CO2 2

Wie angekündigt geht es diese Woche weiter mit dem Thema CO2. Wir hatten uns ja im vergangenen Beitrag mit dem Thema CO2-Äquivalente beschäftigt. Solche Umrechnungen braucht man ja immer wieder in der Statistik, regelmäßige Leser werden sich beispielsweise an das Nettoäquivalenzeinkommen erinnern.

Diesmal geht es um das CO2 selbst, genauer gesagt um dessen Ausstoß. Woher kommt das ganze Zeug? Und ausnahmsweise haben die Vulgärlinken mit ihrer Pauschalantwort "Die USA sind schuld" beziehungsweise "Der Westen ist schuld" einmal fast recht. Die Demokratische Republik Kongo und Äthiopien gehören nicht zu den zehn größten CO2-Verursachern, obwohl sie beide ähnlich viele Einwohner haben wie Deutschland, das beim Ausstoß von Kohlendioxid immerhin auf Platz sechs landet.

Allerdings stimmt es auch hier nur zum Teil, denn auch die ostasiatischen und arabischen Staaten stoßen viel CO2 aus. Grundsätzlich gilt, wenig überraschend: Reiche Länder setzen ausnahmslos mehr Kohlendioxid frei als arme. Wobei es natürlich auch zwischen Nationen mit vergleichbarem Einkommen Unterschiede gibt.

Beim Blick auf die zehn größten Länder spielt natürlich noch etwas anderes eine Rolle, nämlich die Größe des Landes. Indien gehört zu den größten CO2-Emittenten der Welt, das Land hat aber auch die zweitmeisten Einwohner. Ich habe deshalb den Ausstoß mal ins Verhältnis zur Einwohnerzahl gesetzt. Außerdem habe ich ausgerechnet, wie viel ein Land aufgrund seiner Einwohnerzahl ausstoßen dürfte, würden alle Länder pro Kopf gleich viel Kohlendioxid freisetzen.

Es geht hier wohlgemerkt nicht darum, wie viel CO2 ein Land freisetzen dürfte, um einen Klimaanstieg über eine bestimmte Grenze wie 2,0 Grad zu vermeiden. Auch der graue Balken ist unter diesen Gesichtspunkten noch zu hoch. Gefragt wurde nur, welcher Anteil sich durch die hohe Einwohnerzahl erklären lässt. Auch Deutschland setzt pro Kopf überdurchschnittlich viel CO2 frei, genauer gesagt rund das doppelte. Deutlich schlechter stehen noch die USA, Kanada und Saudi-Arabien da, die rund das dreieinhalbfache ausstoßen.

Das heißt allerdings nicht, dass diese drei Länder - pro Kopf - die größten CO2-Sünder sind, da hier nur die zehn Länder mit dem höchsten Gesamt-Ausstoß berücksichtigt sind, unabhängig vom Pro-Kopf-Ausstoß. Das zeigt sich auch im Fall Indien. Das Land ist eine Ausnahme unter den Top1ß, es produziert unterdurchschnittlich viel CO2 (schwarzer Balken), würde der Pro-Kopf-Ausstoß im internationalen Durchschnitt liegen, käme der blaue Balken noch dazu. Immerhin ist jeder sechste Mensch ein Inder, rund jeder fünfte ein Chinese.

Allerdings legt der CO2-Ausstoß in den Schwellenländern deutlich stärker zu als in den Industrienationen, der Abstand verringert sich auch. Das ist eine häufig unterschätzte Komponente beim Ziel, eine zu starke Klimaerwärmung zu vermeiden: Die reichen Länder müssen nicht nur ihren Ausstoß an Treibhausgasen reduzieren, sondern auch den Anstieg in den Entwicklungsländern kompensieren. Eine ähnliche Situation wie beim Welthunger, wo das Produktionsplus nicht nur den Anstieg der Weltbevölkerung übertreffen muss, um die Zahl der Hungernden zu senken, sondern auch die steigende Nachfrage aus China und anderen Schwellenländern.

Tatsächlich geht es bisher nur in sehr kleinen Schritten voran. Viele Industrieländer wie Deutschland, Frankreich und Italien haben seit 1990 den Ausstoß von CO2 in der Energieproduktion reduziert, Deutschland beispielsweise um 19,2 Prozent. Allerdings macht der Autoverkehr das teilweise wieder zunichte. Einerseits sieht es so aus, als habe das Auto für die Generation Y nicht mehr die gleiche Bedeutung als Statussymbol, andererseits steigt die Zahl spritfressender Pseudo-Geländewagen (SUV) rasant an. Vor allem Frauen scheint das vermeintliche Macho-Mobil zu gefallen. Offenbar ist es eher ein Hembra-Mobil (Hembra ist im Spanischen das Gegenteil von Macho, also ein weibliches Tier).

Außerdem ist der Rückgang in Deutschland wohl zum großen Teil auch auf die Deindustrialisierung im Osten zurückzuführen. Die Statistik hat nämlich ein paar Tücken. So wird das CO2 dem Land zugeschrieben, in dem es freigesetzt wurde. Das hört sich sinnvoll an, hat aber ein paar Tücken. Lässt Deutschland sein Aluminium (für dessen Herstellung viel Energie verbraucht wird) im Ausland produzieren, entsteht das CO2 dort und die Bilanz Deutschlands verbessert sich, auch wenn der Lebensstil nicht umweltfreundlicher geworden ist.

Würde man das CO2 dem Land gutschreiben, in dem die hergestellte Ware verkonsumiert wurde, würde die Bilanz vermutlich etwas anders aussehen. Der Rückgang der Emissionen in den wohlhabenden Länder wäre vermutlich geringer oder Null. Saudi Arabien würde sicher noch schlechter dastehen und hätte dann unter den Top 10 den größten Ausstoß an CO2 pro Kopf. Denn die die meisten Menschen im Land pflegen einen aufwändigen Lebensstil, das Land hat aber kaum Industrie, sondern lässt die Güter in anderen Ländern herstellen.

Das ist nicht der einzige Kritikpunkt. Die eingangs zitierte Statistik berücksichtigt auch Entwaldung. Hier argumentieren Länder wie Brasilien, dass Nationen wie Deutschland oder Großbritannien ihre Wälder ja auch zerstört hätten - allerdings schon vor mehr als 1.000 Jahren. Außen vor bleibt meines Wissens auch die CO2-Freisetzung durch trocken gelegte Moore, obwohl allein in Deutschland dadurch angeblich mehr CO2 freigesetzt wird als durch den gesamten Flugverkehr. Denn die Moore hatten lange Zeit CO2 gebunden. Durch das Verrotten von Torf wird das jetzt wieder freigesetzt.

Weiter wird argumentiert, dass Länder mit hohem Bevölkerungswachstum nicht bestraft werden. Das erscheint mir allerdings etwas gewagt, Menschen als Emittenten von Treibhausgasen mit Autos gleichzusetzen. Eine Erfassung des CO2-Ausstoßes nach dem Ort des Konsums wäre dagegen sinnvoll, allerdings nicht ganz einfach umzusetzen.

So oder so darf man es als relativ sicher ansehen, dass aktuell zu viel CO2 freigesetzt wird - und das das die größten Verursacher, egal ob nach Ort der Entstehung oder des Konsums gerechnet, die wohlhabenden Länder sind.


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