Die Rückkehr des Nerds

Wer mir in der ersten Hälfte der 80er Jahre etwas schenken wollte, der hatte es recht leicht: egal worum es sich handelte, es musste nur “Star Wars” oder das damals noch gebräuchlichere “Krieg der Sterne” irgendwo aufgedruckt sein.

Für eine Zeitlang (und in diesem Alter vergeht die zeit ja bekanntlich VIEL langsamer als später) lebte und atmete ich Star Wars. Und nicht viel Anderes. Gleichzeitig hatte ich jedoch nie den Eindruck, dass diese, meine erste Hochblüte des Star Wars Fandoms von meinem Umfeld irgendwie misstrauisch oder gar negativ aufgenommen wurde. Auf der anderen Seite war ich damals aber natürlich auch in einem Alter, in dem mir eine solche Reaktion vermutlich auch nicht aufgefallen wäre, wenn ich eine Obsession für Hundefäkalien entwickelt hätte.

Ich hatte nicht den Eindruck, meine Umwelt damit irgendwie zu beunruhigen, dass sich mein Leben um Luke, Leia, Han, Yoda und einen Kerl in Schwarz drehte, der offensichtlich an schlimmen Asthma litt. Vermutlich war man allgemein froh, dass ich mir kein ungesünderes Hobby zugelegt hatte, als davon zu träumen ein Jedi Ritter zu werden.

Und irgendwann ging diese Phase ja dann auch vorbei…

 

Als ich nach dem Erscheinen der “Trawn Trilogie” Anfang der 90er Jahre vermehrt damit begann, SW Bücher zu lesen war dies zunächst auch noch keine große Sache. Etwas mehr Misstrauen erntete dagegen schon mein im Laufe der Zeit zunehmender Konsum von Star Wars Comics. Denn Comics waren für die meisten Menschen, die ich kannte etweder etwas für Kinder (Micky Maus, Fix & Foxi, Bussibär) oder etwas für asoziale Nerds (auch wenn dieses Wort in meiner Familie so nie genannt wurde), die im Keller ihrer Eltern hausten, kaum jemals das Sonnenlicht sahen und bei denen eine latente Gefahr vorhanden war, irgendwann zum Amokläufer zu werden. Jedenfalls waren Comics absolut  nichts das jemand, der Betriebswirtschaft studierte, um irgendwann ein reicher Manager zu werden lesen sollte.

Nun, ich tat es trotzdem, bin bisher nicht zum Amokläufer geworden und davon ein reicher Manager zu werden in etwa so weit entfernt wie Tatooine von Coruscant.

Das Misstrauen und der Argwohn der Menschen, mit denen ich mich umgab wuchs in den Jahren 1999, 2002 und 2005 noch zunehmend, als sie mitbekamen, dass ich mir Episode I, II und III in den ersten beiden Wochen nach ihrem Erscheinen jeweils rund ein Dutzend mal im Kino ansah. Denn so etwas tut muss entweder komplett senil sein (und hat das was er vorgestern gesehen hat schon wieder vergessen), oder er hat ein echtes Problem!

Nun, einer der Gründe warum ich so oft ins Kino ging war (abgesehen davon, dass es nur wenige Dinge im Leben gibt, die besser sind als Star Wars auf der großen Leinwand zu sehen), dass ich eben nicht vergessen wollte, was ich da sah. Mit jedem neuen Kinobesuch konzentrierte ich mich auf etwas anderes: auf die Dialoge, die Spezialeffekte, die Beleuchtung, die Musik… und jedesmal entdeckte ich neue Aspekte. Es wurde nie langweilig.

Wenn ich mich heute mit den SW DVDs oder BluRays zurückziehe, um zum 100-xten Mal eine der sechs Episoden anzusehen, erntete ich bis vor einiger Zeit neben fragenden bzw. zweifelnden Blicken die grundsätzlich nicht abwegige Frage: “Kennst Du diese Filme denn nicht schon auswendig?” Und die Antwort ist nach all den Jahren natürlich ein klares “Ja!” – ich kenne alle sechs SW Filme in- und auswendig, auf Deutsch und auf Englisch, von vorne bis hinten und wieder zurück, jede Szene, jeden Satz.

Und dennoch entdecke ich fast jedesmal noch etwas Neues! Dies hat jetzt gar nicht unbedingt damit zu tun, was in den Filmen zu sehen und zu hören ist (wobei ich auch hier noch häufig auf Dinge stoße, die mir vorher nicht aufgefallen sind), sondern vielfach mit dem Blick auf das größere Ganze, das sich einem öffnet, wenn man sich intensiv mit Star Wars beschäftigt. Jede neue Clone Wars Folge, jedes Buch oder jedes Comic hat das Potential einem die Filme aus einer neuen Perspektive zu präsentieren (wie auch umgekehrt)!

Ich denke, dass eine absolute Hingabe zu einer Sache für die meisten Menschen, die diese Hingabe nicht teilen bzw. nicht verstehen etwas seltsam, wenn nicht gar erschreckend wirkt. Die Meisten von uns sind nur höflich genug, dies den Anderen nicht zu deutlich zu zeigen.

Jedenfalls hatte ich bis vor Kurzem den Eindruck, dass diese, meine zweite Hochblüte des SW Fandoms von den Menschen um mich herum, wenn schon nicht offen ablehnend, so doch mit einem mehr oder weniger deutlichen Kopfschütteln bzw. Augenrollen zur Kenntnis genommen wurde. Als ich nun jedoch vor einigen Wochen 40 wurde, stellt ich fest, dass ich von praktisch jedem, dem ich wichtig genug war mir etwas zu schenken etwas bekam, das mit Star Wars zu tun hatte. Gut, ich hatte im Vorfeld recht großzügig meinen Amazon Wunschzettel verteilt hatte, die recht üppig mit Star Wars Dingen besetzt ist, aber das hatte ich früher auch schon gemacht und dann musste ich mir die Dinge die ich wollte doch meist selber kaufen.

Die Rückkehr des Nerds

Aber auch Menschen, die diese Liste nicht kannten versahen ihre Präsente mit irgendetwas, das mehr oder weniger mit Star Wars zu tun hatte. Sei es die Torte, das Geschenkpapier und die Karten oder natürlich die Geschenke selbst. Alles “Krieg der Sterne” und das Meiste ohne, dass ich es mir explizit gewünscht hatte.

Es sieht also fast so aus, als hätte meine Umwelt nach mehr als 20 Jahren die Rückkehr des Star Wars Nerds in ihre Mitte akzeptiert.


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