Diskussionsforum Welt-Stillwoche

Voll stillen neben dem Job oder Vollzeitjob Stillen – Von der Quadratur des Kreises!

bloggerforum

Ergebnisse des Diskussionsforums zum Thema „Lassen sich Stillen und Beruf vereinbaren?“ mit Berliner Bloggerinnen – eine gemeinsame Aktion der BKK VBU, Medela und schwangerinmeinerstadt.de

Fröhliches Gemurmel zieht durch den Raum – ein gutes Dutzend Frauen ist unserer Einladung gefolgt. Die meisten selbst Mütter mit Stillerfahrung. Die übrigen sind einfach neugierig. Am Ende wird es ein erfrischend ehrlicher Abend sein: über die Stigmatisierung stillender genauso wie nicht stillender Mütter; die Schwierigkeit am Tag 7 der Nachtschicht noch Milch zu haben und die oft unnötige Kritik an der Beschaffenheit der Brustwarze vieler Frauen. Nicht zu vergessen die Notwendigkeit, sich einen größeren Weißkohlvorrat zuzulegen und Stillhütchen zu bunkern wie das Eichhörnchen die Nüsse – aber dazu später mehr.

gruppe-schwangerinmeinerstadtKathrin Ewald von der BKK VBU eröffnet die Diskussionsrunde – auch sie ist selbst stillende Mutter gewesen und kennt die Probleme die das mit sich bringt aus erster Hand. Genauso wie Manuela Burkhardt von Medela, die sich als Fachfrau tagtäglich mit dem Thema auseinandersetzt und quasi Basisarbeit an vorderster Front leistet – in den Geburtskliniken. Wie der Abend zeigt, ist das auch bitter nötig. Gerade dort werden die Weichen gestellt – und leider oft gleich zu Beginn grundlegende Fehler gemacht. Oder es tauchen unerwartete Schwierigkeiten auf, die das Aus für eine harmonische Stillbeziehung von Mutter und Kind bedeuten.

Denn das zeigt sich, als jede einzelne sich mal zu Wort meldet und aus ihren Erfahrungen berichtet: fast alle anwesenden Mütter haben versucht zu stillen. Wenigstens die 4 bis 6 Monate die von allen Seiten empfohlen werden. Entweder aus eigenem Antrieb oder weil sie sich doch dazu haben überreden lassen.

jette-supermomUnd fast alle haben irgendwann während dieser Zeit auch mit negativen Erlebnissen umgehen müssen. BerlinMitteMom Anna beispielsweise hat sich beim ersten Kind total unter Druck gesetzt. „Die Geburt war extrem schwierig – also muss das Stillen jetzt klappen!“ – das ist rückblickend ihr Anspruch an sich selbst gewesen. Ein Anspruch, an dem man eigentlich nur scheitern kann – vor allem wenn man mit Neugeborenem und Kaiserschnittnarbe inmitten Dutzender unausgepackter Umzugskartons sitzt und eine Reihe Buchprojekte vor sich hat. Jette von MeSupermom wurde die Entscheidung beim zweiten Kind mehr oder weniger abgenommen, weil abwechselnd Kind und Mutter so krank waren, dass sich das Stillen in Woche 7 dann von selbst erledigte. Ein Aspekt, mit dem Jette auch aus beruflicher Sicht eigentlich ganz zufrieden war – der aber von ihrem Umfeld im Prenzlauer Berg viel kommentiert wurde. „Du musst nicht stillen!“ sagt sie heute überzeugt – eine gute Mutter könne man auch so sein.

alu-susanna


Alu von GroßeKöpfe berichtet ebenfalls von der Ächtung durch soziale Kontakte. Sie hat sich mit Ach und Krach durch 4 Monate stillen gequält – danach ging Alu arbeiten und der Vater des Kindes übernahm die Rolle des Ernährers – wortwörtlich. Und hatte beim Fläschchen geben auf der Straße einiges auszuhalten: ob denn die Mutter des Kindes gestorben sei und ähnliches.

jana-hebammenblogFür Jana vom Hebammenblog.de existiert die Vereinbarkeit von Beruf und Stillen nur sehr hypothetisch. Denn man kann nun mal nicht einfach so aus dem Kreissaal abhauen, weil abgepumpt werden müsste – genauso wenig wie sich die Milch daran hält nicht zu laufen weil eine Schwangere gerade entbindet.

Neben den Schwierigkeiten mit denen stillende Frauen im allgemeinen zu kämpfen haben zeigt sich auch, dass die gesetzlichen Möglichkeiten wie etwa eine Stillstunde oder ein Stillzimmer, allenfalls ein netter Versuch sind. Mit der Realität haben sie oft wenig gemein. 86 % der Firmen hier in Deutschland haben laut Medela gar keine Möglichkeiten für stillende Frauen vorgesehen. Weil sie es oft auch gar nicht brauchen. Denn in vorausschauendem Gehorsam versuchen die meisten Mütter, gar nicht erst in die Verlegenheit zu kommen auf der Arbeit stillen zu müssen. Angst vor dummen Sprüchen seitens der Kollegen, logistische Probleme, der Druck beweisen zu müssen dass man auch als Mutter eine vollwertige Arbeitskraft ist – all das treibt anscheinend die meisten Frauen dazu, vor der Rückkehr in den Job abzustillen.

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Vielleicht ist das auch so das Fazit des Abends. Dass Deutschland es berufstätigen Müttern (und auch Vätern) immer noch zu schwer macht – egal ob gestillt wird oder nicht. Dass es mehr Teilzeitjobs geben müsste – gerade auch auf Führungsebenen und bei anspruchsvolleren Tätigkeiten. Dass Kinder im Lebenslauf nicht mehr Ausschlusskriterium bei der Suche nach neuem Personal sein dürfen. Dass die Kinderbetreuung den Anforderungen des Arbeitsmarkts angepasst werden müsste, weil der 8 bis 16 Uhr Job meist Illusion ist. Dass eine Gesellschaft, die auf Kinder angewiesen ist, sich auch mehr an der Lebenswelt von Menschen mit Kindern orientieren muss.

Es war ein spannender Abend, ein lustiger Abend – und wir haben eine Menge aus der Diskussion mit Euch mitgenommen. Vielen Dank liebe Teilnehmerinnen!

Ein „Übrigens“ möchten wir nicht vergessen: wer Lust hat das Thema Stillen zu vertiefen kann sich zum Expertenabend der BKK VBU und Medela am 12.10.2015 anmelden.


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