Digitales Lesen als Chance für die Literatur

Mit herzlichem Dank an die Verlegerin von Chou-Publishing, hier ihr Plädoyer für digitales Lesen:

Die Arbeit gibt den Rhythmus vor, man hat zunehmend weniger freie Zeit, die man meist aktiv gestalten soll und will. Dadurch bekommt das Lesen immer mehr das Flair des Mauerblümchens, das draußen keine Chance hat und sich besser mit seinen Buchstaben im Hause verkriecht.

Die Lösung für dieses Dilemma kann im digitalen Lesen zu finden sein, in neuen, kurzen Büchern, die nur kurze Aufmerksamkeitsspannen beanspruchen. So kann man kann sich auch im unruhigen Umfeld immer wieder neu und gründlich auf das Buch konzentrieren.

Auch wenn gern das Gegenteil behauptet wird, kurze digitale Texte müssen nicht zwingend flach sein. Essays haben schon seit jeher gezeigt, dass 600 Seiten nicht das Minimum sein müssen, man kann kluge Gedanken auch auf engerem Raum zum Blühen bringen. Dazu muss man nur auf die ellenlangen Schachtelsätze verzichten, was aber besonders bei den werten Germanisten-Kollegen auf wenig Gegenliebe trifft. Ähnliches gilt für detaillierteste Beschreibungen der Topographie, die ebenfalls endlich in den längst fälligen Ruhestand geschickt werden sollten. Seitenschinden und gleichzeitig damit die Intelligenz und Kraft der Phantasie der Leser infrage stellen? Das ist unnötig und unhöflich, aber die Fronten bewegen sich nur unmerklich. Die Verteufelung der digitalen Bücher erfolgt immer noch mit schöner Regelmäßigkeit. Zu flach, substanzlos, laienhaft… diese Adjektive sind nur die Spitze der Schmähungen.

Mit diesem Hochmut graben wir aber dem Buch ein tiefes Grab. Die Zukunft liegt im Digitalen. Smartphones und Tablets sind immer präsent, Bücher nicht. Diese Chance sollten Verlage und Autoren endlich nutzen, denn auch technische Gegenstände können zu wundervollen Bibliotheken werden, es gibt für jedes System die passende Lese-App. Dafür braucht es keinen speziellen Reader, digital lesen kann jeder, der ein etwas neueres Kommunikationsgerät sein Eigen nennt. Hier liegt die Chance dafür, dass man keine Ausreden für das Nicht-Lesen hat. Lesen ist dann auf einmal wieder chic und verliert sein tristes kärgliches Image. Jetzt braucht es nur noch Bücher, die sich ebenfalls den veränderten Anforderungen anpassen. Der Buchdruck wurde schließlich lange vor der Industrialisierung erfunden, er stammt aus einer vollkommen anderen Ära. Aber auch neueste Texte werden immer noch als Baumbücher konzipiert, wie damals in der guten alten Zeit. Dabei ist es höchste Zeit für eine Erneuerung, für eine Anpassung an den Menschen. Der Mensch soll sich nicht ans Buch anpassen müssen, das muss das Buch tun. Um fit zu sein, muss es auch abspecken, in seinem Fall muss es kürzer werden. Und als Fußnote möchte ich hier noch anbringen, dass man auch im digitalen Raum wunderbar schachteln kann, das beweise ich mit meinen Zeilen wohl recht eindrücklich.

Be polite, don’t confuse us, make it simple! Dieses Motto einer meiner Englischdozentinnen muss die Devise für Texte sein, die auch heute noch ihre Leser erreichen. So hält man einen Text kurz und überstrapaziert dabei weder das Zeitmanagement noch die Geduld des Lesers. Damit erweisen Autoren und Verlage ihren Lesern einen unschätzbaren Gefallen. Die meisten Leser schätzen einen klar formulierten klugen Gedanken doch wesentlich mehr als ein verklausuliertes Konstrukt, das meist nicht dazu in der Lage ist, die Leere, die so häufig in ihm ist, zu verdecken. Und in der Belletristik sollte eine kurze Beschreibung der Figuren und der Orte mehr als ausreichend sein, den Rest übernimmt die Phantasie des Lesers nur zu gerne. So kann Lesen wieder zum Anlass für das bunte Feuern der Synapsen werden, ein Feuerwerk, das das ganze Jahr andauern kann. 

Vielen Dank sagt Buchstabenspiel! 


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