Dein Baby schreit viel? Das ist NICHT deine Schuld + 2 Dinge, die helfen können

Dein Baby schreit viel? Das ist NICHT deine Schuld + 2 Dinge, die helfen können

Unser Baby schreit viel. Das habe ich im Artikel zum Thema High Need Baby ja schon mal angesprochen. Seit dem brennt mir aber ein weiteres Thema unter den Nägeln. Denn leider geht mit dem Geständnis, dass das eigene Kind viel schreit, oft eines einher: Die Frage nach der Schuld der Eltern.

1. Das Baby schreit viel - die Eltern sind Schuld

In Deutschland (ob es in anderen Ländern ähnlich oder ganz anders ist, kann ich leider nicht beurteilen) neigen wir manchmal dazu jedes Verhaltens des Kindes als Reaktion zu sehen. „Das Kind ist unruhig, weil die Mama so viel mit ihm unterwegs ist.", „Das Kind schreit viel, weil die Eltern zu angespannt sind.", „Das Kind schläft nicht allein, weil die Mutter nicht loslassen kann." sind nur einige solcher Annahmen.

Wenn wir einmal tief in uns gehen, dann müssen wir uns wahrscheinlich alle eingestehen, dass auch wir schon mal solche Gedanken hatten. Dass wir uns dachten, dass das Kind unserer Freundin wahrscheinlich so klammert, weil besagte Freundin das Kind ständig im Tragetuch mit sich herum schleppt. Oder dass das Kind beim Einschlafen immer weint, weil die Mutter es im Kinderwagen schlafen lässt.

1.1 Schreit mein Baby wegen mir?

Als wir letztens wieder einen sehr anstrengenden Tag hatten, an dem gar nichts ging, habe ich mit meiner Mutter telefoniert. Und sie sagte zu mir, dass ich mich entspannen müsse, dann würde mein Kind auch entspannter sein. Von dieser Aussage war ich zunächst super verletzt. Dann habe ich sehr genau darüber nachgdeacht. Geschaut, in welchen Situationen unser Babyjunge viel schreit, wie ich mich da verhalte, fühle, was ich denke. Und dabei habe ich festgestellt: Es stimmt nicht.

Der Babyjunge schreit nicht weil ich unentspannt bin (naja, ok, manchmal schreit er vielleicht auch aus diesem Grund aber meist sicher nicht), sondern weil er einfach ein Bedürfnis hat. Irgendetwas passt ihm gerade nicht und das möchte er mitteilen. Dass ich unentspannt bin, ist viel mehr eine Reaktion, die auf sein Verhalten folgt.

Bella von Familie Berlin hat dazu einen tollen Artikel geschrieben. Darüber, dass unser Verhalten oft eine Antwort ist. Eine Antwort auf das Verhalten des Kindes. Das eine Kind klammert nicht, weil es immer getragen wird, sondern ist nur so glücklich. Das andere Kind kann nur im Kinderwagen schlafen, woanders findet es überhaupt nicht zur Ruhe.

Und so ähnlich verhält es sich auch mit dem Schreien. Ja, ich bin gestresst. Ich bin unentspannt. Aber das ist nicht der Auslöser für das viele Schreien meines Kindes, sondern wurde durch dieses Schreien ausgelöst. Und mein Babyjunge schreit auch dann, wenn ich gerade super-mega entspannt bin.

Was aber stimmt, ist, dass meine Angespanntheit die Situation sicher nicht besser macht. Denn natürlich kann ich besser auf mein Kind eingehen, wenn ich selber entspannt bin und nicht das Gefühl habe gleich zu explodieren. Und darum versuche ich so gut es eben geht, ruhig zu bleiben. Mitgefühl zu empfinden, für mein Baby, das ein Bedürfnis hat und das ich einfach nicht verstehe. Anstatt wütend und hilflos zu sein.

Wenn ich kann, dann versuche ich daran zu denken, wie sehr ich mir dieses Baby gewünscht habe. Wie schrecklich ich unsere Kinderwunschzeit fand und wie süß er ist (vor allem wenn er seelig schläft 😉 ). Mittlerweile merken Finn und ich, dass wir viel besser auf unseren Babyjungen eingehen können und schneller wissen, warum er gerade weint und was dagegen helfen konnte. Dadurch sind wir als Eltern sicherer und entspannter geworden. Der Babyjunge schreit auch tatsächlich weniger, das liegt aber einfach daran, dass wir ihn schneller beruhigen können als am Anfang.

1.2 Babys kommen mit einem eigenen Temperament auf die Welt

Ein Baby schreit viel. Im Grunde trifft diese Aussage wohl auf die meisten Babys zu. Das eine vielleicht etwas mehr, das andere etwas weniger. Allen Eltern, die versuchen liebevoll und umsichtig mit ihren Kindern umzugehen, will ich sagen, dass es höchstwahrscheinlich NICHT ihre Schuld ist, dass das Baby ist wie es ist. Schon bei der Geburt hat ein Baby ein bestimmtes Temperament und meist ist es so, dass Eltern am Anfang vor allem auf dieses Temperament reagieren.

So haben Van de Boom und Hoeksma (1994) Neugeborene untersucht und dabei große Unterschiede bezüglich der „Irritabilität" gefunden, wobei die Aufmerksamkeit dieser Babys sich nicht von der der anderen unterschied. Mithilfe der Neonatalen Behavioral Assessment Scale teilten die Forscher die Babys in Gruppen ein, wobei 17 % der Babys als hoch irritabel auffielen (umgangssprachlich „Schreikinder"). Diese zeigten schon in den ersten vier Monaten deutlich häufiger negative Stimmungslagen und die Mütter verbrachten viel Zeit mit dem Besänftigen des Kindes.

Natürlich ist es wichtig, dass wir versuchen unser Verhalten zu reflektieren und schauen, wann wir uns vielleicht auch falsch verhalten und was wir besser machen könnten. Im Umkehrschluss bedeutet das aber nicht, dass wir uns selbst stets für alles verantwortlich fühlen sollten.

2. 2 Dinge die man über's Schreien wissen sollte

2.1 A) Babys schreien, wenn sie müde sind

Als wir aus dem Krankenhaus kamen, war unser Baby noch recht still. Eigentlich schlief er auch die ganze Zeit. Doch schon kurze Zeit später ging es los: sobald er wach wurde, war das Geschrei groß und es wurde anstrengender und lauter, je länger er wach war.

Was wir damals noch nicht wussten, war, dass nicht alle Babys einfach einschlafen, wenn sie müde sind. Manche Babys brauchen dazu (mehr oder weniger) Unterstützung von ihren Eltern. Und manchmal schreien Babys auch weil sie müde sind aber wollen trotzdem nicht schlafen. In solchen Fällen bringt es natürlich nichts die Windel zu wechseln, zu schaukeln oder zu Stillen / Füttern (auch wenn das zumindest zeitweise für ein Verstummen des Geschreis sorgt und manchmal Babys dabei einschlafen, sofern sie bequem liegen).

Das einzige was nachhaltig in diesen Fällen wirkt, ist das Kind zum Schlafen zu bekommen und dafür zu sorgen, dass dieser Schlaf möglichst erholsam ist.

Was bei uns geholfen hat, war, dass ich mich mit dem Baby auf die Couch oder ins Bett gelegt habe. Dort habe ich ihn gestillt, bis er eingeschlafen ist und bin dann nicht von seiner Seite gewichen. Sobald ich aufstehen wollte, ging ziemlich verlässlich ein Auge auf und das Geschrei begann von Vorn. So habe ich in den letzten vier Monaten mehr gelesen als in den letzten vier Jahren 🙂

Immer mal wieder probieren wir, ob es jetzt geht, dass ich mal aufstehe und etwas anderes mache, aber bisher sind alle Versuche fehlgeschlagen. Und auch wenn es mich manchmal nervt, im Grunde denke ich mir oft, dass unser Baby noch so klein ist. Es sind nur die ersten Monate in denen er mich so sehr braucht (und bei sich haben will) und die Zeit vergeht so schnell. Ich kann mich damit arrangieren, dass ich momentan täglich etwa drei bis vier Stunden herumliege und für unser Baby da bin.

Ich kann aber durchaus verstehen, dass das nicht jeder kann oder will. Für diesen Fall gibt es heutzutage zum Glück eine Vielzahl an Hilfsmitteln, die man ausprobieren kann. So gibt es einige Babys, die sehr gut im Kinderwagen schlafen und auch Federwiegen helfen Babys dabei besser zu schlafen. Hier gilt es einfach einen Weg zu finden, mit dem sowohl Eltern als auch Baby gut leben können.

2.2 B) Manchmal dauert es, bis ein Baby sich wieder beruhigt

Der zweite Punkt, von dem wir etwas überrascht wurden, war, dass es manchmal lange dauerte bis der Babyjunge sich beruhigen konnte, obwohl nun alles zu seiner Zufriedenheit sein musste. Wenn er schrie, weil er hochgenommen werden wollte, so musste ich ihn eine Zeit lang halten und wiegen, bis er sich wieder beruhigen konnte.

Zu Anfang machten wir den Fehler ihm nicht genug Zeit zu geben. Wir nahmen ihn hoch, wiegten ihn und wenn er sich nicht beruhigte, suchten wir nach weiteren Gründen für sein Schreien. Wir wickelten ihn. Ich stillte ihn. Wir sangen ihm Lieder vor. Zeigten ihm etwas interessantes. Alles, was wir damit erreichten war, dass der Kleine immer ungehaltener wurde.

Mittlerweile wissen wir, dass wir ihm einfach nicht genug Zeit gegeben haben. Und im Grunde kennen wir das doch alle selber: Wenn wir uns gerade sehr über etwas aufgeregt haben, unser Puls rast und unsere Hände zittern, dann dauert es einen Moment, bis wir wieder klar werden. Und genau so geht es einem kleinen Baby, das schreit.

Wir haben uns angewöhnt in solchen Situationen unseren Atmen zu zählen. Irgendwann haben wir gemerkt, dass es etwa 20 lange Atemzüge brauchte, bis unser Babyjunge sich wieder beruhigen konnte. Wenn er danach noch weiter schrie, dann stimmte etwas anderes nicht, aber sehr, sehr oft, war nach diesen Atemzügen auf einmal Ruhe und unser Baby konnte sich entspannen.

Da jedes Baby verschieden ist, wäre es fatal nun zu sagen, dass alle Eltern 20 Atemzüge lang warten sollen, bevor sie etwas Neues probieren. Manch ein Baby beruhigt sich vielleicht erst etwas später, für ein anderes ist diese Zeit viel zu lang und es fühlt sich nicht richtig wahrgenommen und schreit nur noch mehr. Ich möchte lediglich darauf hinweisen, dass es ungünstig sein kann zu schnell zwischen verschiedenen Methoden zur Beruhigung zu wechseln. Es ist super schwer „nichts" zu tun, wenn das Baby herzerweichend schreit, aber manchmal ist genau diese Ruhe das, was das Baby braucht (natürlich immer im Arm von Mama oder Papa, wir haben den Babyjungen niemals irgendwo schreiend hingelegt und dann einfach abgewartet).

3. Abschließend

Ein Baby, das viel schreit, kostet Eltern viele Nerven. Da ist es völlig unnötig, wenn Eltern sich noch zusätzlich für dieses Verhalten verantwortlich fühlen. Oft ist es einfach das Temperament des Kindes und das Verhalten der Eltern lediglich eine Reaktion auf dieses.

Literatur:
van de Boom, D.C. & Hoeksma, J.B. (1994). The effect of infant irritability on mother-infant interaction: A growth-curve analysis. Developmental Psychology, 30, 581-590.


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