Die Sache mit dem Arsch

Die Sache mit dem Arsch

Oberhalb von Näfels gibt es einen Arschwald. Und rundum Brand-Wörter.

Eben las ich einen packenden, nach allen Regeln der deutschen, lateinischen und rätoromanischen Philologie verfasssten Artikel über romanische Ortsnamen in Gebieten, die längst deutsch sind: dem Linthgebiet und benachbarten Teilen der Innerschweiz. Ich könnte daraus hundert Einträge erstellen - aber nehmen wir doch die Sache mit dem Arsch. Der Flurname ist für unser Land mannigfach belegt. So gibt es in der Nähe von Linthal eine Arschplanggen. "Plangge" ist dabei auf den ersten Blick klar: Das Wort romanischer Herkunft, plaunca/planca, analog zu französich "planche" gleich Brett, bezeichnet eine steile Grashalde, eine schiefe Ebene im Gebirge. Und der Arsch? Der Artikelautor begab sich ins Gelände und stellte fest, dass an der Arschplanggen nun wirklich gar nichts hinternartig gerundet ist. Seine Erklärung, die natürlich sauber wissenschaftlich belegt wird: Lateinisch "ardere", verbrennen, hat das Partizip arsus, verbrannt, das im Rätoromanischen auftaucht. Die Vermutung liegt nicht fern, dass in dem Arsch-Gebiet einst brandgerodet wurde.
Der Autor behauptet im folgenden nicht, dass alle Arsch-Orte der Schweiz mit "ardere" zu tun haben. Dazu müssen zwei Kriterien erfüllt sein: Erstens eine direkte Nähe zum einstigen romanischen Siedlungsgebiet. Und zweitens eine historische Wahrscheinlichkeit, dass einst am betreffenden Platz brandgerodet wurde. Ein schwieriger Fall ist insofern die bekannte Alp Arsch zwischen Amden und dem Toggenburg. Man könnte sehr wohl sagen, dass in diesem Fall insofern eine glaubwürdige Arschhaftigkeit vorliegt, als besagte Alp Amdens hinterletzter Boden vor der Grenze zur Toggenburger Gemeinde Alt St. Johann ist; sie liegt am Arsch der Welt. Anderseits gibt es doch auch um Amden rätoromanische Flurnamen, man denke nur an den Selun, einen der Churfirsten. Von Brandrodung weiss man nichts. In diesem Fall ist die Sache also unklar. Hingegen dürfte der Arschwald am Eingang des Glarner Oberseetals über Näfels tatsächlich auf die lateinische Wurzel zurückgehen. Rundum wimmelt es nämlich von Brand-Namen: Brandhüttli, Brandboden, Bränden, Brändbach.
Demnächst Teil zwei der Arsch-Geschichte. In diesem gutinformierten Blog.

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