Der Cowboy, den es zweimal gab – 1951

HEUTE: EIN VERGESSENER FILM
Der Cowboy, den es zweimal gab – 1951CALLAWAY WENT THATAWAY

USA 1951
Mit Howard Keel, Fred MacMurray, Dorothy McGuire, Jess White, Fay Roope u.a.
Drehbuch: Norman Panama & Melvin Frank
Regie: Norman Panama & Melvin Frank
Studio: MGM
Dauer: 82 min
Der Film kam nie in die deutschsprachigen Kinos; er lief erstmals 1989 im deutschen Fernsehen unter dem Titel Der Cowboy, den es zweimal gab.

Vorspann:
Ein Westernstar wird ausgemottet. Aufgrund des grossen Erfolges, welche „Smoky“ Callaways alte Western-Filme im Fernsehen und vor allem bei Kindern erzielen, wird eine TV-Serie mit dem Star geplant. Mit der Promotion wird das Erfolgsduo Patterson & Fry (McGuire & MacMurray) betraut – doch die müssen „Smoky“ (Keel) erstmal finden. Das letzte, was man von ihm gehört hatte, bevor er vor zehn Jahren vom Erdboden verschwand, waren üble Geschichten um Alkohol-Exzesse. Man setzt Callaways alten Agenten (White) auf ihn an, erfolglos. Bis plötzlich ein Doppelgänger auftaucht, ein einfacher Farmboy namens „Stretch“ Barnes (ebenfalls Keel), der sofort gekapert und in Smokys Klamotten gesteckt wird. Im selben Moment, in dem sich Barnes dazu durchringt, sich als der angeblich verblichene Western-Star auszugeben, findet „Smokys“ Agent den echten Cowboy in einem gottverlassenen südamerikanischen Kaff und schleppt ihn nach Amerika zurück…

Der Film:
Der Cowboy, den es zweimal gab – 1951Ein einziger Film, der unter der Regie von Norman Panama und Melvin Frank entstand, ist bis heute bekannt und beliebt geblieben: The Court Jester (dt.: Der Hofnarr, USA 1955) mit Danny Kaye. Die beiden ehemaligen College-Freunde drehten aber sechs weitere Streifen gemeinsam, bevor sich ihre Wege trennten – sie sind alle mehr oder weniger in Vergessenheit geraten.

Der Cowboy, den es zweimal gab – 1951

Panama & Frank mit McGuire

Einer davon ist Callaway Went Thataway; er versteht sich als Satire aufs Fernsehen. Obwohl die Satire sehr zivilisiert daherkommt, erscheint am Ende des Films ein entschuldigender Text, in dem MGM klar stellt, dass der Film „in the spirit of fun“ gedreht wurde, die gesunde und vorbildhafte Wirkung des Westerns vor allem auf die Jugend damit aber in keiner Weise in Frage gestellt werden solle.

Als Komödie ist Callaway durchwegs amüsant. Harmlos, aber amüsant. Für Filmfreaks gibt einige Cameo-Auftritte von Hollywood-Grössen und mehrere alte Western-Stars haben je einen Kurzauftritt. Die Dialoge sind teils wirklich witzig.
Die grosse Überraschung des Films ist aber Howard Keel. Die Doppelrolle, die er hier zu bewältigen hatte, war eine seiner besten Auftritte auf der grossen Leinwand. Berühmt war Keel zu seiner Blütezeit eigentlich für Gesangs-Hauptrollen in Bühnenmusicals, die er ab 1950 mit Erfolg auch auf der Leinwand praktizierte, in einer ganzen Reihe erfolgreicher, spektakulärer MGM-Musicals wie Show Boat, Calamity Jane, Kiss me Kate, Seven Brides for Seven Brothers. Seine Rollen dort glichen sich oft wie ein Ei dem anderen, er war immer der strahlende Held der Geschichte.
Der Cowboy, den es zweimal gab – 1951In Callaway Went Thataway zeigte er, am Anfang seiner Filmkarriere, dass er auch anders konnte – und vor allem, was für ein guter Schauspieler er eigentlich war. Beide Rollen, die er in diesem Film inne hat, unterscheiden sich völlig vom selbstbewussten Heldentypen, als der er den Filmfreunden bis heute ein Begriff ist. „Smoky“, der ehemalige Westerndarsteller, ist ein renitenter, versoffener Schlaffi, während sein Doppelgänger „Stretch“ ein etwas beschränkter, aber unglaublich sanfter und liebenswürdiger Charakter ist. Keel spielt das derart prägnant, dass man trotz des gleichen Outfits, das beide Charaktere tragen, sofort sieht, welcher der beiden Typen gerade im Bild ist. Das ist höchst amüsant anzusehen, vor allem, wenn man Keel von seinen stereotypen Musicalrollen her kennt.
Als die Musicals gegen Ende der 50er-Jahre aus der Mode kamen, sattelte Keel auf Western um, wo er auch mal als Indianer auftrat und damit wieder andere Facetten seiner Schauspielkunst zeigen konnte. Seine letzte grosse Rolle hatte er in der Serie Dallas.

Neben ihm verblasst sogar der erstaunlich wandelbare Fred MacMurray ein bischen, der hier in einer seiner Der Cowboy, den es zweimal gab – 1951komischen Rollen zu sehen ist. MacMurray ist als Promotion-Agent für die zynischen Wortspielereien zuständig; er kriegt es fertig, den moralisch fragwürdigen Typen so zu spielen, dass er einem sympathisch wird.
Callaway Went Thataway ist kein grosser Wurf, aber eine durchwegs unterhaltsame Komödie, eine amüsante Zeitreise in die 50er-Jahre, eine selbstreflexiver Spass aus der Zeit, als Hollywood das Fernsehen als Gefahr fürs Kino erkannte.

Abspann:
Der Film floppte an den Kinokassen, weshalb er in Vergessenheit geriet. Das Westerngenre war damals noch „heilig“ und die meisten Leute empfanden es als Sakrileg, sich öffentlich darüber lustig zu machen. Ein alkohlkranker Cowboystar – das ging nun gar nicht. Howard Keel bedauerte dies in einem späteren Interview – Callaway Went Thataway gehörte zu seinen liebsten Filmen.
Er ist hierzulande weder auf DVD, Blu-ray noch auf VHS erschienen. In den USA erschien er als „DVD on demand“ in der Warner Archive Collection und kann die via amazon.co.uk für einen vernüftigen Versandkostenpreis bestellt werden.

Der Cowboy, den es zweimal gab – 1951Der Cowboy, den es zweimal gab – 1951Der Cowboy, den es zweimal gab – 1951

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Film-Schnipsel

Kurzrezensionen – diese Woche gesehene ältere Filme:

Beetlejuice (Tim Burton, USA 1988) Mit Geena Davis, Alec Baldwin, Michael Keaton, u.a.
Tim Burtons erster „echter“ Tim Burton-Film empfinde ich heute als dramaturgisch und inhaltlich recht unausgeglichen. Es ist eine wilde Fahrt durch das Horror-Genre des alten Hollywood. Es gibt grandios durchgeknallte Sequenzen von wilder Komik, die sich mit Passagen abwechseln, die einfach nur laut sind. Die Titelfigur, den „Bio-Exterminator“ Beetlejuice empfand ich als Fremdkörper; seine Auftritte sind nicht lustig, sondern angestrengt lustig. Fürs Publikum mehr anstrengend als lustig.

Deadline USA (dt.: Die Maske ‚runter; Richard Brooks, USA 1952) Mit Humphrey Bogart, Ethel Barrymore, Kim Hunter, Ed Begley, Martin Gabel, u.a.
Ein vergessener Bogart-Film aus der Anfangszeit von Richard Brooks‘ Regietätigkeit. Der Film ist gut gemacht und unterhaltsam, aber er leidet an seiner Themenüberfrachtung. Nicht nur die Ethik des Zeitungsmachens steht im Vordergrund (was m. E. etwas allzu blauäugig-idealistisch dargestellt wird), es geht zusätzlich auch um einen „unfriendly takeover“, um die ehelichen Querelen des Chefredaktors und um eine Recherche, die zur  Überführung eines Mafiaboss‘ führen soll. Das ist für die rund 80 Filmminuten zuviel, die Themen werden nur oberflächlich abgehandelt. Auf der anderen Seite: Der Film ist mit interessanten Charakteren bevölkert, die toll gespielt sind.

Vorschau:
Nächstes Mal steht wieder ein Klassiker auf dem „Prüfstand“. Mal sehen, ob John Sturges‘ berühmter Western The Magificent Seven (dt.: Die glorreichen Sieben; USA 1960) einer kritischen Sichtung standhält.


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