Ein Lichtspiel für St. Petersburg

In letzter Zeit haben wir alle immer wieder um Opfer terroristischer Anschläge trauern müssen. Immer häufiger werden dazu LKW’s gestohlen und fahren rücksichtslos in eine Menschenmenge. Diese Anschläge treffen aber nicht nur äußerlich unsere Zivilisation, sie werden auch mehr und mehr politisch instrumentalisiert.

In den letzten Jahren ist es zur Regel geworden, dass an einem Tag, an dem irgendwo ein schwerer Terroranschlag stattfindet, die Welt ihre Solidarität zeigt. Da entsteht eine Welle der Hilfsbereitschaft in den sozialen Medien, Politiker aller Parteien verurteilen die Anschläge und den Terrorismus allgemein, und nationale Symbole, wie zum Beispiel das Brandenburger Tor in Berlin, erstrahlen in den Landesfarben des betroffenen Staates. Man kann über diesen Brauch denken, was man will, aber jedenfalls wird hier öffentlich Solidarität gezeigt.

Doch was musste ich in der letzten Woche erleben? In St. petersburg starben 10 Menschen bei einem Terroranschlag, und das Brandenburger Tor blieb dunkel. Eine lahme und nicht offizielle Begründung aus dem politischen Berlin besagte, dass es keine besondere Beziehung zwischen Berlin und St. petersburg gebe. Auf grausige Weise entlarvt sich hier der neue kalte Krieg gegen Russland auf dem Rücken unschuldiger Opfer. Denn wie immer man zu Wladimir Putin steht, und ich halte ihn für einen Despoten und Tyrannen, so können doch die Opfer des Terroranschlages in St. petersburg nichts dafür. Und sie haben unsere Solidarität, unser Mitgefühl und unser Beileid ebenso verdient, wie die Opfer von Paris, Stockholm, Berlin, London, Madrid und New York. Dies ist ein Grundgebot der Menschlichkeit, und wenn man seine Solidarität schon mit einem Lichtspiel am brandenburger Tor ausdrücken will, dann muss man das auch tun, wenn die betroffene Stadt St. petersburg heißt.

Und dann muss man diese ungeheuerliche, unfassbare und kalte Geschichtsvergessenheit verdammen, die während des heutigen Konflikts mit Russland um sich greift. Berlin hat keine besondere Beziehung zu St. Petersburg? 1941 sind deutsche Truppen aufgebrochen und haben die Stadt, die damals noch Leningrad hieß, drei Jahre lang belagert und ausgehungert. Berlin musste dieses Schicksal nie erleben. In St. Petersburg starben damals mehr als eine Million Menschen aufgrund einer unmenschlichen deutschen Kriegsführung, die ausdrücklich so gewollt war. Wie kann auch nur irgendeine deutsche Regierung es wagen, zu behaupten, sie habe keine besondere Beziehung zu St. Petersburg? Über die aktuellen politischen Differenzen hinweg hätte es der Rolle Deutschlands als menschlicher Kulturnation angestanden, sichtbar Sympathie und Mitleid mit den Betroffenen zu zeigen. Dabei wäre es nicht um den russischen Präsidenten gegangen, sondern um die Menschen, die Angehörige verloren haben.

Trauer und Mitgefühl sind universell, sie sollten nicht durch die politische Brille betrachtet und nicht erst nach einer politischen Filterung geäußert werden. Hierin zeigt sich wahre menschliche Größe.

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