Der Tag danach – Episode 1

Das ist zwar hoffentlich auf keiner Schreibwunschliste gestanden, ich schreib es trotzdem. Mein Durchfall machte nämlich, muss man dazu wissen, am Montag noch keine Anstalten widerstandslos zu verschwinden.

Am Montag um zwei Uhr breche ich mit Martha in Richtung Hospital auf; die Reise dauert nicht lange: 10 Minuten Fußweg, schon stehen wir an der Pforte des Areals, das ich bisher nur vom Vorbeiradeln kenne. Es ist von außen nicht wirklich ersichtlich, wie groß das Gebäude ist, da es sich um verwinkelt angeordnete und ineinander verschachtelte Quader mit Dächern handelt. Ein ausrangierter Krankenwagen fällt sofort auf, da er ohne Hinterachse auf Ziegeln aufgebockt auf dem Weg zum Eingang steht. Ebendieser (Eingang, nicht Krankenwagen) befindet sich an der Rückseite des Gebäudekomplexes, dem gegenüber werden gerade frei stehende Häuschen finalisiert, die das Spital noch vergrößern werden.

Ich werde vorgewarnt, dass gewaltige Menschenmengen die Ärzte belagern würden, da die Regenfälle und damit die Krankheitsfälle anhalten. Die lokalen Fernsehsender zeigen inzwischen mehr überschwemmte Brücken als noch am Tag zuvor (Abgehoben: Dazu wird die Titelmusik von KITT gespielt!), auch Berichte von vorsichtshalber gesperrten Brücken häufen sich. Nach Estelí gibt es zeitweise keine Verbindung und es wird davon gesprochen, dass die Überschwemmungen Condega schon schlimmer treffen als Hurrikan Mitch im Jahre 1998. Die Preise für Nahrung steigen rasant an, bleib zu hoffen, dass sie nachher wieder zurückgehen.Die von den Überschwemmungen betroffenen Häuser werden evakuiert , die Menschen in den Schulen und Betreuungszentren untergebracht. Damit wird also bis Ende des Hochwassers das Projekt geschlossen bleiben – für Besucher und Betreuer des Projekts. Auch INPRHU und Los pipitos, wo die drei anderen Deutschen arbeiten, werden als temporäres Hospiz verwendet.

Es ist hier im Krankenhaus allerdings relativ ruhig als wir eintreffen. Der Gang ist eng und es wirkt alles ziemlich alt, was glaube ich an den verwendeten Materialien Holz und unglasierte Fliesen liegt. Der Arzt im Dienst nimmt Personalien auf, fragt Sachen, die Martha vereinfacht oder direkt beantwortet und nimmt mir das von Martha als hydrierend empfohlene Gatorade weg. Dann werde ich in die Interne gesteckt, ein Raum, 3.5x6m groß, mit fünf Betten, von denen ich genau das ergattere, das sich nicht die Lehen aufrichten lassen will. Also ziehe ich um in Bett Nummero 5. Die Wände sind krankenhaustürkis gestrichene Holzplatten und auch das neue Bett will die Lehne nicht bewegen. Das Klo – place of interest für mich – ist zwei Räume weiter in der Pädiatrie, die ungefähr doppelt so groß ist, wie die Interne.

Der Doktor verschreibt dem Patienten aus Austria – das alle hier mit Australia gleichsetzen :| – gelbe Tabletten und ein grausliches Gebräu. Zahlen muss man das alles hier nicht, was mir Gewissensbisse beschert, weil ich das Geld ja hätte und die Reiseversicherung alles bezahlen würde; stattdessen falle ich hier dem Staat Nicaragua auf die Geldbörse. Bis zum Abend dringt aus einem anderen Trakt des Gebäudes ständig wehklagendes „Aiaiaiaiaii!“ gefolgt von markerschütternden Würgegeräuschen, bei uns ist es zum Glück alles in Ordnung. Es kümmert sich Martha um mich, die selbst schon von Schmerzen und Möglichkeit auf Grippe spricht (aber nein, sie will die Tabletten nicht …), in mehreren Etappen wird mir alles Mögliche gebracht, Magda und Belma – zwei Schwestern von Martha – kommen zu Besuch, sogar Julia kommt vorbei und zeigt uns neue Fotos von beiden Flüssen. Der kleine Bach ist inzwischen zu einem kleinem Fluss geworden, der sich in den angrenzenden Vierteln der ärmeren Bevölkerungsschichten breitmacht.

Ab acht Uhr beginnt die alte Dame „Aiaiai!“ und „Mamamita!“ zu flehen, wird medikamentös ruhig gestellt und fängt nach einer Stunde wieder an. Beimir wird Fieber festgestellt, was sofort mit zwei neuen Tabletten niedergeknüppelt wird. Bis elf Uhr schlafe ich wie ein Baby – die Betten sind hier erstaunlich bequem, nur bewegen wollen sie sich alle nicht mehr … – dann wird erneut bei allen Fieber gemessen, einige jammern und fast alle geben diverse Körperflüssigkeiten von sich. Die meisten zum Glück am Klo. Danach schlafe ich wieder ohne Probleme (und ohne Ohrenstöpsel!) ein.

Mich faszinieren immer die absolut doofen Cliffhanger in Serien. Ich mach das jetzt genau so, bin müde :D



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