Den Schwarzwald mit neuen Augen sehen. Ein TV-Tipp.

SWR Schwarzwaldgeschichten, Teil 1

Der Steinbachhof bei St. Märgen. Foto © SWR/Harold Woetzel

 

Der Schwarzwald. Was wird es da schon Neues geben? Haben wir das nicht alles rauf und runter gelesen, gesehen, gehört? Die Tannen, der Bollenhut, die Bauernhöfe, Berge, Speck, Kirschtorte, Wasserfälle, Kuckucksuhr, Obstschnaps, Trachten, Dörfer, Wanderwege, Skifahren. Zum Schwarzwald fällt einem ganz viel ein, ob man von dort stammt (wie ich) oder nicht.

Das liegt natürlich daran, dass es hier um mehr geht als um eine Landschaft im Südwesten Deutschlands, ein schönes Mittelgebirge mit einem eigenen Menschenschlag und ein Gebiet, in dem man herrlich Ferien machen kann.

Es geht um eine Formel: Schwarzwald = Heimat.

In den vergangenen fast hundert Jahren hat sich der Schwarzwald zur ideellen Gesamtheimat der Deutschen entwickelt. Er steht für fast alles, was im Begriff „Heimat“ mitschwingt. Landleben und Geborgenheit, Nähe zur Natur und einfaches Leben, harte körperliche Arbeit und Geselligkeit. Bilder und Vorstellungen einer modernen Sehnsucht. Gepflegt und gehegt von Städtern, von denen die große Mehrheit im Lauf der letzten zwei, drei Generationen das Land verlassen hat und in die Städte gezogen ist. Was Country-Musik in Amerika ist – eine musikalische Beschwörung und Feier alles Nicht-Städtischen –, diese Rolle übernimmt in unserem Gefühlshaushalt das schillernde Wort Heimat.

Knifflige Sache: Heimat. Unübersetzbar in andere Sprachen, schon sehr deutsch. Von den Nazis missbraucht und vergewaltigt. In der Nachkriegszeit hemmungslos verkitscht – etwa in den Schwarzwald-Mädel-Filmen der 50er Jahre. Später geriet der Schwarzwald etwas aus dem Focus, tauchte dann aber als Opfer der Industrialisierung in den 80er Jahren plötzlich wieder auf: Waldsterben!

Das Waldsterben hat sich ja nun vom phantasierten Weltuntergang zu einem etwas diffusen chronischen Krankheitsbild zurück entwickelt. Doch im Prinzip hat man das jetzt im Griff. Heute ist in den Köpfen deshalb wieder Platz, den Schwarzwald neu zu erzählen.

Der SWR beweist jetzt den richtigen Riecher für diesen Zeitgeist. Er zeigt, ab heute, in fünf Dokumentationen, „Schwarzwaldgeschichten“. Untertitel: Den Schwarzwald mit neuen Augen sehen. Die Reihe ist eine Art moderne Heimatkunde im TV-Format. Es geht um (Kultur-)Geschichte und Besiedlung, den Wald und seine Nutzung, Leben und Arbeiten auf einem Bauernhof, Industrie und Tourismus. Und es geht darum, wie der Mythos Schwarzwald entstand, was er heute bedeutet, wie wir ihn heute neu sehen und interpretieren können.

Ein Prozess, der gerade massiv in Gang kommt, wie mir scheint. Etwa wenn ich mir den Erfolg des Offenburger Pop- und Street Art-Künstlers Stefan Strumbel anschaue, mit neon-leuchtenden Kuckucksuhren und Leitsprüchen wie „Holy Heimat!“ oder „What The Fuck is Heimat?“ Das ist ein neuer, jüngerer Blick auf die Formel Schwarzwald = Heimat.

Ein TV-Tipp für die kommenden fünf Sonntagabende. SWR-Fernsehen, 20.15 Uhr. (Ach, da kommt Tatort? Ist doch eh nur noch Mist.)

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