Deutschsprachiger Horror #1 | „Funny Games“ (1997)

Michael Haneke dürfte als einer der erfolgreichsten, vor allem aber auch schlichtweg innovativsten Filmemacher Österreichs gelten. Mit Filmen wie Liebe oder Das weiße Band beanspruchen wir den Herrn nur zu gerne auch für deutsche Landen. Also darf auch sein Horror-Thriller Funny Games aus 1997 zumindest als deutschsprachiger Horrorfilm herhalten.

Im Film wird eine klassische, aber  düster-bedrängende Home Invasion Story erzählt. Eine Vater-Mutter-Kind-Familie fällt in die Hände von zwei sadistischen jungen Männern, die äußerst unschöne Spiele mit ihren Opfern veranstalten – ohne Motiv, einfach nur zum Spaß.

Funny Games erhielt durch Haneke selbst noch ein 2007er Remake für das US Publikum, das grundsätzlich außerstande ist, sich mit Untertiteln zu arrangieren. Während dort prominent Tim Roth und Naomi Watts die Hauptrollen übernommen haben, spielen in der österreichischen Originalversion Susanne Lothar (Der Vorleser, Das weiße Band) und Ulrich Mühe (Das Leben der Anderen).

Deutschsprachiger Horror #1 | „Funny Games“ (1997)

Funny Games

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Susanne Lothar und Ulrich Mühe stehen vor ihren Peinigern.

In 2014 hat die Kinowelt noch erlebt, wie genial sadistisch es wirken kann, wenn psychopathische Killer das wehrlose Hundchen eines Mannes wie John Wick abschlachten. Michael Haneke hat diesen Hass-Moment mehr als ein Jahrzehnt vorher schon zum Einsatz gebracht, wenn auch in Funny Games zuerst das treue und unschuldigste Familienmitglied dran glauben muss.

Da in Funny Games allerdings niemand über einen Hintergrund als Profikiller verfügt, muss man sich hier seinem Schicksal hilflos entgegen stellen. Da versucht man allerhöchstens durch gutes Zureden aus der bedrohlichen Situation zu entkommen. Das hilft natürlich gar nichts, wenn man es mit durchgeknallten Crazy People zu tun hat, denen Rationalität ein Fremdbegriff ist.

Hier versteckt sich aber auch der tiefgründige Horror des Films. Es handelt sich nicht um irgendwelche übernatürlichen Phänomene oder um einen aus einer Irrenanstalt ausgebrochenen Massenmörder. Wir erleben, wie Haneke den ganz normalen Alltag zum Horror werden lässt und ihn uns hierdurch nur umso mehr nachvollziehbar macht.

Deutschsprachiger Horror #1 | „Funny Games“ (1997)

Funny Games

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Frank Giering (rechts) und Arno Frisch (links) als Peter & Paul.

Dabei agieren die Täter allerdings so surreal und unberechenbar, dass es fast so wirkt, als würde der Joker in die Realität eindringen um eine Kleinfamilie heimzusuchen.

Haneke lässt seine Psychopathen brutal-finster vorgehen, so dass wir als Zuschauer nicht allzu viel Hoffnung für irgendeines der Familienmitglieder aufbringen können. Es ist die Willkür zweier gestörter Jugendlicher, die hier dieses Gefühl der Hilflosigkeit auch auf uns überträgt.

Und nicht nur sind die Täter übermächtig, auch Haneke selbst schlägt sich als Filmemacher auf ihre Seite. Ein Twist am Ende findet sich nicht in der Filmhandlung selbst, sondern in der Filmtechnik wieder. Haneke manipuliert, um den Tätern einen Ball zuzuspielen.

Und wenn der Schaffer des Films auf der Seite der Täter steht, dann überkommt einem erst recht ein Gefühl der absoluten Ausweglosigkeit. Der pure Horror.


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