Celeste & Jesse

© DCM Film Distribution GmbH / Rashida Jones und Andy Samberg sind

© DCM Film Distribution GmbH / Rashida Jones und Andy Samberg sind “Celeste & Jesse”

Die Sache mit der Liebe. Nicht unbedingt das einfachste Unterfangen im Leben. Man lernt sich kennen, man flirtet, irgendwann wird daraus mehr. Es folgt eine Beziehung, entweder mit einem Lebensabschnittsgefährten oder mit dem Partner fürs Leben. In Lee Toland Kriegers „Celeste & Jesse“ mit dem undankbaren Beinamen „Beziehungsstatus: Es ist kompliziert!“ reicht schon alleine der Vorspann dazu aus, um den Zuschauer die schönen Seiten der Liebe deutlich zu machen. Andy Samberg, ehemaliges Mitglied der Comedy-Gruppierung von „Saturday Night Live“ und Rashida Jones, die gemeinsam mit Will McCormack auch das Drehbuch zu diesem Film beisteuerte, spielen das sich anfangs noch liebende Paar, das offenbar die schönste Zeit schon hinter sich gebracht hat. Dennoch sitzen sie gemeinsam, wenn auch ankeifend, in einem Auto, haben sich offenbar noch nicht aufgegeben. Sie versucht ihren arbeitslosen Jesse zu animieren, zu einem besseren Menschen zu machen, wirft hierfür auch einfach mal eine angezündete Zigarette aus dem fahrenden Wagen. Er verschwendet nur wenige Gedanken an Celeste, ist per Telefon-Kumpel mit Träumereien vom Surfen und großen Wellen beschäftigt. Doch dann geschieht im Zuschauerhirn dieses undankbare Ratschen, als wenn eine Schallplatte gescratched wird. Celeste und Jesse sind eigentlich schon sechs Monate voneinander getrennt, die Scheidungspapiere fliegen auch schon irgendwo herum.

Damit, so glauben sie selbst, sind Celeste und Jesse ein recht fortschrittliches Ex-Ehepaar, das trotz einvernehmlicher Trennung noch Tür an Tür lebt. Als Best-Buddies tauschen sie sich über ihre jeweiligen Alltage aus, sind stets über das Tun und Lassen des anderen informiert. Jede freie Minute verbringen sie miteinander, man mag kaum glauben, dass es sich hier um eine gescheiterte Beziehung handelt. Ihre besten Freunde (Ari Graynor aus Hipster-Filmen wie „Youth in Revolt“ oder „Nick & Norah“ sowie Eric Christian Olsen aus der 2011er Neuauflage von „The Thing“) nervt das tierisch an, sie ertragen dieses harmonische Miteinander des getrennten Paares nicht länger. Als dann eine alkoholisierte Nacht die beiden wieder in ein gemeinsames Bett führt, möchte Celeste dann doch lieber einen endgültigen Schlussstrich ziehen. Sie bittet erneut um die Scheidung. Doch Jesse, der seine Ex insgeheim immer noch liebt, möchte das Zusammenleben noch nicht aufgeben.

Celeste und Jesse mit ihren Freunden Beth (Ari Graynor, ganz links) und Tucker (Eric Christian Olsen, hinten)

Celeste und Jesse mit ihren Freunden Beth (Ari Graynor, ganz links) und Tucker (Eric Christian Olsen, hinten)

Das muss natürlich unweigerlich zum filmischen Zerwürfnis führen, nicht aber zum allgemein erwarteten Happy End. Da ist sie wieder, eine dieser Indie-Perlen, die sich oftmals trauen andere Wege zu gehen als der allgegenwärtige Konformismus romantischer Komödien. Die Trennung zieht hier ein beidseitiges, stets andauerndes Dating Game mit sich, dem sich beide Protagonisten ergeben müssen. Jesse trifft auf ein jüngeres Mädchen beim Yoga, die beim ersten Date nicht aufhören kann zu reden, in einem Buchladen begegnet er einer Veronika, mit der er vor einigen Monaten offenbar auch schon eine kurze Liaison hatte. Diese Frau wird Jesse zudem ein Kind gebären. Beim zufälligen Buchstöbern weiß der werdende Vater noch nichts von seinem Glück, aber hier verbirgt sich seine Rettung vor der ewigen Halbbeziehung zu Celeste, die später verzweifelt vor Angst sein wird. Jesse findet seinen Platz im Leben an der Seite einer anderen Frau, die seiner Existenz einen Sinn verleiht. Auf einmal wird aus dem Herumtreiber und Träumer ein Mann, der sich zwar immer noch an die Zeit mit Celeste zurücksehnt, aber auch die Chancen seines neuen Daseins erkennt. Da ist er nun also, der endgültige Schlussstrich, der sich für Celeste auf einmal gänzlich falsch anfühlt. Unter Tränen versucht sie es ihrem Jesse klar zu machen, muss sich dabei aber eigentlich selbst vor Augen führen, dass es ihr nicht um Jesse, sondern um das Alleinsein im Allgemeinen geht.

Erfrischend spielt Andy Samberg hier den Jesse, entfernt sich – der Dank der Zuschauer sollte ihm Gewiss sein – von vorherigen Auftritten im charmanten, allerdings eher brachialen Humor angesiedelt, ebenso von seinen Gemeinschaftsarbeiten mit dem wenig anerkannten Humoristen Adam Sandler. Dies ist nicht Samberg à la „Der Chaos-Dad“ oder „Hotel Transsilvanien“. Mit „Celeste & Jesse“ nähert er sich viel eher einer Mixtur aus Michael Cera („Juno“) und Joseph Gordon-Levitt („(500) Days of Summer“) an. Seine Filmpartnerin Rashida Jones, die zugleich ihre erste Drehbucharbeit ablieferte, ist schauspielerisch gewohnt stark. Sie überzeugt sowohl durch ihr Comedy-Timing, das sie durch ihre Rolle in der US-Fernsehserie „Parks & Recreation“ festigen konnte, wie auch in Momenten melancholisch-trauriger Einsamkeit, die ihrer Celeste nach zu viel Heiterkeit doch noch wiederfährt. So innig die Beziehung dieser beiden Menschen gewesen sein mag, so gut ihre Freundschaft während ihrer Kumpel-Zeit funktioniert, so sehr müssen sie sich auch dem Moment stellen, in dem ihrer beider Leben auseinander driften. Und eben hier beweisen Jones und Samberg dann, dass sie mehr können als nur die Ulknudeln zu verkörpern.

Celeste wird hier in eine Sinnkrise geworfen, wird sich am Ende der Frage stellen müssen, welchen Weg im Leben sie nun beschreiten möchte, wo es doch für sie anscheinend von Anfang an klar war. Derweil wird aus dem treibenden Jesse der zielstrebige Vater gemacht, die Rollen am Ende umgekehrt. „Celeste & Jesse“ zeigt mit der Beteiligung nur zweier Darsteller, wie das Leben und die Liebe, wie Beziehungen Einfluss auf die Persönlichkeit ausüben können: Strebsam fleißig, zurückgelehnt mitschwimmend, glücklich oder traurig. Aber gerade auch bei Celeste merkt man als Zuschauer diese oftmals selbst auferlegten Qualen, das Stöbern in sozialen Communitys. Was macht der ehemalige Partner in diesem Moment? Wie geht es ihm wohl? Fragen, die man eigentlich gar nicht beantwortet haben möchte. So lange aber die Selbsterkenntnis am Ende steht, ist es dieser steinige Weg zumindest wert beschritten zu werden.


Celeste & Jesse_Hauptplakat

“Celeste & Jesse – Beziehungsstatus: Es ist kompliziert!“

Start: 14. Februar 2013 – Originaltitel: „Celeste & Jesse Forever“ – USA 2012 – ohne Altersbeschränkung – 96 Minuten – Regie: Lee Toland Krieger – Drehbuch: Rashida Jones, Will McCormack – Darsteller: Rashida Jones, Andy Samberg, Ari Graynor, Eric Christian Olsen, Elijah Wood, Will McCormack, Chris Messina, Emma Roberts – Homepage:celesteundjesse-derfilm.de



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