Da liegt der Hund begraben

Wem habe ich nicht schon die Schuld in die Schuhe geschoben, dass mein Asthma in den vergangen Monaten immer schlimmer geworden ist? Mal gab ich den Handwerkern die Schuld, die in unserem Keller derart viel Staub aufgewirbelt haben, dass ich noch eine weitere Ausrede habe, die Wäsche so lange liegen zu lassen, bis „Meiner“ oder das Au-Pair sich ihrer erbarmt. Solange das Wäschefalten im  staubigen Keller meine Gesundheit belastet, kann ich diese Arbeit doch unmöglich erledigen, nicht wahr? Aber inzwischen ist der Keller wieder mehr oder weniger staubfrei, mein Asthma aber nicht besser. Dann geben wir eben der schlechten Luftqualität die Schuld. Zu blöd nur, dass in unserem Quartier deutlich weniger Verkehr herrscht als auch schon, so dass ich eigentlich besser atmen müsste und nicht schlechter. Na dann, sagen wir eben, es seien die Pferde der Nachbarn und all die Katzen, die sich in unserem Garten heimisch fühlen. Aber eigentlich kann auch das nicht sein, bewege ich mich doch als bekennende Stubenhockerin nur dann an der frischen Luft, wenn es sich nicht verhindern lässt und somit begegne ich sowohl Nachbars Pferden als auch Nachbars Katzen relativ selten. Vielleicht liegt es ja am Stress, dachte ich mir, als ich neulich wiedermal keuchend auf dem Treppenabsatz eine kurze Rast einlegen musste. Aber das kann’s ja wohl auch nicht sein, denn gestresst bin ich schon seit Jahren und atmen konnte ich dennoch mehr oder weniger problemlos.

Heute endlich, bei der Lektüre der „NZZ am Sonntag“ bin ich auf des Rätsels Lösung gestossen. Es war nur eine kleine Notiz, so klein, dass ich sie fast übersehen hätte. Doch das Bild des inhalierenden Mannes erregte meine Aufmerksamkeit, wohl, weil ich heute mal wieder meine Medikamente vergessen habe. Und was muss ich da lesen? „Laut den Ärzten könnten soziale Netzwerke wie Facebook eine ganz neue Quelle von psychologischem Stress darstellen. Solche Effekte seien gerade bei jungen Menschen als Auslöser von Asthma nicht zu vernachlässigen.“ Im Text wird das Beispiel eines jungen Mannes erwähnt, der bei jedem Anblick seiner Ex-Freundin einen heftigen Asthma-Anfall erlitten hätte.

Nun gut, zu den im Text erwähnten „jungen Menschen“ gehöre ich nicht mehr unbedingt und meine Ex-Freunde lassen sich a) an einer Hand abzählen, b) handelt es sich dabei um harmlose Teenie-Liebeleien, die nie länger als ein paar Tage gehalten haben und c) bin ich nicht mit ihnen auf Facebook befreundet. Also eigentlich kein Grund, um bei meinen seltenen Besuchen bei Facebook psychologischen Stress zu erleben. Erstaunlicherweise aber fällt die Verschlimmerung meines Asthmas ziemlich genau mit meinem Einstieg bei Facebook zusammen, so dass ich jetzt einfach mal so tue, als ob die zwei Dinge miteinander im Zusammenhang stünden. Denn irgend einen Grund muss ich ja angeben, wenn mich der Arzt fragt, weshalb ich plötzlich so viele Medikamente benötige. Und wenn ich als Quelle meiner Befürchtungen die „NZZ am Sonntag“ angebe, wird der Arzt bestimmt nicht an der Plausibilität meiner Erklärungen zweifeln und mir ein neues Dauerrezept ausstellen.

Da liegt der Hund begraben



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