Diese Sache mit der Flugangst.

In meinen Augen gibt es nicht Schöneres, Intimeres und Nachhaltigeres, als das gemeinsame Reisen. Wir sind nun seit über sechs Jahren ein Paar und ich habe in diesen sechs Jahren allerhand mit ihm erleben und sehen dürfen. Wir durften die verschiedensten Städte Hand in Hand durchstreifen, haben unsere Kameras stets auf die gleichen Objekte gehalten und durften die Betten in unseren Unterkünften miteinander teilen und Arm in Arm in einem fremden Land, einer Fremden Stadt, in fremder Umgebung miteinander einschlafen. Ich kann mir ganz ehrlich nichts Schöneres vorstellen, als mit ihm zu reisen, denn schließlich würde ich es ohne ihn wahrscheinlich gar nicht auf die Reihe bekommen.Wenn ich an unseren letzten Flug denke (Berlin - Newark mit Zwischenstopp in London), dann springt man Herz zum einen natürlich vor schöner Erinnerungen und dem Verlangen nach Wiederholung im Quadrat, aber gleichzeitig rutscht es mir auch in die Hose. Aber dazu muss ich wohl etwas früher ausholen.
Als Kind bin ich mit meinen Eltern und meinen Geschwistern eigentlich jedes Jahr geflogen, manchmal auch mehrfach. Griechenland, Spanien, Dubai, New York - vom einstündigen bis hin zum neunstündigen Flug war tatsächlich alles dabei. Irgendwann stoppten diese Familienurlaube und das Fliegen hatte sich dadurch auch erst einmal erledigt. Als Fabian und ich dann im Sommer 2010 nach Berlin zogen, mussten wir uns irgendwann eingestehen, dass Die Bahn unsere Heimatbesuche mit schlappen 250€ pro Person für die Hin- und Rückfahrt nicht langfristig unterstützen wird. Wir durften also feststellen, dass das Fliegen mit Ryanair die günstigere Variante war, um in den Westen zu kommen. Was soll ich sagen - es ist auch bei diesem einen Mal geblieben. Der etwa 60-minütige Flug hat mich etwa 6000 Tränen gekostet, ich hatte einfach ständig das Gefühl, als würde mir in jeder Sekunde das "Gehäuse" des Flugzeuges um die Ohren fliegen. Klapprig, kalt, eng, heiß, ohgottichsterbe. Tatsächlich war ich einfach bislang nie mit einem so kleinen Flugzeug geflogen und das war ein vollkommen neues Erlebnis für mich. Daraufhin folgte ein weiterer Ryanair-Flug nach Dublin und da auch hierbei die Anzahl der Tränen unwesentlich sank und die Geduld meines Liebsten ein weiteres Mal auf die Probe gestellt wurde, musste ich mich für alle weiteren Flüge nach irgendeiner Wunderpille gegen Flugangst erkundigen.
Einige Zeit verging und verschiedene erfahrene Menschen empfohlen mir "Tavor" oder auch Lorazepam als absolut sichere Hilfe gegen Angstzustände auf dem Fensterplatz. Der freundliche Arzt von nebenan war so nett und schrieb mir aufgrund meiner detailreichen und haarsträubenden Schilderungen das passende Rezept für unsere Amerika-Reise. "Getestet" wurde die Pille auf dem einstündige London-Flug mit British Airways - ich nahm eine halbe Tablette bereits in Tegel, da jeder mich warnte "Pass auf, nimm nur eine halbe, die haut dich um!". Gemerkt habe ich von dieser halben Tablette leider absolut gar nichts. Es war schlimm und ich war froh, als wir im verregneten London landeten. Der Beipackzettel sagte mir, dass ich am Tag nicht mehr als 2,5 Pillen schlucken sollte, also warf ich einfach noch eine ganze Tablette nach für den Flug über den Atlantik. Ich war wirklich begeistert - zwar war der Start nach wie vor die absolute Hölle, aber sobald das kleine Licht erlosch, welches darauf hinwies, man solle gefälligst angeschnallt bleiben, konnte ich zum ersten Mal seit Jahren in einem Flugzeug durchatmen, ohne dass ich dabei in Tränen ertrank. Schlafen war trotzdem nicht, dafür schaffte Silver Linings aber umso mehr Ablenkung.Die Zeit in Amerika verging wie im Flug und plötzlich stand auch wieder der Rückflug an. Ungeachtet der Tatsache, dass diesmal kein "kleiner" Flug zuerst anstehen würde und somit genügend Zeit zwischen der Einnahme der beiden Dosen lag, nahm ich am Flughafen schon vorsorglich die erste Tablette und im Flugzeug dann direkt die nächste. Ich hatte also zwei Milligramm Lorazepam intus und es ging mir gut. Der Start lief reibungslos, das Essen war sogar halbwegs lecker und ich wollte mir den ganzen Flug über die Harry Potter-Filme zum circa viertausendsten Mal zu Gemüte führen. Ich glaube das Essen war noch nicht richtig abgeräumt, da bin ich auch schon eingeschlafen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals in einem Flugzeug geschlafen hätte und wahrscheinlich habe ich tatsächlich noch nie so tief geschlafen. Für Fabian war das wahrscheinlich ein kleiner "Urlaub nach dem Urlaub", denn endlich hatte er keine Fingernägel im Arm, keine Tränen im Nacken und kein Gewimmer im Ohr. Geweckt hat er mich dann kurz vor dem Landeanflug auf London - es gab Frühstück, glaube ich und ich hatte gerade meinen anstehenden Jetlag weg geschlafen.Der Zwischenstopp in London war dann leider nicht ganz so witzig - Übelkeit und Kreislaufprobleme ließen mich kaum einen klaren Gedanken fassen und nicht mal Starbucks konnte mich wieder auf die Beine bekommen und das heißt schon was.
In  meinen Augen spielt das Bewusstsein darüber, was alles passieren könnte bei einer echten Flugangst eine große Rolle. Ist man als Kind noch mit Schmetterlingen im Bauch und voller positiver Aufregung über den Wolken voller Übermut den Eltern auf den Keks gegangen, weichen die Schmetterlinge heute riesengroßen Geiern, die einem immer wieder erzählen, dass Flugzeuge abstürzen, auseinander brechen, Treibstoff verlieren oder einfach verschwinden.
Im Nachhinein muss ich sagen, dass es schon ein bisschen gruselig war, einfach so ausgeschaltet zu sein, nichts mitzubekommen und zu wissen, dass ich es vielleicht ein kleinwenig übertrieben hatte. Immerhin hat es gewirkt, immerhin habe ich mich nicht verrückt machen und wertvolle Energie verschwenden müssen. Außerdem zeigt die Betrachtung im Nachhinein, dass die Größe des Flugzeugs das Ganze vielleicht um einiges verstärkt, aber ganz sicher nicht der Auslöser der Panikattacken ist. Dieser kleine Bericht soll natürlich keine Werbung für dieses Medikament sein und ich würde es in vielen anderen Situationen auch eher mit Vorsicht genießen, aber dennoch ist es für mich aktuell die einzige Möglichkeit, dem Reisen in dem Maße nachkommen zu können, wie ich es gerne würde. Zugegeben, die für mich richtige Dosis muss ich wahrscheinlich noch finden, aber auf jeden Fall werde ich diese Sache mit der Flugangst so für unsere nächsten Reisen ein bisschen besser in den Griff bekommen.

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