Die Sache mit dem Stil

img_20161012_161211Manchmal frage ich mich wie ich nach Außen wirke. Das scheint wohl auch sehr unterschiedlich zu sein. Von Mensch zu Mensch und von Position zu Position. Und es mag auch vielleicht so sein, dass ich mir da auch nicht selbst vertrauen kann. Man muss alles analysieren, man muss alles perfektionieren und irgendwann kommt man an den Punkt, wo man sich selbst auch perfektionieren muss. So viel zum Hintergrund meines Vorhabens. Lange Rede kurzer Sinn: ich wollte mehr aus meinem Typ machen. Wie gesagt, wenn man es richtig gemacht haben will, geht man zu einem Profi. Der wird schon wissen, was er tut. Frei nach dem Motto: „Selbstvertrauen ist gut, genormte Norm ist besser.“

Also auf, auf zur Stilberatung. Was steht mir? Wie kann ich mich selbst noch betonen? Und so weiter und so fort. Ich glaube, das war einer der vielen eindeutigen Male, wo ich feststellen musste, dass ich mich nicht für kreativ genug halte oder es vielleicht gar nicht bin. Vorher habe ich es mit Büchern probiert und ich habe es nicht nachvollziehen können. Deshalb habe ich mich entschieden zu jemanden hinzugehen, der mir dann sagt, was ich zu tun und zu lassen habe. So während ich den Text schreibe, fällt mir auf, wie engstirnig ich bin.

Es war äußerst ernüchternd. Mir stehen Farben, angeblich, die ich nicht ausstehen kann. Und ich mag Farben, die noch mehr angeblich, mir überhaupt nicht stehen. Es war irgendwie witzig und trotzdem glaube ich nicht an die ganze Materie. Vielleicht wäre es bei einer Hypnose Show erfolgreicher für mich gewesen, was die Glaubwürdigkeit der Materie angeht. Da saßen wir nun, jede nacheinander vor einem Spiegel. Uns wurden goldene Tücher und silberne Tücher um den Oberkörper gelegt. Erstmal sollte man ja herausfinden, ob man eher heiß- oder kaltblütig ist. Sorry, aber ich sah keinen Unterschied. Erstmal dachte ich es liegt am Winkel. Da, wo ich stand, sieht man das wohl nicht so richtig. Die Zähne sollten weißer sein, die Haut reiner, die Augen leuchtender, wenn das richtige Tuch umgelegt wurde und alle hatten ein Erfolgserlebnis. Deshalb dachte ich, ich muss einfach abwarten bis ich selbst dran bin.

Tja, irgendwann war ich auch selbst dran. Und immer noch kein Zauber. Vielleicht liegt es auch an mir. Man weiß es nicht. Vielleicht ist das alles auch einfach nur Humbug. Wenn sie mir das goldene Tuch umgelegt hat, dann hatte ich grüne Augen und wenn es das silberne war, dann waren sie blau. Ich persönlich habe schon davon geträumt, dass ich meine Augenfarbe mit solchen Tricks der Umgebung anpassen könnte bei Gelegenheit. Meinen Zähnen war’s egal. Meine Haut reagierte dafür umso mehr. Es schien so, als ob ich die Wahl gehabt hätte, zwischen kränklich und schlecht durchblutet, oder einem Hauch von Gelbsucht und schlecht aufgetragenem Selbstbräuner. Die Anderen fanden mich witzig, die Kursleiterin reagierte nicht. Sie hatte mir eingeredet ich sei Herbst. Während ich bis dahin Herbst mochte, diese stürmische Luft, diese Melancholie. So mag ich Herbst nicht mehr, zumindest nicht mehr in der Form.

Laaaaaangweilig. Das sind nur Erdtöne. Und nicht nur schöne Erdtöne. Ich hätte ausgesehen wie sonst was, wenn ich mich so gekleidet hätte. Wie so ein Öko auf Survivaltour. Ich und der Wald – wir sind Eins. Sobald eine Farbe interessanter war, stand sie mir angeblich nicht mehr. Und der Witz ist, während ich mich so richtig schlecht fühlte und unzufrieden, das hat sogar noch ein paar Tage angedauert, ging die Stilberaterin in ihrer Aufgabe auf. Und dann gab es noch Ratschläge zur Körperform, was man anziehen sollte und was besser nicht. Sie wusste nicht genau, was ich sein sollte, weil ich ja saß. Ich meine jetzt: Apfel, Birne oder Sanduhr, aber im Zweifelsfall sollte ich mich auf jeden Fall wie ein Apfel anziehen. Heißt: alles obenrum betonen. Ah ne, auf sowas wäre ich ja selbst nie gekommen. Von einer Profin, hätte ich etwas anderes erwartet als so eine Standardlösung für alle. Wieder fühlte ich mich nicht besser. Äpfel sind super, vor allem im Herbst, aber wenn man die Wahl hätte, würde man nicht Apfel sein wollen. So ohne Taille, aber dafür mit Bauch. Und dann gibt es noch das Allerheilmittel: das Tuch, das man sich umlegen kann und ich könnte mir die Haare abschneiden. Wäre auch praktischer.

Fazit: ich habe es ausprobiert. Es ist kein Mysterium mehr. Nicht mehr und nicht weniger. Meine Arroganz hilft mir überraschenderweise in diesem Fall. Nach dem Motto: jetzt erst recht. Eigentlich hätte ich mir schon denken können, dass es nichts wird. Wenn es einen Moment gibt, der mir bei Shopping Queen in Erinnerung geblieben ist, dann der, dass der Kretschmer grinsend meinte: „Oh, die Frau war bei der Farbberatung“, aber da war es schon zu spät, da war ich schon angemeldet.


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