Ein Mann denkt nach: Diät-Dystopie. Einmal bekloppt und zurück.

Ina Deter hat es schon vor Jahren auf jede Häuserwand gesprüht: Neue Männer braucht das Land. Humorvolle Männer. So viele gibt es da aber nicht und ich kenne genau einen, der zu 100% meinen Humor hat. Also habe ich ihn prompt engagiert. Ihr kennt ihn von der Höschenkolumne vergangenen Monat und ich weiß aus euren Kommentaren zu seinem Post, dass ich viele nun sehr glücklich machen werde:
Er wird zukünftig einmal im Monat nachdenken. Über Dinge, die es wert sind. Oder eben nicht.
Ich freue mich sehr, hier seinen Beistand zu bekommen und wünsche euch viel Spaß bei seinen Ansichten zu Diätwahn und fehlendem Essgenuss dank masochistischer Grundeinstellung. Auf geht´s!

Ein Mann denkt nach: Diät-Dystopie. Einmal bekloppt und zurück.

Gutes Essen, gute Laune. Erzähl mir nicht, dass Haferkleie besser schmeckt als Rinderrouladen.


Wer nicht einen Monat auf Lachtränen warten will, sollte ihm auf Twitter folgen: @WortfechterEin Mann denkt nach: Diät-Dystopie. Einmal bekloppt und zurück.

Wir schreiben das Jahr 2030. Ich öffne schlaftrunken meine Augen und quäle mich behäbig aus dem atmungsaktiven, hitzeregulierenden Morph-Bett. Geträumt habe ich – wie immer – ganz nach Wunsch: Eine Mischung aus „Moorhuhn“ und dem Dschungelcamp, Jubiläumsepisode. Nichts lässt einen seliger schlafen als eine virtuelle Jagd auf  B-Promis. Dementsprechend ausgehungert tigere ich Richtung Kühlschrank. Meine Smartwatch piept und das Display leuchtet auf: „Samstag, Ruhetag. Tagesaktivitäten: überwiegend sitzend und liegend“.
Genervt schiele ich auf die Lautsprecher an der Kühlschranktür – ich weiß ja, was als nächstes kommt:
„…Grundumsatz: 1842 kcal. Leistungsumsatz: 2211 kcal. Tagesbedarf Eiweiß: 77g Tagesbedarf Kohlenhydrate: 310g Tagesbedarf Fett: 65g…“, säuselt eine mir nur zu vertraute Frauenstimme aus dem Inneren des iFridges. Aus dem Fach purzeln kleine Konservierungstüten, auf denen groß „BREAKFAST (DIET LC)“ steht. Ich seufze. Quarkpulver, Traubenaroma und ein Flakon mit Mandel-Moringa-Extrakt, jeweils gekennzeichnet mit der genau abgestimmten Menge an Nährstoffen. Ich kenne das Spielchen bereits. Maximale Effizienz, minimaler Genuss. Ich mische alle Zutaten zusammen, füge künstlich Elektrolyt-mineralisiertes Wasser hinzu und rühre um. Es entsteht ein gräulich-violetter Drink, der mich stark an Vielsaft-Trank ohne Haare erinnert. Egal. Runter damit. Frühstück will man nicht genießen oder verstehen, man will es dem Zeitgeist gemäß erfolgreich absolvieren.
Mein Samsung Home-Hologramm-TV propagiert die Schlagzeile „Nach wie vor starke wirtschaftliche Rezession in ganz Europa“. Nach kurzem Überlegen und einer Folge „Wer wird Quindezillionär?“ entschließe ich mich, dem System ein Schnippchen zu schlagen. Ich werde einfach etwas für meine Figur tun - dann könnte ich ausgleichend dafür vielleicht mittags etwas mehr Fleischersatz auf Cherimoyabasis bekommen. Vielleicht. Ich ziehe es durch, ab ins Studio.
Dort wartet schon mein Personal Trainer Zach, der sich um mein Aussehen und meine Figur kümmert. Nach gut einer Stunde bin ich völlig erschöpft: Diesmal haben wir beinahe durchgehend zehn Minuten lang Fotos gemacht, bevor wir uns der Bearbeitung mit Photoshop widmeten. So lange dauert das in der Regel nicht – aber Zach hat schon recht: Wer schön sein will, muss warten und zahlen. Ich betrachte die Ergebnisse. Die Bilder sind toll geworden. Ich bin ganz offensichtlich super in Form!
Vergleichend besehe ich mir mein neues Ich im Spiegel und … bekomme kaum mehr Luft:
Ich sehe furchtbar aus, meine Augen eingefallen, die Haare dünn und zerzaust, die Lippen aufgespritzt, tiefe Falten ziehen sich durch mein Gesicht als wären sie Schützengräben, abgemagert bis auf die Knochen. Unfreiwillig denke ich an Bilder von KZ-Befreiungen. Nach Luft ringend schlage ich mir die Hände vors Gesicht. Nein, Nein, das bin nicht Ich, versuche ich mich zu beruhigen. Das kann ich nicht sein. Laut Instagram, Facebook und meinen Fans bin ich wunderschön. Dank Green Smoothies, Nahrungsaufnahmeneurosen und unterdrückter Lebenslust. NEIN!Ich schrecke hoch. Atme noch immer heftig. Sitze verschwitzt und vollkommen aufgewühlt in der Dunkelheit meines Zimmers. Ich schlucke. Hastig renne ich zum Kühlschrank: Kein Display. Keine Lautsprecher. Kein Traubenaroma. Keine Frauenstimme. Nur Leberkäs und Donauwelle.
Nervös hechte ich zum Spiegel: Ich sehe aus wie immer, kein Botox, kleine Lachfalten um die Augen, Bart und Bauch - wirklich - alles wie immer. Ich schicke ein Stoßgebet gen Himmel und kontrolliere mein Mobiltelefon: Keine Posts bei Instagram, keine Selfies, kein Chronikleben bei Facebook, eine Erinnerung im Emailpostfach: „Wir vermissen Sie – ihr Fitnexx-Team“.
Ich schalte den Fernseher ein – es läuft eine Dauerwerbesendung für Hansi Hinterseers größte Hits -  unschlagbar für nur 29,99 €. Dabei auch „Amore Mio“ und „Ein kleines Edelweiß“. Wahrlich  ungeahnte Erleichterung. 
Außer Atem setze ich mich auf den warmen Küchenboden, bis ich meinen Pulsschlag wieder gleichmäßig im rechten Ohr spüre. Hier sitze ich jetzt und murmle vor mich hin: „…Tagesbedarf …Grundumsatz …Kohlenhydrate …LeistungsumsatzZeitgeist“, während ich diesen Text schreibe und mir ganz andächtig eine Gabel mit kalter Donauwelle in den Mund schiebe. Vom Fernseher schmalzt es: „…Im siebten Himmel…“.

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