Claytec goes documenta – Teil 2

Im zweiten Teil unseres Blogberichts (Teil 1 hier) zu den Vorbereitungen des Minke-Areals für die documenta 14 in Kassel erfahren wir mehr über den von Gernot Minke konzipierten „Klangtower“ und seinen „kleinen Bruder“, den Lehmbauer Nico von Borstel derzeit auf dem Freigelände der Kunstakademie Kassel errichtet. Lehm von Claytec spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Beitrag wurde realisiert auf der Basis von Text- und Bildmaterial von Dr. Michael Willhardt.

Datierter Lehmstein

Datierter Lehmstein

Das für den Klangtower verwendete Material sind von Minke mit Studenten handgeformte Lehmsteine (auf einem Foto ist ein Stein von 2008 datiert), von denen eine größere Charge auf dem Gelände lagert. Allerdings kann nur ein Teil der Steine Verwendung finden, denn die überdachten Paletten stehen mittlerweile unter Naturschutz wegen der Wildbienen, die darin hausen.

Zwischen den Lehmsteinen haben sich Wildbienen eingenistet

Zwischen den Lehmsteinen haben sich Wildbienen eingenistet

Der große Klangturm erscheint von Außen ein wenig wie eine Bunker- Silhouette, nicht zuletzt bedingt dadurch, dass der Lehmbau durch eine dunkle Folie geschützt wird. Dafür haben es seine inneren Werte in sich. Der Boden wurde mit einem neuen Stampflehmboden versehen und das gewölbeartig aus Lehmsteinen gemauerte, konisch zulaufende Gebäude wird von einer Glaskuppel gekrönt. Im Inneren überrascht eine verblüffende Akustik und eine sakrale Anmutung. Der Hall im Raum ist enorm, zur documenta wird ein Klangobjekt im Raum installiert sein, das beim Eintritt der Besucher ertönt. Die im jetzigen Zustand beeindruckende Nüchternheit des Raumes soll nach vorliegenden Informationen durch vier von Prof. Minke selbst gestaltete Kunstwerke aufgelockert werden.

Der Kleine Bruder dieses Klangturmes entsteht Tür zu Tür gegenüber und wird ein sehr unterschiedliches Raumerlebnis bieten. In beiden Fällen ist der Zugang klein. Während man sich zum Betreten des großen Turmes lediglich bücken muss, erreicht man die kleine Ausfertigung nur auf Knien, will man ins Innere gelangen. Auch bietet der kleine Turm kaum Platz für mehr als einen Erwachsenen. Auch hier wird eine Klanginstallation den Besucher beim Betreten empfangen.

Im Inneren des Klangtowers wurde ein neuer Stampflehboden eingebaut. Das Betreten erfordert gebückte Haltung.

Im Inneren des Klangtowers wurde ein neuer Stampflehboden eingebaut. Das Betreten erfordert gebückte Haltung.

Als Mauermörtel verwendet Nico von Borstel den Bruch der handgeformten Lehmsteine. Anschließend wird der entstehende Turm außen und innen nass in nass mit Claytec Strohlehmputz verputzt. Nach Fertigstellung wird der Putz vier Mal mit Trocknungsabstand von mindestens einem Tag mit Hartöl behandelt. So trotzt der Lehmputz für eine lange Zeit der Witterung. Lehmbau-Spezialist von Borstel hat in ähnlicher Weise Duschwände realisiert, die seit Jahren funktionieren. Einmal pro Jahr werden diese mit Hartöl nachbehandelt. Eine Anregung, die Michael Willhardt für die Arbeiten in seinem aktuellen Bauprojekt, der Villa Ihler mitnimmt. Von Borstel: “Ich liebe den bernsteinfarbenen Ton des Strohlehms von Claytec, der entsteht, wenn ich ihn mit Öl behandle.”

Mit Hingabe bei der Arbeit: Lehmbau-Spezialist Nico von Borstel

Mit Hingabe bei der Arbeit: Lehmbau-Spezialist Nico von Borstel

Auf den Fotos kann man sehen, mit welcher Hingabe der kleine Klangturm entsteht, wie Schicht um Schicht sorgfältig aufgemauert wird, wie der Strohlehm von Claytec aufgezogen und wie die Form eng an den Steinen anliegend entsteht, indem der Lehmputz mit einem nassen Quast geglättet wird und auch mit der Hand an die Treppenstruktur des Gebäudes angeschmiegt wird. Hier wird die Liebe zum Material erlebbar und die Hingabe von Nico zu seiner Arbeit ist nicht zu übersehen.

Unterm Schutzzelt: der „kleine“ Klangtower

Eine amüsante Konstellation ist die Begegnung von „Lehmpapst“ Minke mit den Lehmbau-Spezialisten von Claytec, die sich beide mit großer Leidenschaft und enormer Expertise um den Baustoff Lehm verdient gemacht haben. Sie haben sich von zwei unterschiedlichen Seiten dem Material angenähert. Während Minke den weltweit noch immer führenden Lehmbau (mehr als 50% aller Einzelgebäude der Welt sind aus Lehm) unter dem Aspekt Hausbau mit niedrigen Kosten angeht, hat Claytec das Produkt Lehm zu einem modernen Baustoff perfektioniert, der seinen Platz in einer technisch hoch entwickelten Gegenwart erobert hat. Im Adobe Klangtower treffen die beiden Ansätze in versöhnlicher und harmonischer Weise aufeinander, nicht zuletzt durch die ausführende Hand Nico von Borstels.

Rechtzeitig zur Eröffnung im Juni wird eine Projektbeschreibung erscheinen. Wir bleiben dran und dann folgt auch der Bericht “Claytec is documenta”.


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