Die dritte Säule der Ausbildung

Die dritte Säule der AusbildungWenn wir heute den Markt an Schulungsangeboten für Berufstätige und Manager sowie diejenigen, die es werden wollen betrachten, dann können wir dort in der Regel zwei Schwerpunkte feststellen.

1. Zum einen ist es das Ziel Ihr Können und Wissen in einer Sache zu verbessern (MS Office, SAP, Prozess-Analyse, Kostenrechnung, Steuern, Vertragsrecht, usw.) – die sogenannten “Hard Facts”.
2. Darüber hinaus sollen neue Kenntnissen und Verfahren für die Optimierung zwischenmenschlicher Beziehungen (Mitarbeiter, Chef, Kollegen) vermittelt werden – die sogenannten “Soft Facts”.

Im Vergleich zum System in dem die meisten von uns aufwachsen, ist das schon ein Fortschritt. Denn in der Schule und Ausbildung werden heute meist nur Informationen der ersten Zielsetzung angeboten: wir lernen Mathematik, Biologie, Chemie, BWL, Sprachen, usw. Selbst später im Studium verändert sich das nur wenig. Möglicherweise kommen einige Präsentationstechniken oder einige Stunden Rhetorik mit hinzu aber auch hier sieht es eher spärlich aus. Warum werden den jungen Menschen keine Kenntnisse und Erfahrungen vermittelt, die eine Grundlage für die späteren Aufgaben im Beruf und dem Management darstellen? Allein hier gibt es schon viele Ansätze zukünftige Mitarbeiter und Manager auf ihre Aufgaben besser vorzubereiten.

Allerdings würde ich gerne dieses Konzept, das somit auf nur zwei Säulen beruht noch um einen dritten Schwerpunkt erweitern. Bei dieser dritten Säule geht es weniger um Fachwissen und Verfahren für die zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern um die eigene Person. Es geht darum, dass eine Person sich selbst besser kennenlernt. Fragen stehen im Vordergrund wie:

  • Wie gehe ich mit mir selbst um?
  • Wie erlebe ich die Welt und warum?
  • Was benötige ich um selbstverantwortlich denken und handeln zu können
  • Was sind meine typischen Reaktionen auf Stress?
  • Auch mehr philosophische Fragen wie: Wer & was bin ich?
  • usw.

Diese Betrachtung kann aber nur Sinn machen, wenn sie einem Ziel untergeordnet wird. Da wir in einem unterschiedlichen Kontext auch sehr unterschiedlich reagieren können, stellt sich also die Frage: Für was und in welchem Umfeld soll das Wissen und die neuen Fähigkeiten eingesetzt werden?

Die Zielsetzung, die ich in dieser dritten Ausbildungssäule sehe, sind insbesondere “ein gesunder Umgang mit sich und Anderen auf Basis einer ausgeprägten Selbstwahrnehmung und Eigenverantwortung”.

Eine Person, die diese Ausbildung durchläuft, würde sich seiner Gedanken, Gefühle und Körperreaktionen bewusst sein. Diese Person würde möglicherweise die folgenden Sätze viel weniger oder gar nicht mehr benutzen:

  • … ich muss das tun
  • … weil der andere das getan hat, deshalb fühle, handle, denke ich so
  • … hoffentlich ist doch bald Freitag, ich brauche endlich mal Ruhe
  • … ich will hier nicht mehr sein
  • … warum musste das mir passieren

Im Gegenzug würde eine Person, die eine solche Schule durchlaufen hat sich auf die folgenden Aspekte konzentrieren:

  • Der Moment ist, wie er ist und kann von mir nicht mehr verändert werden.
  • Wie empfinde ich gerade, was denke ich, wie geht es meinem Körper?
  • Wie kann ich denn Moment beschreiben ohne zu bewerten?
  • Was braucht dieser Moment von mir, was kann ich persönlich gerade tun?
  • Gefühle werden nicht abgelehnt sondern angenommen und für die Beziehung zu sich selbst und zu anderen wohlwollend und förderlich geäußert.
  • Gelernte Reaktionsmuster, die in der Vergangenheit auch hilfreich waren werden erkannt und fließen in aktuelle Entscheidungen als Ratgeber mit ein, verlieren aber ihre absolute Bedeutung.
  • Der Moment ist der einzige Augenblick in dem ich lebe. Mich in der Vergangenheit zu verlieren oder über Zukunftsängste zu grübeln wäre das genaue Gegenteil davon.
  • Der Moment wird geschätzt und bestmöglich für die anstehenden Aufgaben genutzt.
  • Ruhephasen sind so wichtig wie Leistungsphasen. Nur wer die eigene Batterie auflädt kann auch wieder leisten.
  • und vieles mehr.

Sie erkennen Menschen sofort, die dieses Wissen erlernt haben und in ihr Leben integrieren. Diese Menschen strahlen eine innere Ruhe und Ausgeglichenheit aus, sie wirken mit sich verbunden und mit der Welt im Frieden. Sie freuen sich am Leben und nutzten die täglichen Geschehnissen, um weiter daran zu wachsen.

Das bedeutet nicht, dass diese Personen keine Gefühle haben wie Traurigkeit, Ärger, Angst oder auch Wut. Was sie aber auszeichnet, ist die Fähigkeit, diesen Gefühlen zu begegnen und sie nicht durch eigene Geschichten, Bilder und Stimmen weiter anzufachen. Damit sind sie in der Lage das Gefühl anzuerkennen und gleichzeitig, die für Sie in diesem Moment richtigen Entscheidungen zu treffen.

Niemand kennt die Zukunft und damit sind Entscheidungen jeder Art einer gewissen Unsicherheit ausgesetzt. Eine Person würde diese Unsicherheit akzeptieren, wie auch die möglichen Konsequenzen als Teil der Eigenverantwortung und Sie würde diese in der Zukunft … die dann wieder die Gegenwart sein wird … neu betrachten.

Was ist nun aber diese Ausbildung? Was formt die dritte Säule? Wie können Sie diese Eigenschaften für sich entwickeln?

Da unsere Gesellschaftsform eine Ausbildung dieser dritten Säule, der “Selbsterfahrung” nicht als einen essentiellen Teil unserer frühen Entwicklung mit einbindet, treffen die meisten Menschen sehr spät auf dieses Wissen. Manchmal als seltener Teil ihrer Ausbildung, viel öfters aber durch persönliche und emotionale Ereignisse im Leben dieser Menschen. Leider sind es oft Ereignisse die – zumindest zu Beginn – als negativ Beschrieben werden, wie: Krankheit, Burnout, Depression, Todesfälle, usw.

Ich habe viele Betroffene kennengelernt die sich gefragt haben, warum Ihnen dieses Wissen nicht viel früher zuteil geworden ist. Die sich ernsthaft gefragt haben, warum dieses Wissen nicht schon Kindern in der Schule vermittelt wird, warum es nicht Bestandteil jeder Ausbildung ist.

Die Erfahrung zeigt auf alle Fälle, dass je länger wir in den alten Mustern leben, desto mehr Geduld benötigen Sie, um das Wissen umsetzten zu können. Damit möchte ich niemandem den Mut nehmen, diesen wichtigen Schritt zu gehen. Aber ich möchte auch allen, die glauben, sie könnten in wenigen Tagen oder Wochen große Schritte zurück legen ein wenig mehr Realismus vermitteln. Es gibt sicherlich Fälle, in denen diese Gabe mit in die Wiege gelegt wurde oder die durch ein besonderes Ereignis ihre Ansichten und Muster komplett verändert haben. Für die meisten von uns wird es allerdings ein Weg voller wichtiger Erfahrungen und Herausforderungen. Möglicherweise ist es auch der vor ihnen liegende Weg, warum ihn manche nicht gehen, obwohl sie das Wissen dazu schon erhalten haben.

Wie können Sie sich nun aber dieses Wissen heute aneignen? Was hilft Ihnen auf dem Weg?

Dieses Wissen hat einen Namen: Achtsamkeit

Achtsamkeit können Sie lernen und täglich neu erfahren. Mit der Achtsamkeit gehen Sie auf eine Entdeckungsreise. Eine wundervolle und abenteuerliche Reise zu sich selbst. Sie lernen, was es bedeutet liebevoll, wohlwollend und ohne zu bewerten sich selbst und den Augenblick mit all seinen Ereignissen zu betrachten. Sie erfahren die innere Ruhe und Gelassenheit, die sich einstellt, wenn sie Achtsamkeit praktizieren.

Die dritte Säule der Ausbildung

Durch eine neue Offenheit und Toleranz für andere Verhalten, Ansichten und Wege lernen Sie diesen interessiert zu begegnen.

Das Entdecken Ihrer ganz persönlichen Muster und Reaktionen z.B. auf Stress, hilft Ihnen die eindeutigen Signale frühzeitig zu erkennen und für sich gesunde Entscheidungen zu treffen.

Impulse, die sie bisher unbewusst regiert haben, werden über die Zeit in das neue Bewusstsein integriert und können als Ratgeber für Entscheidungen nützlich werden, verlieren aber ihre Macht.

Wie können Sie Achtsamkeit lernen?

  • Meditation – das ist wohl die klassische Variante der Einkehr uns Selbstfindung, aber ganz sicher nicht verpflichtend oder der einzige Weg zu mehr Selbstwahrnehmung. Jedoch hilft die Meditation auch beim Training der Konzentration und einem ganzheitlichen Denken.
  • Regelmäßige Pausen – nutzen Sie kleine Pausen von 3-5 Minuten, um sich über Ihren Körper, die Gefühle und Ihre Gedanken bewusst zu werden. Wo sind sie gerade und wie geht es Ihnen?
  • Anker nutzen – wir nutzen sogenannte Anker in unserem Leben, wenn sie etwas ansehen, berühren oder hören und plötzlich entstehen dazu Erinnerungen und Gefühle. Diese Anker können Sie auch bewusst einsetzten. Nutzen den Moment, wenn Sie eine Tür öffnen und die Türklinke anfassen, wenn Sie ins Auto einsteigen und das Lenkrad umfassen, wenn Sie Abends die Bürotür schließen oder das Büro verlassen, Zuhause in die Garage fahren, usw. Es gibt unzählige Anker, die sie spontan daran erinnern können achtsam zu sein.
  • Bewusstes Training – die besten Voraussetzungen schaffen sie aber auch durch regelmäßiges Training. Achtsamkeit verhält sich hier nicht anders wie jede andere Fertigkeit, die sie sich aneignen. Die notwendigen Verbindungen im Gehirn müssen erst geschaffen werden. Nutzen Sie das Wissen über erfolgreiche Lernverfahren, wie die Übung um die selbe Zeit jeden Tag oder die Tatsache, dass eine Minute üben besser ist, als die Übung ganz ausfallen zu lassen und ganz wichtig: steigen Sie langsam ein. Ein kleinen Ziel, wie z.B. täglich einmal für 5 Minuten zu trainieren hat viel größere Chancen auf ein Erfolgserlebnis und damit auch auf eine Fortsetzung.

Achtsamkeit zu trainieren fühlt sich für Beginn an, wie das Schwimmen gegen den Strom: wenn Sie nichts tun, verliert es sich wieder im Alltagsgeschehen. Schon bald werden sie aber bemerken, dass sich etwas verändert. Und wie Ihr unbewusst vorhandenes Wissen über das Radfahren oder das Autofahren, wird es langsam ein fester Bestandteil in Ihrem Denken, Fühlen und Handeln.

Es gibt viel Literatur zum Thema Achtsamkeit. In meinen Artikeln versuche ich zwar einige Blickwinkel zu betrachten, kann aber bei weitem nicht die Fülle an positiven Effekten und Möglichkeit aufzählen, die ein regelmäßiges Training mit sich bringt. Insbesondere möchte ich auf die Ausbildungen von Jon Kabat Zinn hinweisen. Er hat das MBSR-Programm (Mindfulness Bases Stress Reduction) in die Welt gerufen. Dabei handelt es sich um ein sehr hilfreiches achtwöchiges Trainingsprogramm zum Thema Achtsamkeit.

Und für alle, die dort nicht halt machen, kann sich die Achtsamkeit sehr schnell über die dritte Ausbildungssäule hinaus zu einer wichtigen Lebensphilosophie entwickeln.

Ich wünsche Ihnen eine achtsame Zeit bei der Neuentdeckung, Ihr Olaf Karwisch


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