Charley Chase oder die Glaubwürdigkeit des Unwahrscheinlichen

INNOCENT HUSBANDS
USA 1925
Mit Charley Chase, Katherine Grant, Lucien Littlefield, James Finlayson u.a.
Regie: Leo McCarey
Dauer: 25 min

Charley Chase oder die Glaubwürdigkeit des Unwahrscheinlichen

Innocent Husbands gehört zu Charley Chases besten Kurzfilmen. Inhaltlich stark mit dem Theaterschwank à la Feydeau verwandt, erzählt er eine Verwechslungsgeschichte mit pikantem Grundton, in welcher der arglose Held ohne eigenes Verschulden, lediglich durch eine Verkettung von ungünstigen Zufällen in unmögliche Situationen gerät.

Melvin (Chase) ist mit einer notorisch eifersüchtigen Frau (Katherine Grant) verheiratet. Hinter jedem Schritt, den er unbeaufsichtigt tut, argwöhnt sie einen Seitensprung. Zu Beginn des Films werden wir Zeuge einer solchen Verkettung: Im Bus gerät der in seinen wohlverdienten Feierabend fahrende Melvin in eine Streiterei mit einem Mitreisenden, der ihm ungewollt den Hut ruiniert. Es dauert nicht lange, da sind weitere Leute in die Sache verwickelt, die damit endet, dass Melvin, von einem Ehepaar verfolgt, nach Hause flüchtet. Seine Gattin, welche die Jagd am Fenster beobachtet, ist sogleich überzeugt, dass Melvin etwas mit der Frau gehabt haben muss.

An diesem Abend soll alles noch dicker kommen. Die Gattin fährt zu einer spritistischen Sitzung und Melvin richtet sich, in seinen bequemen Morgenmantel einhüllt, zu Hause auf einen gemütlichen Abend ein. Dann klingelt das Telefon – und es dauert nicht lange, da liegt eine fremde Frau ohnmächtig in Melvins Wohnung.
Die im Grunde vollkommen unglaubwürdige Veränderung, die da vonstatten geht, leitet der Film binnen weniger Minuten her – und zwar auf absolut überzeugende Art. Innerhalb der Regeln dieses Film erscheint das Geschehen nicht nur logisch, sondern auch absolut glaubwürdig. Erst wenn man beginnt, darüber nachzudenken…

Genau da liegt die Kunst der Chase-Filme: Die unwahrscheinlichen Zufälle, welche das Geschehen vorantreiben, werden als gegebene Fakten mit solch unverfrorener Selbstverständlichkeit präsentiert, das Tempo der Handlung derart gerafft, dass man gar nicht auf die Idee kommt, sie in Frage zu stellen – schon wird man von der nächsten Wendung überrascht. Die Filme des Charley Chase sind nicht nur meisterhafte Komödien der Irrungen, sondern auch solche der überraschenden Wendungen. In Innocent Husbands jedenfalls ahnt man nie voraus, was als nächstes passiert.

Wenige Filmminuten nach dem Weggang seiner Frau – in der filmischen „Wirklichkeit“ werden etwa anderthalb Stunden vergangen sein – befinden sich schon zwei Frauen und ein Mann im Smoking in Melvins Schlafzimmer, die er fachgerecht verstecken muss, da seine Frau samt der spiritistisch angehauchten Entourage zurückgekehrt ist. Man erwartet nun das übliche boulevardeske Versteckspiel, aber Chase und seine Mit-Autoren liessen sich etwas überraschend anderes einfallen: Die überzähligen Personen sollen aus dem Schlafzimmer geschmuggelt werden, indem man sie einfallsreich in die Seance einbaut, die inzwischen in Melvins Wohnzimmer ihren Fortgang nimmt. Das ergibt einige äusserst reizvolle absurde Pointen und ein Filmende, das derart unerwartet kommt, dass man über dessen Logik gatr nicht nachdenkt, das aber – auch hier wieder – innerhalb der verqueren Logik dieses Films wunderbar funktioniert.
8/10

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Die DVD: Die Bildschärfe ist sehr gut, der Kontrast ebenfalls.

Die Musikbegleitung stammt von Neil Brand und schwankt zwischen passender Begleitung und leerem Geklimper.

Extras: Vier weitere Filme mit Charley Chase; ein Kurzfilm mit Charleys Bruder, James Parrott; eine kurze Chase-Biografie von Eric Lange.

Reginalcode: 0

Verfügbarkeit:
Deutschsprachiger Raum: Nicht verfügbar.
USA: Der Film findet sich auf der Kompilation Charley Chase Collection 2 und wird von Kino on Video angeboten. Man bekommt die DVD direkt bei Kino, oder bei amazon.com (dort gibt’s die Scheibe ab und zu gebraucht für weniger Geld.
Für Preisvergleiche, evtl. preisgünstigere Angebote und andere Fragen im Zusammenhang mit DVD-Bestellungen aus dem Ausland siehe auch die Tipps zur DVD-Bestellung im Ausland.

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