Das gute Buch: „Und ewig schläft das Pubertier“ von Jan Weiler (mit Verlosung)

Die Pubertät zählt für Kinder wohl zu den einschneidendsten Lebensphasen – und noch mehr für ihre Eltern. Diese müssen miterleben, wie sich ihre vormals liebenswerten engelsgleichen Kinder (Episoden, in denen diese sich brüllen vor einem Süßigkeitenregal im Supermarkt wälzten, werden dabei durch den verklärenden Filter der Vergangenheit ausgeblendet) in grunzende Kreaturen, die pumaartige Gerüche verströmen und deren Gefühlshaushalt so fragil ist, dass Eltern eine Diplomatenausbildung im Auswärtigen Amt absolvieren müssen, um tägliche Konflikte vom Ausmaß der Kuba-Krise zu vermeiden.

Am 3. Juli ist mit „Und ewig schläft das Pubertier“ der neueste Band in der Pubertier-Saga von Jan Weiler erschienen, in dem er wieder als teilnehmender Beobachter in einer sozialpsychologischen Studie das Sozial-, Ess- und Schlafverhalten seiner pubertierenden Kinder analysiert.

Man kann seine Zeit mit Schlimmerem verbringen als mit Jan Weilers Pubertier.

Ein Beitrag geteilt von Familienbetrieb (@betriebsfamilie) am 5. Jul 2017 um 8:47 Uhr

Disclosure

Bisher habe ich nur Rezensionen über Bücher von mir persönlich bekannten Bloggerinnen geschrieben, bei denen ich davon ausgehe, dass ihre finanziellen Möglichkeiten nicht ausreichen, um mich auf Schadenersatz in sechsstelliger Höhe verklagen. Bei Jan Weiler mache ich diesbezüglich eine Ausnahme, da ich ein großer Bewunderer seiner Texte, seines Schreibstils und seines Humors bin. Dennoch soll meine geradezu hymnische Verehrung des Weilerschen Oeuvres mich nicht daran hindern, sein neuestes Buch mit der Distanz und Arroganz eines Edelfeuilletonisten einer kritischen Betrachtung zu unterziehen.

Vorab möchte ich noch erwähnen, dass mir der Verlag ein Rezensions- sowie zwei Verlosungsexemplare zur Verfügung gestellt hat. Der Gegenwert von 43 Euro reicht allerdings nicht aus, mein unbestechliches Urteil zu einer Gefälligkeitsrezension zu manipulieren. Die einzig anerkannte Bestechungswährung des Familienbetriebs ist und bleibt Käsekuchen. Allerdings habe ich keinen von Jan Weiler angeboten bekommen. Meine Irritation über die damit zum Ausdruck gebrachte mangelnde Wertschätzung meiner Person soll meine Objektivität als Literaturkritiker aber nicht beeinträchtigen.

Der Autor

Wenn ich Jan Weiler als einen der bekanntesten deutschen Autoren der Gegenwart beschreibe, fragen Sie sich wahrscheinlich, ob ich noch weitere sensationelle Neuigkeiten auf Lager habe und Ihnen als nächstes verrate, dass Wasser nass ist. In den letzten Jahren hat Jan Weiler so viele Bücher verkauft, dass statistisch gesehen jeder Haushalt in Deutschland über 2,43 Jan-Weiler-Bücher verfügt und er wohl auch dem letzten Schafhirten auf der Hallig Hoge ein Begriff ist. Seine Kolumnenbände „Das Pubertier“ und „Im Reich der Pubertiere“ haben so lange die vorderen Plätze der Spiegel-Bestseller-Liste belegt, dass sich Jan Weiler den Unmut seiner Schriftsteller-Kollegen zugezogen hat, die auch ein Stück vom Ruhm-und-Ehre-Kuchen abbekommen möchten.

Das gute Buch: „Und ewig schläft das Pubertier“ von Jan Weiler (mit Verlosung)

Jan Weiler – Liebt die Kamera noch mehr als ich (Foto: Tibor Bozi)

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Jan Weiler – Liebt die Kamera noch mehr als ich (Foto: Tibor Bozi)

Für einen gebürtigen Rheinländer pflegt Jan Weiler einen ungewöhnlichen protestantischen Arbeitsethos und schreibt täglich von 10 bis 18 Uhr in seinem Büro an seinen Texten. Seinen 250-seitigen Debütroman „Maria, ihm schmeckt’s nicht“, eines der erfolgreichsten Bücher der letzten Jahrzehnte, schrieb er in gerade einmal zehn Tagen. Ein mir vollkommen fremdes Schreibtempo, dass meiner Bewunderung für Jan Weiler ein wenig Neid beimischt. Während ich diese Buchbesprechung geschrieben habe, hat er wahrscheinlich vier neue Kolumnen, zwei Hörspiele, ein Drehbuch, drei Exposés für neue Romane und ein Theaterstück verfasst.

2011 zeichnete die Stadt München Jan Weiler mit dem Ernst Hoferichter Preis aus. Die Laudatio auf der Preisverleihung hielt Elke Heidenreich. Ein Umstand, der meiner Bewunderung für Jan Weiler noch mehr Neid beimischt, denn es würde meine Mutter als jahrzehntelange Brigitte-Leserin mit sehr viel Stolz erfüllen, wenn die ehemalige Brigitte-Kolumnistin Heidenreich ein Loblied auf mich verfassen würde. Leider wird es wohl nie dazu kommen und somit bleibt die Siegerurkunde, die ich 1983 bei den Bundesjugendspielen errang, der einzige Quell ihres mütterlichen Stolzes.

Die Hardware

„Und ewig schläft das Pubertier“ kommt in handlichen Maßen von 11,5×1,8×17,1 cm und mit einem Gewicht von lediglich etwas mehr als 200 Gramm daher. Dadurch liegt das Buch sehr gut in der Hand und eignet sich hervorragend, damit man einem Pubertier einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf geben kann, um das Sprachzentrum zu aktivieren. (Auf anwaltlichen Rat möchte ich betonen, dass ich selbstverständlich elterliche Gewalt gegenüber Kindern entschieden ablehne und ein großer Fan des ‚Gesetzes zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung‘ bin. („It’s the best law in the world. It’s beautiful. I love it.“))

Die Oberfläche des Buchcovers ist leicht angeraut, so dass es einem nicht aus der Hand fällt, wenn man es abends im Bett liest. Außerdem sorgt ein schmutzabweisender Lotoseffekt dafür, dass das Buch getrost im Zimmer eines Pubertiers liegen gelassen werden kann, ohne dass es versifft. Aus Kostengründen weisen die einzelnen Seiten diesen praktischen Lotoseffekt zwar nicht auf, aber dies ist nicht weiter schlimm, denn es ist nahezu ausgeschlossen, dass ein Pubertier in einem Buch blättert, da dazu das mobile Endgerät aus der Hand gelegt werden müsste.

Das Cover ist, wie die beiden letzten Pubertier-Bücher, von Till Hafenbrak liebevoll gestaltet. Es zeigt einen blonden Jungen mit roter Brille, der Pauke spielend auf der Nase seines schlafenden Vaters tanzt. Aus persönlichen Gründen irritiert mich dieses Bild ein wenig, da ich im Alter von 14, 15 Jahren ebenfalls blond und rot bebrillt war. Allerdings habe ich nicht Pauke, sondern Geige gespielt, was wahrscheinlich noch schlimmer war. Außerdem habe ich meinen Eltern selbstverständlich nie auf der Nase getanzt. (Ein Satz, den ich schreiben muss, da meine eigenen Kinder ab und an meine Blogtexte lesen.)

Der Inhalt

„Und ewig schläft das Pubertier“ enthält eine Zusammenstellung von 27 Kolumnen aus der ‚Welt am Sonntag‘ beziehungsweise von der Homepage Jan Weilers. Knauserige Kritiker werden nun möglicherweise einwenden, dass es in dem Buch gar nichts Neues zu lesen gibt, sondern einem nur alter Wein in neuen Buchdeckeln verkauft wird, damit Jan Weiler und der Piper-Verlag einen schnellen Euro machen. Diese Pfennigfuchser können ja beim Springer-Verlag die 27 entsprechenden ‚Welt am Sonntag‘-Ausgaben nachbestellen, was allerdings achtmal so viel kostet wie das Buch.

Inhaltlich befasst sich Jan Weiler mit den Themen, die jugendliche Kinder so beschäftigen. Es geht um überdurchschnittlich ausgeprägtes Schlafbedürfnis und um unterdurchschnittlich ausgeprägte Kommunikationsbereitschaft, um das reduzierte Interesse an außerschulischen Aktivitäten, um die rigorose Ablehnung von Sauberkeit und Ordnung und immer wieder um die romantische Liebe, die sich in Emoticons, die über das Smartphone verschickt werden, ausdrückt und häufig nicht länger als drei Tage dauert. Als Vater einer Tochter, die gerade mit beiden Füßen in der Pubertät steckt, kommen mir viele der in dem Buch beschriebenen Situationen so bekannt vor, als habe Jan Weiler über mehrere Wochen unseren Familienalltag vom Sofa aus beobachtet und akribisch dokumentiert (was ich trotz meiner Bewunderung für ihn befremdlich fände).

Jan Weiler beschreibt die pubertierenden Auswüchse seiner Kinder auf so fröhlich beschwingte Weise, dass man beim Lesen fast vergisst, wie man selbst täglich ins Wutholz beißt, um die Pubertätsanfälle der eigenen Kinder zu ertragen. Man möchte Jan Weiler glatt fragen, ob seine heitere Gelassenheit das Ergebnis tibetanischer Meditationstechniken ist oder auf den Konsum medizinischen Cannabis zurückzuführen ist. Wahrscheinlich eine Kombination aus beidem.

Bei aller Begeisterung für die Texte von Jan Weiler muss aus wissenschaftlicher Perspektive allerdings die Verwendung des Begriffs „Pubertier“ kritisch hinterfragt werden. Nur weil die Hormonausschüttung tsunamiartige Ausmaße annimmt, verwandeln sich Mädchen und Jungen noch lange nicht in Tiere (auch wenn sie häufig so riechen). Persönlich bevorzuge ich den alternativen Begriff „Pubertant“, denn in dieser Phase der körperlichen und emotionalen Erwachsenwerdung ähneln die vormals süßen Kleinen doch eher Mutanten, ähnlich wie in den X-Men-Comics, die als Außenseiter gegen den Rest der Welt kämpfen. Die Superkräfte von Pubertanten sind das 360-Grad-Augenrollen sowie die Fähigkeit, ganze Unterhaltung mittels dreier Grunzlaute zu führen.

Der Preis

„Und ewig schläft das Pubertier“ kann zum Preis von 14 Euro erworben werden (als eBook für 9,99 Euro). Geizige Menschen werden dies als unangemessen hoch für so ein kleines Buch erachten. Dem möchte ich entgegenhalten, dass der Preis vollkommen gerechtfertigt ist. Bei einer Lesezeit von circa zwei Stunden entspricht er gerade mal einem Stundenlohn von sieben Euro, womit Jan Weiler nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn erhält. Jegliche Kritik an dem Verkaufspreis ist somit menschenverachtend, zynisch und arbeitnehmerfeindlich sowie ein Schlag ins Gesicht der sozialen Gerechtigkeit, wie man ihn nicht einmal aus FDP-Wahlkampfprogrammen kennt. Dem Vorwurf, ein geiziger, neoliberaler Menschenfeind zu sein, kann man nur durch Erwerb des Buchs entgehen. Und am besten kauft man es mehrfach und verschenkt es an Verwandte, Freunde, Kollegen und vollkommen Fremden.

Das Fazit

Das Buch ist uneingeschränkt für alle Eltern zu empfehlen, denn es handelt sich um ein Mutmachbuch, egal wie alt die Kinder sind. Der Titel „Und ewig schläft das Pubertier“ gibt Kleinkind-Eltern, die jeden morgen früh um 6.00 Uhr von ihrer Brut aus dem Bett geschmissen werden (am Wochenende um 5.30 Uhr), Hoffnung, dass das alles nur eine Phase ist. Und Eltern, deren Kinder sich in der Pubertät befinden, spendet das Buch wiederum Trost, dass sich auch berühmte und erfolgreiche Menschen mit den gleichen familiären Problemen rumschlagen müssen. Es ist nun mal ein Naturgesetz, dass Pubertiere ihre Eltern für nervige Null-Checker halten, deren Funktion in erster Linie darin besteht, Essen bereitzuhalten und Taschengeld zu verteilen. Diese Erkenntnis lässt sich am besten ertragen, indem man die Pubertier-Bücher von Jan Weiler liest.

Das Gewinnspiel

Der Piper-Verlag hat freundlicherweise zwei Exemplare von „Und ewig schläft das Pubertier“ zur Verfügung gestellt, um Sie unter den Leserinnen und Lesern des Familienbetriebs zu verlosen. Jeder Kommentar unter diesem Beitrag erhält ein Los. Voraussetzung ist lediglich eine gültige Email-Adresse (Diese wird nicht veröffentlicht und nur zum Zwecke der Gewinnbenachrichtigung verwendet.). Käsekuchenspenden an mich bringen keine Vorteile für die Verlosung, aber Punkte auf dem persönlichen Karma-Konto. Die Verlosung endet am Samstag, den 8. Juli um 18 Uhr. Der Rechtsweg ist ebenso wie der Linksweg ausgeschlossen, ausgelost wird mit random.org. Eine Auszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Viel Glück allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern!

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Das gute Buch: „Und ewig schläft das Pubertier“ von Jan Weiler (mit Verlosung)

Jan Weiler: Und ewig schläft das Pubertier. Piper Verlag 2017. ISBN: 978-3-492-05772-1*

(*Affiliate Link, d.h. wenn Sie das Buch über diesen Link kaufen, erhalte ich eine kleine Provision (ohne Mehrkosten für Sie) und kann mir am Ende des Jahres einen Lutscher kaufen.)


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