Die vergessene Prinzessin

Sophie Charlotte wäre fast Königin von Bayern geworden - doch die geplatze Verlobung mit dem Märchenkönig Ludwig II. ist nicht das größte Drama ihrer Lebensgeschichte. Das Eulengezwitscher stellt eine neue Biografie vor...

Die vergessene Prinzessin

Das Eulengezwitscher startet mit einer Prinzessinenbiografie ins neue Jahr: Rosatöne, wohin man schaut: Der Buchtitel, die kunstvolle Verzierung, das eigentlich schwarzweiße Coverbild, das eingebunde Lesezeichen, selbst der Anschnitt strahlt in mädchenhaft-majestätischem Rosa - nur die Lebensgeschichte der bayerischen Fast-Königin Sophie Charlotte ist alles andere als rosarot verlaufen. Christian Sepp es dennoch vermocht, sie als Lesevergnügen aufzubereiten - eine Buchvorstellung:

Die vergessene Prinzessin

Christian Sepp

Sophie Charlotte

Sisis leidenschaftliche Schwester

Erschienen bei August Dreesbach im Oktober 2014. 288 Seiten kosten in der gebundenen Ausgabe 24 €.


Die Lebensgeschichte

Die vergessene Prinzessin

Das Leben hätte so schön sein können: Von Haus aus mangelt es der 1847 geborenen Sophie Charlotte an nichts. Als jüngste Tochter des bayerischen Herzogs  Maximilian  und seiner Frau Ludovika wird sie in eine Märchenwelt hineingeboren. Man steht mit den Mächtigen des Alten Europas auf Du und Du, die ältere Schwester Elisabeth heiratet sogar den österreichischen Kaiser. In Sisis Schatten lebt es sich eine Weile ganz gut (weil weitgehend unbehelligt von Standespflichten). Doch dann kommt es richtig dicke: Auch Sophie Charlotte soll heiraten - und zwar den bayerischen Märchenkönig. Die Verlobung mit dem homosexuellen König (das ist ein nur schlecht gehütetes Geheimnis) markiert den Anfang einer Leidensgeschichte, die von einem dramaturgischen Knalleffekt zum nächsten purzelt. Denn die Hochzeitspläne werden erst aufgeschoben, dann aufgehoben. Sophie Charlotte, eine bildhübsche junge Frau, verliert sich in unglücklichen Affären (z. B. mit einem bürgerlichen Fotografensohn - ein Unding für eine Dame aus bestem bayerischen Haus! Selbst als sich das Eheglück doch noch einstellt (mit einem Herzog Ferdinand), wendet sich Sophie Charlottes Schicksalsblatt nur vorübergehend zum Guten - sie geht auch als verheiratete Frau eine Liebschaft mit ihrem Frauenarzt ein. Wer sich sexuell so wenig im Griff hat, landet (vorübergehend) in der Irrenanstalt. Selbst ist nicht das bittere Ende, denn Sophie Charlotte bleibt nichtmals ein qualvoller Tod erspart: Sie verbrennt bei lebendigem Leib, als während einer Wohltätigkeitsveranstaltung erst ein Feuer und dann eine Massenpanik ausbrechen. 

Die Eulengezwitscher-Bewertung

Überzeugend:

Christian Sepp hat eine zeitgemäße Biografie einer (fast) vergessenen Prinzessin vorgelegt. Seine moderne Sprache, die auffallen kurzen Kapitel und die Fähigkeit, akrisch und leidenschaftlich Quellen aufzustöbern (zum Beispiel auch bei eBay) machen Lust auf weitere Biografien aus seiner Feder. Denn es ist schwierig, mit einer so unbekannten Protagonistin zu überzeugen. Christian Sepp gelingt das, weil er seine Leser ernst- und mitnimmt: Er moderiert und erklärt, warum er was wie  berichtet. Nicht unerheblich ist auch die edle Ausstattung des Buches, die den Lesegenuss spürbar beeinflusst.

Nicht so überzeugend:

Die Biografie ist eher ein Lebensbericht, als eine Lebenserzählung. Will heißen: ein bißchen mehr szenische Schilderung hätte dieser dramatischen Geschichte nicht geschadet...


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