Die Feuerwehr

Die Feuerwehr

WEIHNACHTSGESCHICHTE 2015

Roman Reischl

„Dass das solche Ausmaße annimmt…“, sinnierte der Eine.

„Wir haben nach dem Krieg unser Land auch wieder auf Vordermann gebracht“,

ergänzte sein Spezl, während beide im herbslichen Laub, schon etwas von Reif bedeckt auf einer Bank an der Saalach saßen.

„Die da oben sollen endlich die Grenzen dichtmachen, so geht da nicht!“

Es war bei Gott ein weiter weg für Mitteleuropa, dorthin zu gelangen, wo man heute ist. In der Normalität?

Das Ganze soll jetzt mit „denen“ geteilt werden, ja gar von unseren Steuern finanziert werden?“

Sogar die Bäume am Fluss bogen sich in diesen stürmischen Zeiten. Einer der beiden, Benjamin war jung verheiratet und wohnte mit seiner Frau und Kleinkind in der gediegenen Frühlingstraße. Es passte ihm ganz und gar nicht, dass im Nachbarhaus, einem Mehrfamilienhaus etliche Flüchtlingsfamilien untergebracht wurden. Flüchtig betrachtet handelte es sich aber weder um Asylbetrüger noch um Sozialschmarotzer, sondern um Syrer, die wahrhaftig aus der Hölle kamen. Deren Nachwuchs befand sich etwa im gleichen Alter wie Benjamin´ s kleiner Sohn.

„Am Ende muss mein Kleiner mit „dem“ auch noch in den Kindergarten. Die können ja noch nicht mal Schnee räumen in dieses Tagen.“

Im Jahr 2015 gab es in Syrien jedenfalls mehr als genug Schutt wegzuräumen. Der des eigenen Hauses, unter dem vermutlich die eigenen vermissten Großeltern durch den Bombenhagel begraben lagen. Wenn zwei Welten aufeinander prallen, gibt es meist Vorurteile und Missgunst. So ist der Mensch in seiner Mentalität beschaffen, egal welches Fleckchen Erde man betritt.

Doch Weihnachten rückte immer näher und die Krampusse zogen wütend durch die Reichenhaller Fußgängerzone.

„Wenigstens ein bisschen Tradition im Multi-Kulti-Land“, murmelte Benjamin zornig. Im Menschengetummel entdeckte er dann seinen neuen Nachbarn Rashid, dessen Geschichte seinesgleichen sucht. In Syrien arbeitete dieser vor dem Einfall des islamischen Staates als Kinderarzt. Hier in Deutschland durfte er das natürlich nicht anwenden. Jedoch trug Rashid mit Stolz ein Abzeichen, eine Stickerei aus seiner Winterjacke.

Benjamin sah darin sofort etwas Religiöses. Nach mehreren Gläsern Glühwein am Rathausplatz brach es dann aus dem jungen Reichenhaller heraus und er sprach seinen ihm aufgezwungenen Nachbarn forsch an:

„Hey du, falls du mich überhaupt verstehst! Musst du deine Kriegssymbolik offen zur Schau tragen?“

Der Syrer Rashid stutzte zunächst, dann antwortete er mit einem durchaus charmanten Deutsch:

„Nein, Herr Nachbar, wissen sie, das ist das Abzeichen der Feuerwehr aus meiner Heimatstadt. Für freiwillige Helfer.“

Benjamin grübelte in sich hinein:

„So etwas gibt es bei euch auch? Dort brennt doch eh´ alles lichterloh!“

„Ja, wir hatten vor dem Krieg auch einen Brandschutzverein. Weihnachten hatten wir immer viel zu tun.“

Benjamin brauchte einige Zeit, ehe er sich entsann, dass das heilige Fest in vielen Kulturkreisen gefeiert wird, nur eben auf verschiedene Arten.

Nachdem der Krampussschwarm vorübergezogen war und die beiden Sprösslinge hinter den Beinen ihrer Väter hervor lukten, zückte Rashid ein kleines rotes Modellauto aus seinem Mantel.

„Sehen sie, das hier hat mein Großvater mit mir zusammengebaut!“ Ein syrisches Feuerwehrauto.

„Früher löschten wir genau wie ihr mit solchen Einsatzwägen die Hausbrände. In der Zeit des Krieges und der IS – Invasion dienen sie jetzt als Schutzschilder gegen die Heckenschützen. Sie fahren leider schon lange nicht mehr. Zu groß ist das Feuer, das der Hass geschürt hat. Ich sollte in ein Straflager, weil ich einige Suren aus dem Koran nicht zitieren konnte. Kennen sie alle Verse aus der Bibel?“

Benjamin schluckte. Dort wo einst normales Leben stattfand, wirst du nun für eine Kleinigkeit bestraft oder du bist gleich ein toter Mann. Es sind viele intelligente Menschen, die da aus dem Höllenfeuer zu uns fliehen.

Benjamin´ s Sohn sagte wenige Tage zuvor: „Da im Kindergarten sind gar keine Ausländer, sondern nur Menschen.“

Am Heilig Abend dann läutete es an der Tür von Benjamin´ s Reihenhaus. Rashid´ s Erstgeborener hielt dem Familienvater mit leuchtenden Augen ein Geschenk entgegen: Das filzerne Emblem der Feuerwehr aus der kleinen Holzschachtel, die Rashid im Krieg und auf der Flucht retten konnte. Benjamin war tief berührt. Seine Frau nähte ihm das Abzeichen auf seine Jacke gleich neben das der freiwilligen Feuerwehr Bad Reichenhall. Der Syrer hinterließ ihm noch eine Botschaft auf einem Zettel, in der geschrieben war:

„Mag der Brandherd noch so groß sein und die Flammen höher als die Gebäude – irgendwann löschen wir ihn. Eure Leute gemeinsam mit unseren. Die weihnachtliche Liebe ist das Wasser, das Lebenselixier. Auf gute Nachbarschaft, Kamerad – Retter in allen Belangen.

Man sollte nie vergessen: Auch Josef und Maria waren mit dem Jesuskind auf der Flucht und auf der Suche nach einer neuen Herberge. Dort wo es warm ist und das Kind geborgen.



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