Die Ja Umgebung

Ich halte nicht so furchtbar viel von Regeln. Ich mag es, wenn etwas in Kooperation und unter freiem Willen geschieht. Es gibt immer verschiedene Herangehensweisen an Ziele. Man kann übrigens auch Fehler machen, reflektieren und einen anderen Weg einschlagen ohne dass einem ein Zacken aus der Krone bricht. Das Kind reagiert erstaunlich großmütig wenn man sich für einen Fehler entschuldigt.

Musste ich Junior einmal zum Bus zerren, weil wir spät dran waren, weil wir ihn sonst verpasst hätten? Ja das ist passiert. Junior hat herzergreifend geweint. Ich habe mich danach im Bus entschuldigt. Denn das hätte nicht sein müssen. Wenn ich als der verantwortliche Erwachsene mehr Zeit einberechnet hätte. Ich bin zuständig für die Zeit und wie sie vergeht. Für Vorausschaubarkeit und Kooperationsermöglichung.

Danach kamen wir nie wieder zu spät. Jetzt sind wir ständig 10 Minuten zu früh. Ich habe immer Autos und ein Buch eingepackt. Um die Zeit zu überbrücken. Junior verbindet das Busfahren jetzt mit Warten. Warten auf den Bus. Zeit zu haben und schlendern auf dem Weg dahin. Wenn er nun noch eine Schnecke sieht auf dem Weg, na und? Freundlich lächeln und mitbedenken. Schnecken, Steine, Ameisen, irgend etwas davon wird es immer geben. Egal auf welchen Weg du dich mit deinem Kind begibst.

Eine Ja Umgebung, was bedeutet das? Die Umgebung so zu organisieren, dass du meist ja sagen kannst. Je weniger Neins du aussprechen musst, desto wirkungsvoller werden sie sein. Anstatt das Kind vor Strom, Schrauben, scharfen Messern, Scheren, steilen Treppen usw. zu bewahren und zu warnen, schaffen wir doch eine Ja Umgebung. Dafür gibt es Steckdosensicherungen, Schubladensicherungen und Übung. Anstatt nein du darfst die Treppe nicht betreten, solange üben bis wir ein gutes Gefühl haben. Bis wir guten Gewissens innerlich loslassen können.

Teure Deko ist was für grosse Kinder. Also weg damit, anstatt Panik zu schieben dass die wertvolle Skulptur hoffentlich blos stehen bleibt. Für den Fernseher gibt es Zeitsperren und Senderbeschränkungen anstatt Streit darüber, dass sich die Kinder zu lange das Falsche zu Gemüte geführt haben.

Ja du kannst dich im Haus frei bewegen, weil ich daran gedacht habe Gefahrenquellen zu minimieren. Ja du darfst alleine draussen spielen, weil ich dir das zutraue und dich immer im Blick habe. Ja du darfst die Treppen alleine benutzen, weil wir das so lange geübt haben, bis ich sicher war, dass du dir den Hals nicht brechen wirst. Ja du darfst barfuss in den Schnee hinaus. Wenn du in einer Minute wieder kommst sind die Winterstiefel immer noch da. Ja du darfst die Hundeleine stolz halten, weil der Hund mir aufs Wort gehorcht, solltest du die Leine aus Versehen fallen lassen. Ja du darfst mitkochen, weil ich da bin und es mit dir tue. Ja du darfst für dich selbst entscheiden, in dem Rahmen, den ich für dich gesetzt habe.



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