Die Naschsucht und seine Folgen – Zucker als Droge

Viele, besonders Übergewichtige, kennen den Drang zu naschen obwohl man gerade gar keine Lust darauf hat. Meist realisiert man gar nicht ob die Lust da ist oder nicht. Die Süßigkeiten gehören zum Leben einfach dazu. Das Abnehmen rückt infolge der Naschsucht in unerreichbare Ferne und oft finden sich die meisten mit der Situation einfach ab oder verdrängen es.

Heute erlaube ich mir ein Tabu-Thema aufzugreifen, dass vielen schon alleine beim Gespräch darüber den Schweiß auf die Stirn treibt.

Die Naschsucht und seine Folgen – Zucker als Droge

Was sagt die Studienlage dazu?

Bart Hoebel von der Princeton University hat in seiner Studie (Evidence for sugar addiction: Behavioral and neurochemical effects of intermittent, excessive sugar intake) den Beweis für Zuckersucht anhand von Verhaltens- und neuro-chemischen Effekten bei übermäßigem Zuckerkonsum untersucht.

Romain Behar - sugar © public DomainZucker löst die Ausschüttung von Dopamin und Opioiden aus, so wie auch bei Heroin und Morphin. Drogen erzielen eine größere Wirkung, aber der Prozess ist der gleiche, so Hoebel. Opioide haben eine betäubende Wirkung im Körper. Auf bestimmte Reize schüttet das Belohnungssystem des Gehirns Dopamin aus. Wird ein Verlangen, ein Bedürfnis wie z.B. Essen oder Sex befriedigt, führt dies zu Wohlbefinden und es wird Dopamin ausgeschüttet. Bei Drogen wird das Hundertfache an Dopamin ausgeschüttet und aus einem Verlangen kann die Sucht entstehen.Die Veränderungen im Gehirn (z.B. bei übermäßigem Zuckerkonsum) scheint mitverantwortlich für das Entstehen des Suchtgedächtnisses zu sein. 

Natürlich bedeutet das jetzt nicht, dass jeder der nascht auch gleichzeitig süchtig ist. Aber es könnte die Erklärung darauf sein, weshalb viele Übergewichtige beim abnehmen Zuckerhaltigen Lebensmitteln nicht widerstehen können. Einmal in diesem Teufelskreis, kann es in der Abhängigkeit enden.

Zuckerfallen

Heutzutage befindet sich zugesetzter Zucker in fast allen verarbeiteten Lebensmitteln. Die Lebensmittelindustrie macht es uns auch nicht gerade leicht dies heraus zu filtern. Sie nutzen dafür mehr als 20 verschiedene Bezeichnungen:

  • Versteckter Zucker © Tacosfitnessblog

    Auf der Zutatenliste steht Melasse an erster Stelle.

    Maltodextrin

  • Melasse
  • Malzzucker
  • Invertzucker
  • Laktose
  • Kandis
  • Sukrose
  • Fruchtsüße
  • Traubensüße
  • Apfelsüße
  • Raffinose
  • Traubenzucker
  • Fructose
  • Glucose
  • Saccharose
  • Maisstärke
  • Sirup
  • Dextrose

Die Zuckerfallen lauern überall:

  • Kohlenhydratevergleich bei Joghurt mit 1,5% und 3,8% Fett

    Zuckermengen im  Vergleich bei Joghurt mit 3,8% li und 1,5% Fettanteil re

    Fertigprodukte wie TK Pizzas

  • Ketchup, Soßen & Dips
  • Softdrinks & Säfte
  • Kaffegetränke & Eiskaffee
  • fettarme Milchprodukte
  • Wurst und Fleischprodukte
  • Brot und Backwaren
  • Babynahrung
  • Müsli & Frühstücksflocken
  • Tütensuppen und Fix Produkte
  • Backzutaten
  • Brotaufstriche
  • Süßigkeiten
  • Fast Food
  • Obstzubereitungen

Der „unbewusste“ Zuckerkonsum beginnt schon am Frühstückstisch mit den Klassikern wie Kaffee mit Zucker, Säfte, Marmelade oder Müsli. Zum Mittag gibt’s Fast Food oder ein belegtes Brötchen und zum Abendbrot dann entweder Backwaren mit Wurstprodukten oder TK Gerichte und nicht zu vergessen der Snack vor dem Fernseher.

Bei einer durchschnittlichen Ernährung mit 2000kcal pro Tag wandern ca. 15-20 (ca. 50-60g) Stück Würfelzucker täglich in unseren Körper. Vielleicht bist Du der Meinung, dies sei nicht gerade ungesund. Doch bedenke, Zucker hat im Großteil der verarbeiteten Produkten nichts zu suchen. Die Industrie setzt Zucker ein um die Lebensmittel, sagen wir mal attraktiver zu machen. Ich brauche Zucker weder in meinem Joghurt, Wasser, Ketchup, Müsli, Brot, Krautsalat usw. Finde Dich nicht einfach mit dieser Tatsache ab.

Deshalb solltest Du auf Zucker verzichten

Zucker ist ein Genussmittel und sollte auch nur diesem Zweck dienen. Der Verzehr von zu viel Zucker macht uns Menschen auf Dauer krank.

  • Depositphotos_1995556_XS-©-Mikhail-KokhanchikovDiabetes
  • Deppresionen
  • Übergewicht
  • Hautkrankheiten
  • Verdauungsprobleme
  • Magen- Darmprobleme
  • Karies
  • Gefäßerkrankungen
  • belastet die Leber
  • schwächt das Immunsystem

Der bewusste Verzicht auf Zuckerhaltige Lebensmittel ist der erste Schritt in ein gesünderes Leben. Besonders bei Kindern sollte man auf eine Zuckerfreie Ernährung achten. Die Eltern entscheiden letztendlich was das Kind mit in die Schule bekommt und was täglich auf dem Tisch steht.

Das Täuschungspotenzial der Industrie ist ein Fass ohne Boden. Hier suggeriert man dem Kunden z.B. dass Apfeldicksaft gesünder besser sei als Zucker. Aufschriften wie „Zuckerfrei“ und „ohne Zuckerzusatz“ verleihen dem ganzen das i-Tüpfelchen. Auch Aufschriften wie „Fitness“ und „Balance“ suggerieren dem Kunden, dass dieses Produkt gesünder besser sei als das herkömmliche Produkt. Hier lohnt sich der Blick auf das Lebensmitteletikett.

Wichtig: Zuckerfrei bedeutet nicht, dass kein Zucker enthalten ist. Laut Gesetz sind immerhin 0,5% erlaubt. Ohne Zuckerzusatz heißt nicht, dass keine süßenden Zutaten enthalten sind. Eine lesenswerte Lektüre über Versteckte Süßmacher findest Du auf der Website der Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Die Abhängigkeit von Zucker beenden

Mit 5 Schritten in ein zuckerfreies Leben

Zucker ist nicht gleich Zucker. Auch wenn die Diskussionen um Fruchtzucker noch nicht abgeschwächt sind, Fruchtzucker ist gesünder als herkömmlicher Zucker. Damit meine ich aber nicht den zugefügten Fruchtzucker in Säften, Süßigkeiten oder mit „gesund“ beworbenen Abnehm-Drinks wie bei Herbalife (Pülverchen), sondern den Fruchtzucker im Obst.

Der raffinierte Fruchtzucker ist ein konzentrierter Zucker und ist meilenweit von dem entfernt was im Obst vorkommt. Daher ist es absoluter quatsch aus den Diskussionen um Fruchtzucker heraus das Obst zu verteufeln. Bisher ist niemand an Konsum von Äpfeln, Bananen, Trauben & Co. krank (Diabetes), dick oder extrem stark übergewichtig geworden.

iQoncept - Fotolia.comSchritt 1:
Bewusst alle Zuckerhaltigen Lebensmittel meiden. Das beginnt schon bei den Getränken. Wasser ist die Quelle des Lebens. Kohlensäure- und Zuckerhaltige Softdrinks hingegen gehören nicht dazu. Der Körper benötigt Wasser um die lebenswichtigen Funktionen im Körper (Organe) aufrecht zu erhalten. Daher empfiehlt es sich täglich mind. 2-3L stilles Wasser zu trinken.

Schritt 2:
Das stetige lesen der Lebensmitteletiketten ist der zweite Schritt in ein zuckerfreies Leben. Hier empfiehlt es sich die verschiedenen Bezeichnungen für Zucker z.B. im Smartphone abzuspeichern um beim einkaufen darauf zurückzugreifen.

Schritt 3:
Selbst kochen. Statt Fast Food und Fertiggerichte lieber frisch und gesund kochen. Am besten schon am Vorabend zubereiten und zur Schule/Uni/Arbeit mitnehmen. Diese Investition von 30-60 Minuten täglich sollte Dir Deine Gesundheit Wert sein. Rezeptideen findest Du hier im Blog.

Schritt 4:
Obst als Snackersatz. Besonders für diejenigen die gerne vor dem Fernseher naschen wird der „Entzug“ von Zucker eine Herausforderung. Hier gerne mal zu Frischobst greifen. Trockenobst ist hier nicht empfehlenswert. Durch die Trocknung verliert das Obst zwar an Gewicht und Größe aber der Zuckergehalt bleibt. Getrocknete Früchte haben das 4-5 fache an Kalorien bei gleicher Menge Frischobst.

Sonnenblumen- und Kürbiskerne eignen sich ebenfalls hervorragend als Snack vor dem Fernseher. Durch das aufknacken der Schalen ist man beschäftigt. Nach einer Stunde kommen hier vielleicht 20-30 Gramm an Nüssen zusammen.

Schritt 5:
Durchhalten. Keine Frage, es ist wird kein Zuckerschlecken. Aber es ist auch nicht so schlimm wie manche es sich vorstellen. Wer sich dazu entschließt ein paar Tage die Snacks wegzulassen, ist auf einem guten Weg.

Bewusster durchs Leben gehen – ohne Zucker

Depositphotos - Andi BergerViele rümpfen mit der Nase wenn es darum geht den Zuckerkonsum zu minimieren. Bespiel Kaffee: Kaffee ohne Zucker kann man doch nicht trinken, wird oft erwidert. Geht es dann überhaupt um den Kaffee selbst oder den Zucker im Kaffee, der Millionen von Menschen täglich veranlasst Kaffee zu trinken? Geschmacklich geht nichts über einen selbstgebrühten Kaffee ohne Zucker. Aber das mag nur meine Einstellung zu dem ganzen sein. Jedoch sollten sich Kaffeeholiker die Zucker in ihrem Kaffee brauchen mal Gedanken darüber machen, wie viel Zucker sie sich täglich damit zuführen. Bei 5 Tassen mit jeweils 3 Stückchen Würfelzucker ergibt das ca. 45g. Dasselbe gilt auch für Teefreunde.

Bewusster ohne Zucker durchs Leben zu gehen bedeutet nicht das einbüßen an Lebensqualität. Ich möchte auf nichts verzichten. Schließlich möchte ich Lebensqualität, erwiedern einige. Jeder entscheidet selbst was für sie/ihn Lebensqualität bedeutet. Was aber die Gesundheit anbelangt, streben wir Menschen nach demselben Ziel, gesund zu bleiben. Ein übermäßiger Zuckerkonsum oder gar eine Zuckersucht hat mit Lebensqualität nichts gemein.

“Wer heute keine Zeit für seine Gesundheit hat, wird später viel Zeit für seine Krankheiten brauchen.”
– Sebastian Kneipp

Der Industrie sind wir gleichgültig. Es interessiert dort niemanden was der Zucker anrichtet. Wichtig sind nur Absatz- und Verkaufszahlen.

Du entscheidest über Dein Leben. Du entscheidest wie Du Dich ernährst. Du entscheidest welchen Weg Du gehst.

Ein paar Veränderungen in Deinem Leben kann Dir zur Wunschfigur verhelfen. Was aber noch wichtiger ist, es kann Dir zu einem gesünderen Leben verhelfen.

Bildquellen:

Romain Behar – Wiki Commons Public Domain

iQoncept – Fotolia.com

Depositphotos © Mikhail-Kokhanchikov

Depositphotos © Andi Berger

Andreas-F.-Fotolia.com

Quellangaben

[1] Zucker – Auswirkungen auf den Körper. URL: http://www.zentrum-der-gesundheit.de/zucker.html

[2] Entstehung von Abhängigkeit: Das Suchtgedächtnis. URL: http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/suchtgedaechtnis-100.html

[3] Oreo-Kekse machen süchtig wie Kokain und Morphium. URL: http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/10/19/oreo-kekse-machen-suechtig-wie-kokain-und-morphium/

[4] Urgeschmack – 5 Schritte um sich Zucker abzugewöhnen. URL: http://www.urgeschmack.de/5-schritte-um-sich-suesses-abzugewoehnen/

[5] Evidence for sugar addiction: Behavioral and neurochemical effects of intermittent, excessive sugar intake. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2235907/

[6] Regulation of drug taking by sensitization and habituation. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16173878

[7] Sucrose sham feeding on a binge schedule releases accumbens dopamine repeatedly and eliminates the acetylcholine satiety response. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16460879

[8] Daily bingeing on sugar repeatedly releases dopamine in the accumbens shell. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15987666

[9] Examining the addictive-like properties of binge eating using an animal model of sugar dependence. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17924782

[10] Animal models of sugar and fat bingeing: relationship to food addiction and increased body weight. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22231826


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