Der Schweizer Franken treibt viele Rumänen noch weiter in die Armut

Der Schweizer Franken treibt viele Rumänen noch weiter in die ArmutAm Sonntag haben sich in Bukarest etwa 600 Personen zu einem Protestmarsch versammelt. Organisiert wurde die Demo von der “Gruppe der Kunden mit Krediten in Schweizer Franken”, die etwa 16.000 Mitglieder hat und sich vor allem über Facebook organisiert und austauscht. Viele Rumänen haben sich Kreditverträge in Devisen von den Banken aufschwatzen lassen und sehen sich jetzt nach der Freigabe des Frankenkurses einer 20%-Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber. Was für sie bedeutet, dass sie plötzlich auch 20% mehr gerechnet in der Landeswährung Leu an ihrem Kredit abzustottern haben. Aus ganz Rumänien waren Demonstranten angereist, was vermuten lässt, dass Devisen-Kreditverträge auch in großen Teilen Rumäniens üblich war.
Die Demonstranten trugen Transparente mit folgenden Schlagzeilen “BNR+Banken+Kunden = Schuldige!”, “Warum werden wir bestraft?”, “Bank=von der BNR und dem Staat legalisierte Geldverleiher”, “Wir wollen kein Geld vom Staat, wir wollen ein reglementiertes System”, “BNR reglementiert nur so wie es ihr von den Banken diktiert wird”, “Ich möchte eine Rückzahlungsrate, die ich zahlen kann, wie soll ich sonst meine Kinder unterhalten?”, “Je (suis) verkaufter Swiss Schuldner”, “Kreditraten zum historischen Kurs”, “Ich bin ausgebildet, wurde aber desinformiert. Die Bank hat mich an der Nase herumgeführt”. Die BNR ist die rumänische Nationalbank. Die Demonstranten fühlen sich also vor allem von den Banken verschaukelt. Sie verlangen, dass ihre Kredite zum alten Franken-Kurs in die Nationalwährung umgerechnet werden und dass gegen die Anwendung von Aufschlägen und Kommissionen durch die Banken vorgegangen wird.
Der Journalist Gabriel Bejan nimmt sich in der Zeitung “Romania Libera” des Themas an. Für ihn stammt der Ursprung der Franken-Krise aus den Zeiten 2007 – 2008. Zu der Zeit war der Calin Popescu-Tariceanu von der Nationalliberalen Partei Ministerpräsident. “Ich glaube, dass wir uns wieder einmal “die fröhlichen Zeit der Jahre 2007 – 2008 in Rumänien in Erinnerung rufen sollen. Es ist genau die Zeit, in der die meisten Kredite in Schweizer Franken vergeben wurden”, erklärt Bejan und er fährt fort: “2007 haben Bauern im Speckgürtel von Bukarest mit Bauland das große Geld gemacht. Es war die Zeit, wo in den nördlichen Regionen Bukarests der Quadratmeter Boden auf 250 bis 350 Euro stieg, eine Wahnsinnssumme für ein so arme Land wie es Rumänien war. Es fallen mir wieder die Worte eines Gemeinderats ein, der nichts dabei fand, dass plötzlich bescheiden lebende Menschen einen Haufen Geld hatten. “Was sind schon ein paar Hunderttausend Euro heutzutage”, war seine Meinung. Wie ist eine solche Aussage möglich in einem Land, in dem der Durchschnittslohn nicht höher als 300 Euro ist? Viele werden sich jetzt daran erinnern, dass damals entlang der DN1 (Hauptstraße Bukarest Richtung Norden) auf den nichtasphaltierten Gemeindewegen BMW’s und Mercedesse wie Pilze nach dem Regen aus dem Boden schossen, aber es gab keine Kanalisation und kein fließendes Wasser. 2007 und 2008, das war ein schönes Leben in Rumänien, das Geld sprudelte nur so, die Regierung sprach davon, dass wir der neue “Tigerstaat” in Europa” sind, wir hatten ein Wirtschaftswachstum von über 7%, aber die Bürgermeister bezahlten mit dem vom Staat zur Verfügung gestellten Schuldengeld Springbrunnen und Parks, die niemand brauchte. Rumänien war nicht plötzlich das El Dorado, nein, wir waren dasselbe Land wie zuvor, ohne Straßen und Kanalisation, aber die Menschen packte der Konsumrausch.”
Weiter erinnert Bejan daran, dass die Banken mit einer fröhlichen Leichtigkeit Kreditverträge vergeben hätten. Er erinnert sich an einen rational denkenden Freund, der statt eines von der Bank angebotenen Großkredites nur einen Teilkredit nahm und dafür von den Bankberatern für “blöd” erklärt wurde. In dieser Zeit explodierte durch den entstandenen Immobilienboom der Abschluss von Kreditverträgen in Schweizer Franken. Damals hätten bereits vernünftige Menschen darauf hingewiesen, dass es nicht gut gehen könne, wenn man sich in einer exotischen Währung verschulde. “Es ist richtig, dass auch Angestellte der BNR über die Risiken gewarnt hatten. Das Problem war aber nicht im wesentlichen die Franken-Kredite. Das Problem bestand darin, dass es keine Richtlinien gab, die Menschen davon hätte abhalten können, solche Kredite aufzunehmen.  An der Spitze des Staates hat niemand Interesse diesen verrückten Zustand aufzuhalten. Wir sollten uns in Erinnerung rufen, dass der damalige Ministerpräsident Călin Popescu Tăriceanu der Bevölkerung geraten hat, Häuser in den von der Krise betroffenen USA zu kaufen. Dabei hat er die Bevölkerung nicht gewarnt, dass Rumänien auf dem Weg war, ebenfalls in den Finanz-Tsunami zu geraten.” Soweit Bejan. Er fügt noch hinzu, dass Grundstückbesitzer – in der Regel Politiker im Insiderwissen – den großen Reibach gemacht und die Bevölkerung sich hoch verschuldet habe.
Auch hier zeigt sich wieder einmal, dass zu Beginn des Jahrhunderts die Bevölkerung weltweit gnadenlos von der internationalen Finanzwirtschaft zu deren Gunsten in die Verschuldung getrieben wurde. Für die rumänischen Franken-Schuldner schlägt hier die Katastrophe zum zweiten Mal zu.
Informationsquelle
Criza francului elveţian vine din „veselia” imobiliară de pe vremea lui Tăriceanu

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