Die Flüchtlinge sind an allem schuld

Die Flüchtlinge sind an allem schuldVor Calais warten etwa 3.000 Flüchtlinge auf die Chance heimlich durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu kommen. In Großbritannien wiederum sieht man dadurch die Stabilität der Insel in Gefahr. Die konservative Regierung um David Cameron lässt nichts aus, das Schreckgespenst einer Lawine von Flüchtlingen, die an den britischen Honigtöpfen naschen wollen an die Wand zu malen. Die Welt ist in Bewegung geraten, die Flüchtenden lassen sich auch durch Elend und Todesgefahr von ihrem Marsch in die Wohlstandregionen dieser Erde nicht abhalten. Und vielen Regierungen fallen nur noch hohe Zäune, Abschiebegefängnisse und entwürdigende Behandlung der Flüchtenden ein. Es fehlt inzwischen nur noch der Schießbefehl. Sobald die Rechtsradikalen, für die das Flüchtlingsthema ein gefundenes Fressen für Hetze ist, von aufgeputschten Völkern an die Macht gebracht werden, wird auch sicher diese letzte Konsequenz eintreten. Es könnte dann eine Welt der Exterminatoren werden.
Dabei könnte man es auch einfacher und menschlicher haben. Konservative Regierung zündeln besonders gerne mit Vorurteilen, vermeintlich um den Rechtsradikalen das Wasser abzugraben. Das Gegenteil tritt ein, die verunsichterten Bürger meinen nun wirklich, dass höchste Gefahr besteht, wenn denn schon die Regierung anfängt auf Panik zu machen. Das wiederum ist Wasser auf die Mühle von Rechtsradikalen, denen man scheinbar auf diese Art und Weise recht gibt.
Das Internet-Portal der britischen Zeitung "The Independent" hat sich einmal die Mühe gemacht zu untersuchen, was tatsächlich hinter den Argumenten der Panikmacher steht. Unter dem Titel "Die 10 Mythen über die "Migranten-Krise" im Vereinigten Königreich stellt sie die Behauptungen den Realitäten entgegen und stellt fest, dass die Panikmacher in der Tat vor allem der Bevölkerung das Gehirn vernebeln wollen, um sich dann als die großen Retter anzubieten.
Und hier nun die Argumente im Einzelnen: "Die Einwanderungszahlen sind in der Tat hoch, aber das ist keine schlechte Sache". 2014 sind 641.000 Menschen nach Großbritannien eingewandert, 284.000 um zu arbeiten. Da die britische Wirtschaft wieder wächst, werden nach einhelliger Meinung sowohl rechter als auch linker Denkfabriken diese Menschen auch gebraucht.
"Migranten nehmen uns die Arbeitsplätze weg". Nach der EU-Erweiterung sind viele Osteuropäer nach Großbritannien gekommen und haben auch Arbeit bekommen. Trotzdem ist im Zeitraum 2003 - 2005 die Arbeitslosenrate gesunken. Viele haben vor allem im Dienstleistungsbereich und in der Bauwirtschaft gearbeitet. Die Löhne sind durch das erhöhte Angebot aber kaum gesunken.
"Die Migranten belasten die öffentlichen Dienste". Nach einer Studie haben die Migranten mit 20 Milliarden Pfund zum britischen  BSP beigetragen. Sozialleistungen wie Wohngeld gibt es kaum für Migranten, aber 90% der einheimischen Bevölkerung profitieren davon.
"Die meisten Migranten halten sich nicht illegal im Land auf". Es werden alle in einen Topf geworfen, obwohl ihr Status weitgehend legal ist. Auch ein Asylsuchender hat ein Recht, dass sein Antrag geprüft wird und solange diese geschieht ist er nicht illegal.
"Ja, die Migranten lernen Englisch". Scheinbar lautet auch einer der beliebten Vorwürfe an Migranten, dass sie nicht englisch lernen würden. Dem ist aber nicht so: Die überwiegende Mehrheit der Migranten beherrscht schon Englisch bei der Ankunft im Land. Man schätzt, dass von ihnen etwa 1,7 Millionen sehr gut und fliessend englisch sprechen, 726.000 können sich mündlich austauschen, haben aber Probleme mit dem geschriebenen Englisch. Seit neuestem gehört ein Englisch-Test zur Prüfung eines Visum-Antrages.
"Europa und das Vereinigte Königreich nehmen nicht mehr als ihren fairen Anteil an Flüchtlingen auf". Das stimmt nicht. Sich entwickelnde Länder nehmen mehr als 80% der Flüchtlinge auf und die Türkei, wo etwa 1,59 Millionen syrische Flüchtlinge leben, wird am meisten beansprucht. Deutschland beherbergt gegenwärtig 7,2 Millionen Nicht-Deutsche und die dortigen Medien wundern sich, warum Großbritannien sich so über die Einwanderungskrise aufregt.
"Erleichterte Gesetze führen zu einer Einwandererschwemme". Auch das stimmt nicht. Als die Arbeitsrestriktionen für Rumänen und Bulgaren fielen, wurde hysterisch vor einer Einwanderungswelle aus diesen Ländern gewarnt. Dazu kam es nicht. Die Bulagren gingen zum Beispiel eher nach Dänemark und Deutschland, wo sie besser bezahlt werden oder nach Italien und Spanien, wo es schon größere Kolonien aus ihrem Land gibt.
"Migranten schicken ihr im Vereinigten Königreich verdientes Geld an ihre Verwandten im Ausland". Kleinkrämerisch wird dies in gewissen Kreisen als Schädigung der britischen Wirtschaft ausgelegt. Eigentlich ein Argument das an  und für sich absurd ist. Trotzdem der Hinweis, dass durch die Wirtschaftskrise viele hart arbeitende Migranten kaum mehr Geld haben, um es an Verwandte im Ausland zu senden.
"Das Ausmass der Aufregung über Migranten steht in keinem Verhältnis zur Anzahl der Migranten, die tatsächlich sich im Land befinden". Gerade in Regionen wo es nur wenig Einwanderer überhaupt gibt, ist die "Besorgnis" am größten. So sind 20% Waliser sehr besorgt über die Zuwanderung und im englischen Nordosten sind es 19%, obwohl in diesen Regionen nur jeder 20. im Ausland geboren wurde.
"Die Kriminalität" fällt eher in Gebieten mit einem hohen Anteil an Migranten anstatt zu steigen . Die Anwesenheit von Einwandererkolinie sorgt nicht für einen Anstieg der Gewaltkriminalität. In Gegenden, in denen Menschen aus Osteuropa wohnen, sind die Kriminalitätsraten sogar gefallen.
Unter all den Umständen fragt man sich wirklich, welches Spiel von der Regierung in London gespielt wird. Ein Reich, das einmal Jahrhunderte fremde Völker überfallen und ausgebeutet hat, gerät in Panik, wenn eine Schar Migranten unbewusst das zurück haben will, was ihren Vorfahren geraubt wurde, nämlich ein bisschen Wohlstand. Der Imperialismus und die Kolonialpolitik ist hauptverantwortlich für das Desaster in vielen Regionen dieser Welt. Vielleicht sollten die Regierenden in London einmal über ihre Geschichte reflektieren, bevor reflexartig über die "Fremden" in Form von Flüchtlingen, aber auch Migranten, eingeschlossen EU-Migranten hergefallen wir.
Informationsquelle
10 myths about the UK's 'migrant crisis', debunked

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