Ein erschütternder Dokumentarroman – Und im Wiederwald stehen noch immer die Bäume

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Und im Wiederwald stehen noch immer die Bäume

Elisabeth Åsbrink

Arche, 2014

978-3716027103

24,95 €

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Der erschütternde Dokumentarroman über das Schicksal einer jüdischen Familie aus Wien und eine ungewöhnliche Freundschaft in Schweden während der Nazi-Zeit. Otto Ullmann aus Wien, der 1939 mit 13 Jahren als eines von 100 jüdischen Kindern nach Schweden einreist; Ingvar Kamprad, der Sohn eines schwedischen Großgrundbesitzers, der sich früh den Nationalsozialisten anschließt und 1943, mit 17 Jahren, die Möbelfirma IKEA gründet. Über ein Jahrzehnt hinweg sind die beiden befreundet, und Otto, der seine Familie in Auschwitz verlor, ist nach dem Krieg einer der ersten Mitarbeiter des späteren Weltkonzerns. Was verband diese beiden so unterschiedlichen Menschen? Elisabeth Åsbrink erzählt aber noch mehr: Anhand von 500 im Nachlass von Otto Ullmann gefundenen Briefen, die seine Eltern ihm zwischen 1939 und 1944 fast täglich schrieben, entfaltet sie das Schicksal dieser jüdischen Familie und offenbart ein »Epizentrum des Kummers«. Eine weitere, einzigartige Geschichte aus dunkler Zeit, die dem Vergessen entgegenwirkt.

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So einfach sind Rezensionen manchmal gar nicht. Erst recht nicht bei Büchern, die mich beim Lesen beeindruckt haben. Immer wieder musste ich dieses Buch zur Seite legen, bin zu meinem Freund gegangen und habe gesagt: “Stell Dir mal vor ….” Diese Zwiegespräche sind selten, aber so schön, dass ich diesem Buch schon jetzt zu Dank verpflichtet bin.

Es war eine neue Erfahrung für mich, einen Dokumentarroman zu lesen. Elisabeth Åsbrink hat es geschafft eine flüssige Geschichte zu schreiben und dabei ganz nah an ihren Quellen zu bleiben: den Briefen. Außerdem kann sie sehr gut Gefühle, wie Angst, Mut und Fassungslosigkeit ausdrücken. Diese drei Gefühle sind es, die ich auch beim Zuklappen des Buches noch in mir trage.

Da die Protagonisten diesmal Menschen sind, wie Du und ich, mag ich gar nicht viel über sie sagen. Sie haben einmal gelebt und das in einer Zeit, die wirklich schwierig und gefährlich war. Ich bin froh, dass ich sagen kann: Bis jetzt ist mein Leben völlig ungefährlich. Wahrscheinlich lebt die nächste Generation von Otto noch mit dem Schatten dieser Geschichte, oder die Übernächste. Aber vergessen werden, wird sie nicht, denn zwischen diesen zwei Buchdeckeln, darf sie sich jedes Mal neu entfalten, wenn ein neuer Leser dieses Buch aufschlägt.

Zusammen mit Otto beginne ich ein Leben, aber nicht seines, sondern das seiner Eltern. Ich lerne sie kennen und lese, wie sie sich lieben lernten. Erst ist alles reichlich verwirrend, so viele Namen prasseln auf den Leser ein. Wer ist dies und wer ist das? Aber irgendwann spüre ich den Sog, dass das Buch mir etwas zu erzählen versucht und ich achte nicht mehr auf alle Feinheiten. Irgendwann wird klar, jetzt verstehe ich alles. Ab dann mag ich manchmal nicht weiterlesen, weil ich fassungslos lese, wie Otto leben muss. Zwar hat er es nicht schwer und meist auch etwas zu essen und etwas zum Anziehen, aber wie ist es, das Leben ohne Eltern?

Diese Geschichte kann nur erzählt werden, weil die Autorin viele Briefe hat, die sie selbst las. Sie erzählt von einer ungewöhnlichen Brieffreundschaft zwischen Eltern, die getrennt sind von ihrem Kind, bis der Leser ahnt: Jetzt passiert es gleich. Denn mal ehrlich, wenn man so einen Roman beginnt, ist das Ende schon vorprogrammiert. Trotzdem zitterte ich diesem Ende entgegen und war froh, dass ich noch mehr lesen durfte. Wie geht es mit Otto nach allem weiter? Wie oft verleugnet er sich selbst? Und was macht er später? Gibt es ein später?

In dem Buch gibt es auch Bilder. Bilder von Otto, den Tanten, der Mama und dem Vater. Diese ließen mich noch näher mit der Geschichte verbunden sein und ich ahnte: die Augen würde mich verfolgen, wenn ich das Buch schließe.

Es ist nie zu kitschig, es ist nie zu traurig – es ist das wahre Leben zu einer Zeit, die mich schon immer fasziniert hat. Eine Zeit, die  mich aber auch erschreckt, sprachlos macht und mich oft zu Tränen rührt. Erst viel später merke ich, dass es auch irgendwie um IKEA geht. Am Rande, denn wichtiger ist mir Otto, der Wienerwald und ein unendliches Gefühl von Trauer.

Wer sich nur ein wenig mit der Materie auseinandersetzten möchte, ist mit diesem Buch gut aufgehoben. Wer denkt, es gibt genug Bücher über jüdische Schicksale, der irrt sich und dem sei dieses Buch auch ans Herz gelegt.

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DieBewertung

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Dieser Roman hat mich beeindruckt und berührt. Diese Vereinigung von Sachbuch und gut erzählter Geschichte hat mich mitgerissen und erst wieder am Ende losgelassen. Sich mit menschen zu beschäftigen, die so ein schweres Schicksal hatten, ist nicht einfach, lohnt sich aber in diesem Fall sehr.

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