Prof. (MD) Dr. Dr. med. Stefan Hillejan empfiehlt auch heimische Superfrüchte, um den Darm zu unterstützen. (Bild: Hillejan)
Der Darm stellt das größte Organ des Menschen dar, noch vor der Haut, die uns umgibt. Professor Dr. Dr. med. Stefan Hillejan, medizinischer Leiter der Privatärztlichen Praxisklinik für Venen- und Enddarmerkrankungen in Hannover, gibt in unserem Experteninterview Tipps, wie wir dieses wichtige Organ mit der richtigen Ernährung, vor allem mit unseren heimischen Superfrüchten, schützen können.
Herr Professor Dr. Dr. Hillejan, vorab gefragt: Was treibt Sie an? Wofür lohnt es sich, jeden Morgen aufzustehen?
Prof. Hillejan: Ich hatte das Glück, einen Beruf wählen zu können, der nie langweilig ist und in welchem ich nicht nur mit Menschen, sondern auch am Menschen arbeite. Dabei erfahre ich Zuspruch und auch Dankbarkeit. Das ist schon ein starker Antrieb.
Der Darm gerät zunehmend ins Visier der medizinischen Forscher. Warum ist er wichtig?
Prof. Hillejan: Nun, seine Hauptaufgabe ist die Verdauung der Nahrung. Wichtige Nährstoffe aus Lebensmitteln gelangen über die Darmwand ins Blut und somit in den Organismus. Außerdem bildet er mit Billionen von Bakterien einen unverzichtbaren Teil der natürlichen Immunabwehr.
Um die Darmfunktion aufrechtzuerhalten und zu fördern, soll eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Ballaststoffen helfen. Welche Lebensmittel empfehlen Sie?
Prof. Hillejan: Vor allem unsere „Superfrüchte“ d. h. Rote Bete, Äpfel und Leinsamen haben eine besonders positive Wirkung auf den Verdauungstrakt.
Rote Bete hilft zum Beispiel bei der natürlichen Entgiftung des Körpers. Wer täglich ein Glas des Knollensaftes trinkt, sorgt für einen schnelleren Abtransport schädlicher Keime. Ballaststoffe und Antioxidantien in dem roten Gemüse stärken außerdem die Darmwand als lebendige Schutzhülle des Organs.
Äpfel beinhalten sogenannte Polyphenole, also Stoffe, die geschädigte Zellen des Darms reparieren. Heidelbeeren haben eine desinfizierende Wirkung und schützen zum Beispiel vor Durchfallerkrankungen.“
Welche Rolle spielt Sauerkraut bei einer Darmreinigung bzw. Darmsanierung?
Prof. Hillejan: „Die Milchsäurebakterien im Sauerkraut unterstützen den Aufbau einer gesunden Darmflora, helfen bei der Regeneration der Schleimhaut und sorgen somit für ein starkes Immunsystem. Auch Lebensmittel wie Naturjoghurt oder das Sauermilchgetränk Kefir enthalten diese Bakterienart, die sich bei einer Darmsanierung oder auch Reinigung förderlich auswirken.“
Man hört und liest immer wieder, dass vor allem Ölsaaten sich positiv bei Verstopfung auswirken können. Ist da was dran?
Prof. Hillejan: Ja, sogenannte Ölsaaten wie Lein-, Floh- oder Chia-Samen liefern Ballaststoffe, also unverdauliche Nahrungsbestandteile, die die Darmtätigkeit anregen.
In den Schalen enthaltene Schleimstoffe verbinden sich im Darm mit Wasser, quellen dort auf und lösen Verstopfungen. Außerdem unterstützt das Öl aus den Samen den abführenden Effekt, indem es als Schmiermittel wirkt.
Gleichzeitig regen die aufgequollenen Samen die Darmtätigkeit an. Es ist darum wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu trinken, also auf jeden Esslöffel Leinsamen etwa 150 ml Wasser oder Tee.
Weitere Ballaststofflieferanten sind Nüsse und Schalenfrüchte wie Haselnüsse und Mandeln. Auch Getreideprodukte wie Haferflocken, Brot aus Dinkel- oder Roggenmehl sowie Müsli unterstützen den Darm.
Was raten Sie Patienten mit chronischen Darmerkrankungen?
Prof. Hillejan: Bei Entzündungen des Darms helfen oft Flohsamenschalenextrakte, Laktobazillen- und Hefepilzkulturen, die gestörte Darmflora wieder aufzubauen. OPC, einem Inhaltsstoff von Kernen und Schale roter Trauben wird sogar eine Hemmung des Wachstums von Dickdarmkrebszellen nachgesagt.
Patienten, die unter chronischen Darmerkrankungen leiden, Herz- oder Nierenprobleme haben und deshalb auf eine geregelte Flüssigkeitszufuhr achten müssen oder regelmäßig Medikamente nehmen, sollten ihrem Arzt sagen, wenn sie verstärkt auf natürliche Mittel zurückgreifen.
Natürliche Lebensmittel, vor allem Superfrüchte, haben ihre Vorteile, können jedoch je nach Herkunft stark schwermetallbelastet sein, was sich auf den Allgemeinzustand weniger positiv auswirken kann.
Der Arzt hat die Blutwerte unter Kontrolle, und Veränderungen, Neben- oder Wechselwirkungen mit Medikamenten lassen sich dann leicht ausschließen bzw. korrigieren.“
Verraten Sie uns nun noch, wie Sie nach einem langen Arbeitstag entspannen?
Prof. Hillejan: Ich setze mich aufs Rad und fahre durchs Grüne. Dabei bekomme ich den Kopf frei und – je nach Verfassung – geht es dabei auch sportlich zu!
Herr Prof. Dr. Dr. Hillejan, ganz herzlichen Dank für dieses Gespräch!!
In aller Kürze:
Prof. Dr. Dr. Stefan Hillejan und sein Team sind auf fortschrittliche und schonende Therapieverfahren im Bereich der Venenheilkunde (Phlebologie) und Enddarmerkrankungen (Proktologie) spezialisiert. Eine neuartige Gewebeklebstofftherapie zur Behandlung von Krampfadern, die Laserhämorrhoidoplastie zur Hämorrhoidenentfernung sowie die Radiofrequenztherapie bei Darminkontinenz stehen im Mittelpunkt des Leistungsspektrums. Zu erreichen ist Professor Hillejan in der Praxisklinik für Venen- und Enddarmerkrankungen in Hannover, E-Mail: [email protected].
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