und dann begann, an ihm bei lebendigem Leibe eine grausame Operation durchzuführen.
Als Schmutzkäpppchen und die Großmutter durch die Schreie des Wolfes angelockt aus dem Haus gestürmt kamen, legte der Irre – von der Presse „der Jäger“ genannt – gerade Steine in den geöffneten Thorax des armen Tieres.
Als sein wahnsinniger Blick nun auch noch auf das Schmutzkäppchen fiel, fackelte die Großmutter nicht lange, sondern streckte ihn mit dem guten alten Schrotgewehr nieder.
Sie erinnerte sich an ihre Zeit als Lazarettschwester und rettete den Wolf. Und weil sowohl die Großmutter, als auch Schmutzkäppchen Mitglieder einer radikalen Umweltschützersplitterunterobergruppierung waren, nahmen sie die (leicht blutigen) Steine und steinigten den bösen Mann „Wölfe stehen unter Artenschutz, Du A*schloch!“ rufend und das war nun das Ende vom „Jäger“.

Die Großmutter und ihre Enkeltochter riefen einen Krankenwagen, der den Wolf in ein Spital brachte. Mitterlweile erholt er sich in einem Rehabilitationszentrum von den traumatischen Ereignissen und heilt dort langsam an Körper und Seele.
Als die Sanitäter Schmutzkäppchen zuhause absetzten und sahen, wie es dort aussah und was dort los war, verständigten sie nach einer halben Stunde pro Mann das Jugendamt. Heute lebt Schmutzkäppchen glücklich und zufrieden bei einem netten Paar, dessen Sohn ihre zaghaften Avancen zu erwidern scheint …
Großmutter verwendete ihren Anteil der Belohnung für die Ergreifung des „Jägers“, um ihr Häuschen zum Luxus-Pflegeheim „Waldesruh 4ever“ umzubauen, als deren Chefin und Kundin-Deluxe sie nun residiert.
Und wenn sie noch nicht gestorben ist, dann macht sie das noch heute.

Ende


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