Das Flaggschiff kentert: Gott, wo ist der Schalk geblieben?

Wetten, dass es diese Sendung bald nicht mehr gibt, wenn Markus Lanz nicht schnell die Kurve kriegt? Ihm zuzusehen und vor allem zuzuhören tut mittlerweile schon richtig weh. Sein dritter Versuch geriet noch weniger unterhaltsam als die beiden ersten, das Gemisch aus Langeweile und Fremdschämen war nur schwer zu ertragen. Der smarte Südtiroler wird über die Feiertage in sich gehen, dem „Klodeckel“ entgeht er deshalb aber nicht. Was sich da am vergangenen Wochenende in Freiburg vor nur noch 8,9 Millionen Fernsehzuschauern zutrug, umschrieb die SZ treffend mit „lanzweilig“. Und auch die Zuschauerreaktionen reichten von „wenig gelungen“ über „verkrampft“ bis „peinlich“. Ein Jahr zuvor versammelten sich zu Thomas Gottschalks Abschied noch mehr als 14,7 Millionen Menschen vor dem Fernseher. Zwar hatte auch der „ewige Gottschalk“ in den Sendungen davor das tiefe Tal der Tränen durchschritten und mehrfach magere Quoten erzielt, doch muss man trotz aller damaligen Kritik heute nüchtern feststellen, dass zwischen ihm und seinem Nachfolger Welten liegen. Wo Lanz den immer gut gelaunten Allesversteher gibt, der sich mit penetrant zur Schau gestelltem Interesse als investigativer Journalist versucht, passte Gottschalks uninformierte Oberflächlichkeit viel besser zu einer Show, in der es vor allem darum geht, Stars und Sternchen mit ihren aktuellen Projekten möglichst gut in Szene zu setzen. Dabei hätte alles so schön werden können. Die Verantwortlichen des ZDF hatten so manchen Gebühren-Euro springen lassen, um ihrem neuen Frontmann auf dem Unterhaltungs-Flaggschiff jeden erdenklichen Rückenwind zu geben. Internationale Stars auf Couch und Bühne ließen in den ersten beiden Sendungen kaum Wünsche offen. Doch anders als sein Vorgänger fühlt sich Lanz nicht so zuhause in der „Bussi-Bussi-Welt“ Hollywoods, und seine Gäste spüren das. Hale Berry und Tom Hanks jedenfalls kommen sicher nicht wieder. Waren diesmal zumindest die Musikgäste hochkarätig, musste das Sofa schon mit der dritten deutschen Reihe aufgefüllt werden. Internationale Stars Fehlanzeige! Auch die Wetten waren nicht übel, doch nervt Lanz seine Wettkandidaten mit unablässigem Palaver, wo Gottschalk schlagfertig Pointen setzte. Davon vor allem lebte „Wetten, dass..?“ früher. Eines muss man Markus Lanz immerhin attestieren: Er tritt seinen Gästen bestens vorbereitet gegenüber. Das ist schön für den abendlichen Spättalk, passt aber nicht recht zu einer Unterhaltungssendung, deren Sinn darin besteht, sich für ein paar Stunden staunend verzaubern zu lassen. Lanz droht schneller wieder vom neuerdings rotierenden Studiosofa zu fliegen als seinerzeit der neunmalige Gottschalk-Statthalter Wolfgang Lippert. Er muss sich rasch steigern – Thomas Gottschalk ist ja erst 62.


Tagged: Gottschalk, Lanz, Unterhaltung, Wetten, ZDF

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