Die Sache mit den skandinavischen Krimis

Die Sache mit den skandinavischen Krimis
Keine Spiegel-Bestsellerliste ohne skandinavische Kriminalromane, ob Nesbø, Larsson oder Adler-Olsen.
Auch im Fernsehen treiben skandinavische Autoren oder Ermittler ihr Unwesen. Ob “Spezialeinheit Göteborg” oder gar ein Tatort [!] mit Borowski, dessen Buch von Henning Mankell stammt.
Ich hab mir die Frage gestellt, warum die Spannungsliteratur zur Zeit unter so starkem nordischen Einfluss steht.

These 1: Divergenz zwischen Bullerbü und Kriminalromanen

“Der Deutsche an sich” mag von Kindesbeinen an nordeuropäische Literatur. Ob Ronja Räubertochter, Pippi Langstrumpf oder Michel aus Lönneberga, Astrid Lindgren hat uns alle gehabt.
So entstand in unseren Köpfen ein idealisiertes Bild, dass sogar die Relevanzkriterien der Wikipedia erfüllt: “Bullerbü-Syndrom“.
Und mal im Ernst: Wer findet nicht auch rot-weiß gestrichene Häuser wunderbar und würde gerne mal an den diversen Seen und Fjorden Urlaub machen?
Das Kalle Blomquist nicht nur den Grundstein mancher Krimi-Leserschaft legte, und dies gleichzeitig der Spitzname des (männlichen) Protagonisten in der “Millennium-Trilogie” ist verwundert nicht.

These 2: Schweden ist uns näher als die USA

Nicht nur geografisch, sondern auch vom Verständnis der Gesellschaft ist uns Skandinavien näher als die USA. Diese dominieren zwar das internationale Film- und Seriengeschäft, aber irgendwann will man auch mal einen Krimi lesen oder sehen, bei dem nicht alles auf die Spitze getrieben wird und bei dem man die Gesellschaft besser versteht – weil sie unserer ähnlich ist.
Und zur Deckung des Unterhaltungsbedarf bleibt nicht viel. Mal ein englischer Autor, mal einheimische. Die Nachfrage ist da, die Verlage befriedigen sie mit den kreativen Nordlichtern. Die Krimis sind dabei keineswegs durchgehend beschaulich, sondern schildern zum Teil Grausamkeit und Gewalt, die wir in unseren Urlaubsländern so nicht ahnen.

These 3: Das Inlands-Angebot ist mager

Die deutsche Krimilandschaft besteht aus Regionalkrimis, die vorwiegend durch Lokalkolorit überzeugen. Hey, ich hab ja sogar ein paar “Wilsbergs” gelesen. Und einen Eifel-, einen Niederrhein- und einen Alpen-Krimi. Die literarische Qualität steht da bei den Kaufargumenten hinten an. Im Fernsehen hat man die Wahl zwischen “Tatort” und “Alarm für Cobra 11″. Selbst wenn mal ein “Polizeiruf 110″ ausgestrahlt wird, ist man schon enttäuscht. Man möge mir bitte einen guten zeitgenössischen Krimi empfehlen.

These 4: Probleme sind weit weg

Wenn ein Tatort neben dem Fall auch mal gesellschaftliche Probleme anspricht, besteht der Verdacht, die Sendung sei nur Stichwortgeber für Anne Will Günther Jauch.
Wenn in skandinavischen Krimis solche Probleme tangiert werden, sind das deren Probleme, nicht unsere. Ein Kratzer im Bullerbü-Image. Den können wir ganz gut haben.

So, genug geschrieben. Der umfangreichste Blogbeitrag seit langem. Über Rückmeldung oder Literatur-Tipps würde ich mich sehr freuen, denn ich mag Krimis. Sehr sogar. Besonders die skandinavischen.
Und in Anlehnung an den Direktor des Goethe-Instituts in Stockholm, Berthold Franke: Der Grund für den Erfolg dieser Krimis ist nicht die Liebe zu nordischen Krimis, sondern der Wunsch nach besseren eigenen Krimis.

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