Die Vögel: Wie könnte ein Remake aussehen?

Am vergangenen Wochenende habe ich zufällig spätnachts mal wieder Alfred Hitchcocks Filmklassiker „Die Vögel" entdeckt, während ich der dank Netflix, Amazon und Co. langsam aussterbenden Kunstform des „Sinnlos-durch-das-Progamm-Zappings" nachgegangen bin. Es kam nichts besseres, ich hatte den Film lange nicht gesehen und es waren gerade keine Vögel im Raum, die auf dumme Gedanken hätten kommen können, also blieb ich dabei. So gerne man auch von einem „zeitlosen" Klassiker spricht, ist auch dieser Film natürlich gealtert. Die Effekte sind nicht mehr zeitgemäß, die Dialoge nicht und viele Handlungselemente ebenfalls nicht. Das ließ mich über ein Remake nachgrübeln.

Wohlgemerkt gab es bereits Remakes bzw. inoffizielle Fortsetzungen von „Die Vögel", die aber in der Regel nur fürs TV oder den Videomarkt produziert wurden. Pläne eines richtigen, großen Remakes mit Millionenbudget und bekannten Namen von heute vor und hinter der Kamera geistern seit Jahren durch das Filmbusiness, ohne das bisher ein Ergebnis zu bewundern war. Man kann also munter spekulieren, wie so ein Remake von „Die Vögel" aussehen könnte, was im Vergleich zu 1963 heute vermutlich anders gemacht werden würde und was nicht. Ein paar Gedanken dazu:

Die Charaktere

Großes Hollywoodkino braucht immer eine Liebesgeschichte oder zumindest Andeutungen einer solchen. Entsprechend wären die beiden Hauptfiguren des Remakes wohl wie im Original ein (potentielles) Pärchen, allerdings mit anderem Background. Statt der verwöhnten Millionärstochter und dem attraktiven Anwalt mit Mutterkomplexen hätten wir vielleicht eine attraktive Expertin für Irgendwas mit Tieren, die nicht so gut mit Menschen kann und daher auch noch Single ist, und einen charmanten Journalisten und gleichzeitig alleinerziehenden Vater. Die Rolle der etwas unheimlichen, bedrückenden Mutter aus dem Original wird ersetzt durch ein Comic Relief. Ich denke da z.B. an einen chaotischen Bruder des Journalisten, der gut zu Vögeln ist ... Witz, das Remake braucht Witz! Wer sieht sich heute noch ein teures, überhyptes Filmspektakel an, in dem es absolut nichts zu lachen gibt und sich jeder selbst schrecklich ernst nimmt?

Grundsätzlich darf man davon ausgehen, dass eine Neuverfilmung von „Die Vögel" etwas ... ich will mal sagen ... bunter wäre. Es gäbe nun auch Afroamerikaner, Latinos und/oder andere Minderheiten in zumindest nicht ganz unwichtigen Nebenrollen. Alle Beteiligten würden zudem deutlich weniger rauchen, denn das ist einfach nicht mehr chic. Wir wollen sehen, wie Menschen von Vögeln zerhackt werden, nicht wie sie ihre Lungen teeren. Aber reichen die Vögel als Feindbild überhaupt noch aus? Muss es nicht auch ein paar richtig unsympathische oder richtig gefährlich-ahnungslose Menschen geben, denen man als Zuschauer gerne ein bisschen Vogelfutter in die Jackentasche schmuggeln würde? Möglichkeiten für solche Charaktere gibt es genug. Einen korrupten Bürgermeister etwa, der die Menschen seiner Stadt rücksichtslos opfert, mit Sicherheit wegen Geld, oder den Chef des Veterinäramtes, der die Lage völlig falsch einschätzt und die Warnungen unserer Helden komplett in den Wind schlägt, wodurch viele Menschen, die noch hätten gerettet werden können, letztlich nicht gerettet werden. Ihm geht es dabei nicht um persönlichen Gewinn, er ist einfach nur inkompetent.

Die Vögel

Als das eigentliche Highlight des Films - wie der Untergang der Titanic in „Titanic" und der Angriff auf Peal Harbor" in „Pearl Harbor" - würden die Angriffe der Vögel natürlich sehr spektakulär umgesetzt werden. All das, was Alfred Hitchcock vor 50 Jahren noch nicht tun konnte, oder zumindest noch nicht so bombastisch, haut sein Nachfolger jetzt raus.

Im originalen „Die Vögel" von 1963 gibt es keine eindeutige Erklärung für die Mordlust unserer gefiederten Freunde. Warum fliegen Tweety und Co. plötzlich so auf menschliche Augäpfel ab? Legt man die Tierhorrorfilme der letzten Jahre zu Grunde, wird ein modernes Remake wohl nicht darauf verzichten, eine knallharte Botschaft zu senden. In der Neuauflage sind eindeutig die Menschen Schuld, weil sie den Klimawandel verursachen, den Lebensraum aller Tiere auf Erden zerstören und/oder jede Menge Giftzeugs produzieren. Im Zweifelsfall wurde alles durch einen Atomtest verursacht.

Die Charaktere gegen die Vögel

Im Film von 1963 stehen die Menschen der Bedrohung durch die vogelwilden Vögel ziemlich hilflos gegenüber. Die Protagonisten sind nicht oder kaum bewaffnet, kommunizieren unzureichend und leiden eindeutig unter Informationsmangel. Im Zeitalter von Google, Smartphones und Social Media wäre einiges davon anders. Mit den Smartphones könnte man in größer Not sogar werfen. Zumindest mit den Smartphones der anderen. Daneben gibt es in einem durchschnittlichen amerikanischen Haushalt von heute sicherlich eine Menge Zeugs, das als Waffe gegen miesgelauntes Federvieh einsetzbar wäre: Messer, Axt, Hammer, Kettensäge, Chemikalien, diverse elektrische Werkzeuge. Gut, das gab es 1963 auch schon, aber heute ist es unrealistischer, solche Dinge nicht zur Verteidigung zu nutzen.

Das Filmpublikum der Gegenwart erwartet schon ein Mindestmaß an gewaltsamer Gegenwehr, gewürzt mit viel Dilettantismus natürlich. Mindestens eine Figur muss sich selbst umbringen bei dem Versuch, am Leben zu bleiben. Verschweigen darf man an dieser Stelle wohlgemerkt auch nicht, dass doch eine Menge Amerikaner heutzutage Schusswaffen im Haus haben. Im Falle eines Angriffs durch wirklich viele wilde Vögel kämen wohl auch wirklich viele wild um sich schießende Menschen zusammen.


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