Das Ende des Untergrunds

Vor kurzem sprach Rick McCallum wieder einmal über die geplante Star Wars Realserie. An sich ließ er dabei kaum etwas verlauten, das wir nicht ohnehin schon seit einiger Zeit wissen: man habe 50 Drehbücher zu je einer Stunde, diese seien das Beste wo gibt und so ganz anders als alles was man bisher bei SW gesehen, gehört oder gelesen habe. Eine Art “Deadwood meets Star Wars” (irgendwann muss ich mir tatsächlich mal eine “Deadwood” Folge ansehen, damit ich weiß, was er da eigentlich meint) und eher nicht für Kinder geeignet. Momentan ist das Projekt jedoch “on hold”, da sich die Fernsehindustrie in einem Umbruch befindet und die “free-to-air” Sender nicht bereit sind, soviel Geld auszugeben während die Bezahlsender zu viel Kontrolle über das Projekt wollen. Außerdem warte man bis sich die Technologie soweit entwickelt habe, dass man eine Folge für nicht mehr als 5-6 Mio. USD realisieren kann.

So weit, so blabla!

Zwei Neuigkeiten erfuhren wir aber trotzdem…

Zum einen, dass der Arbeitstitel der Serien nicht “Underground” ist. Er habe das auch nie behauptet (auch wenn er im Jänner dieses Jahres genau das getan hat), sondern immer gemeint, dass die Serie vom (kriminellen) Untergrund handle bzw. zum Teil auch dort spielen werde.

Aha! Na gut!

Die zweite (und aus meiner Sicht wesentlich bedeutendere Information) war die, dass, wenn man die Serie derzeit realisierte, 2 Folge so viel kosten würden wie “Avatar”.

Hm. Nehmen wir zum einen an, das McCallum damit den Film und nicht die Animationsserie meinte und nehmen wir zweitens an, dass er diesen Vergleich nicht als Metapher für “die Produktion der Serie wird ur-super-voll-maga-viel Geld kosten!” verwendete, sondern tatsächlich ernst meinte.

Was die Herstellungskosten von “Avatar” (den Film) betrifft, so gehen die diesbezüglichen Schätzungen weit auseinander: von 200 Mio. USD ist die Rede, aber auch von knapp 500 Mio. Mehrmals fand ich jedoch eine Zahl im Bereich der 240 Mio. Dollar. Gehen wir also davon einmal aus.

Dieser Vergleich legt für mich zum einen einmal klar, dass es (wesentlich) mehr geben muss, als nur die Drehbücher, denn allein aus rund 120 Seiten Text (die Drehbücher für 2 Folgen) wird man kaum ausrechnen können, dass deren Umsetzung 240 Mio. kosten wird. Es muss also mindestens Skizzen, Storyboards, Figuren oder erste Rohanimationen geben, um eine Gefühl für das erforderlich Budget zu bekommen

Zum anderen bedeutet das, dass eine Folge von “Underground” (oder wie immer das Ding nun heissen mag) 120 Mio. Doller kosten würde. Bei 50 Folgen wäre das die Kleinigkeit von 6 Mrd. Dollar. Dass kein Sender auf der Erde dies finanzieren will und kann ist ebenso offensichtlich, wie die Tatsache, dass eine solche Serie nie im Leben die Chance hätte, ihre Produtionskosten wieder einzuspielen, selbst wenn sie in sämtliche Länder der Erde verkauft werden würde und man noch die Einnahmen aus dem Merchandise hinzurechnet (die es bei etwas mit SW im Titel zweifellos geben würde).

120 Mio. Doller für 60 Minuten Fernsehen! Wow, nicht? Nur zum Vergleich: Jeder der drei Prequel Filme hatte ein Budget (ausgenommen Marketing) von ca. 115 Mio. Dollar. Rechnet man die Inflation dazu, so wäre man wohl irgendwo im Bereich der 130 Mio. Das bedeutet, dass eine 60 minütige Folge einer Fernsehserie (!) etwa gleich viel kosten würde wie 140 Minuten “Revenge of The Sith” und diesem Film kann wohl kaum jemand vorwerfen, dass er zu wenige und zu billig aussehende Spezialeffekte gehabt hätte.

120 Mio. Dollar! Versuchen wir diese Zahl ein wenig in einen Kontext zu setzen: “Battelstar Galactia” hatte angeblich ein Budget von 1,5 – 2 Mio. USD pro Folge, “Star Gate” lag in einem ähnlichen Bereich. Serien wie “Sex and The City” oder “Desparate Housewives” kommen ebenfalls auf rund 2 Mio. pro Folge (wobei das Geld hier weniger für Spezialeffekte – obwohl, wenn man rund 50 Jahre alte Frauen so hintrimmen muss, dass sie aussehen, als würden sie demnächst den Schulabschluss machen ist das vielleicht sogar ein eigener SFX für sich – als für die Gagen der Schauspielerinnen aufgewendet wird). “Game of Thrones” stehen rund 6 Mio. Dollar pro Folge zur Verfügung, der Pilot von “Lost” soll mindestens 10 Mio. verschlungen haben und jener von “Broadwalk Empire” sogar 18 Mio. – der bisherige Rekord. Und nun kommt Rick McCallum und will uns weismachen, dass die SW Realserien nochmals das 6,67-fache davon kosten wird!

Was lehrt uns das? Nun, zum einen, dass McCullum offensichtlich völligen Unsinn redet! Wer eine Fernsehserie mit einem Budget von 120 Mio. pro Folge machen will, hat offensichtlich das Medium Fernsehen und seine (optischen wir finanziellen) Beschränkungen in kleinster Weise verstanden!

Zum anderen, und nehmen wir nur mal an, dass die 120 Mio. tatsächlich stimmen,  bedeutet dies, dass man die Produktionskosten um 95% senken müsste, um das Planbudet von 6 Mio. USD zu erreichen. 95%! Dies ist allein durch die erwartete Verbilligung aufgrund des technischen Fortschritts nie zu erreichen. Weder GL noch ich werden es erleben, dass man eine Folge, die ursprünglich für 120 Mio. geplant war für 5 Mio. realisieren kann, ohne dramatische Abstriche entweder an der Geschichte selbst und/oder an der Art und Weise der Realisierung zu machen! Und selbst wenn wir das Ganze realistischer sehen und von einem Budget von 15-20 Mio. pro Folge ausgehen (immer noch eine gigantische Summe!), so bedeutet dies eine erforderlich Reduktion um  knapp 2/3 bis 3/4! Das wird nicht gehen!

Und jetzt, da Lucas selbst sich mehr oder weniger aus dem Geschäft zurückgezogen hat, bleibt die Frage, wer das Projekt bei Lucasfilm überhaupt noch treiben soll. Hat Kathlyn Kennedy den Willen und auch den langen Atem eine Serie am Köcheln zu halten, die vielleicht erst in einige Jahrzehnten (wenn überhaupt) umgesetzt werden kann?

Ich für meinen Teil glaube nicht mehr daran, dass wir die Realserie jemals zu Gesicht bekommen werden. Und wenn die Drehbücher wirklich so gut sind wie McCallum behauptet, dann sollte Lucasfilm diese eben anderweitig verwenden: entweder als Roman- oder als Comicreihe, vielleicht auch als weitere Animationsserie (viele der Rassen, die man in einer Serie über das Verbrechen in der GFFA erwarten würde, wurden für Clone Wars ja bereits entwickelt). Vielleicht ist das kommenden “1313″ Spiel, aber auch schon ein Schritt in diese Richtung. Denn in der Ankündigung auf der E3 hieß es dazu, dass damit ein neues “Franchise” gestartet wird und das klingt nach mehr als nur einem einzelnen Computerspiel…


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