Dahui übers Zazen (101 kg)

In der Buddhismuswissenschaft ist man sich nicht einig, wie die zahlreichen, offenbar widersprüchlichen Aussagen mancher Meister zum Zazen zu verstehen sind. Keine Frage, dass sich Dôgen Zenji aufs Zazen fixiert hat, aber im frühen chinesischen Chan findet sich noch recht wenig, was die konkrete Zenpraxis beschreiben würde. In Huinengs Plattformsutra wird gar gegen das stille Sitzen gewettert, und wenn am Ende der sechste Patriarch seiner Mönchsgemeinde rät, sich weiterhin zum Zazen zu treffen, dann wirkt das eher wie ein nachträglicher Zusatz zur Ehrenrettung des Sitzens oder wie die einzig naheliegende Idee, die man den Zurückbleibenden beibringen konnte (was sonst sollte eine Ordiniertengemeinschaft schon künftig vereinen?). Manche Gelehrten sind der Meinung, hierbei ginge es um die üblichen zen-rhetorischen Tricks, mit denen alles in Frage gestellt werden soll. Andere hingegen glauben, dass Zazen nie die Rolle in der frühen Zen(Chan)-Geschichte spielte, die es heute insbesondere im Westen innehat. Eine ähnliche Diskussion entspannte sich um die Bedeutung von Achtsamkeitsübungen, die einen medizinisch belegten Nutzen haben, aber nicht die Rolle im Buddhismus hatten, die ihnen heute von manchen Lehrern zugedacht wird.   Mich hat immer interessiert, wie Zen für Laien sinnvoll praktizierbar ist. Mönchisches Zen neigt noch heute zu einer gewissen Nabelschau und zu rigorosen Ansichten und Praktiken, die eher Züge von religiöser Abschottung als von Weltoffenheit tragen. Einer der alten Zenmeister, der begriffen hatte, dass auch Zazen nur ein "geschicktes Mittel" ist und nicht verabsolutiert werden sollte, war Dahui Zonggao (1089-1163). Sein Weg bestand darin, sich möglichst den ganzen Tag lang auf ein "Schlüsselwort" (huatou) aus einem Kôan zu konzentrieren, wobei das Zazen dabei möglich, aber nicht unabdingbar war. An einen Minister schrieb er:
"Es ist nicht so, das ich den Leuten üblicherweise kein Zazen beibrächte, kein Kungfu an einem stillen Ort [Sitzen und die Konzentration auf ein huatou galten als 'harte Anstrengung', chin. gongfu] . Es geht darum, ihnen eine passende Medizin für ihre Krankheit zu verschreiben. Tatsächlich gibt es keine Belehrung in ultimativer Wahrheit. (...) Wenn es wünschenswert ist, still zu sitzen, tue es. Dabei darfst du nicht am Sitzen hängen oder es als letztgültige Methode ansehen."
In einer Rede wehrte sich Dahui: "Man hört oft, ich würde den Leuten kein Sitzen im Lotussitz beibringen. Das ist ein Missverständnis. Haben die je etwas von geschickten Mitteln (upaya) gehört? Ich will, dass ihr versteht: Gehen ist Chan, Sitzen ist Chan, Reden und Schweigen, Bewegung und Bewegungslosigkeit verkörpern alle die Stille. Manchmal wache ich nachts auf und setze mich gleich in den Lotussitz hin. Nach einer Weile - keinerlei Gedanken mehr. Da sage ich mir erleichtert: 'Reich der Buddhas!' Aber das ist alles. Ihr dürft Sitzen nicht als höchstes Kriterium ansehen. Sitzen bedeutet nicht, Körper und Leben loszulassen."

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